Die Wiedereinführung der Buchpreisbindung ist eine emotionale Angelegenheit. Während der Bibliotheksverband BIS dagegen ist und die Schweizer Arbeitsgruppe der öffentlichen Bibliotheken keine Stellung bezieht, befürwortet die Westschweizer Sektion das neue Gesetz. Der Buchhändlerverband tut dies ebenfalls, viele kleine Buchhandlungen hingegen, die in den letzten Jahren innovative und zukunftsfähige Wege aufgebaut haben wollen die heutige liberale Schiene weiterfahren.
Ausser der Tatsache, dass dem Parlament ein folgeschwerer Fehler unterlaufen ist, der es Privatkunden ermöglicht mit Bestellungen bei ausländischen Internetanbietern die Schweizer Buchpreisbindung legal zu umgehen, schreibt der Direktor der GGG Stadbiblothek Basel, Kurt Egli: «Ich bin klar gegen die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Bei näherer Betrachtung weist das zur Diskussion stehende Gesetz grosse Mängel auf.
Ein Gesetz mit absurden Fehlern
Vor allem der Abschnitt zu den Rabatten für die Bibliotheken ist absurd und skandalös. In Artikel 7 des Gesetzes richtet sich die Höhe eines Rabattes nach der Höhe des Anschaffungsbudgets der Bibliothek. Wenn also eine Bibliothek mit grossem Budget z.B. nur ein Buch in einer Buchhandlung kauft, bekommt sie mehr Rabatt als eine kleine Bibliothek, die 100 Bücher bestellt. Normalerweise richtet sich ein Rabatt nach der Bestellmenge. Zudem ist nicht einzusehen, warum wir Lieferanten unsere Budgetdetails bekanntgeben sollen. Abgesehen davon profiteren von dieser Rabattregel nur ganz wenige grosse Bibliotheken mit Medienbudgets über 500'000 Franken.
Eine Wiedereinführung der Buchpreisbindung beendet die dynamische und innovative Zusammenarbeit zwischen Buchhandlungen und Bibliotheken. Gerade kleine Buchhandlungen profitieren heute von Verträgen mit uns. Die Verträge enthalten neben garantierten Bestellmengen auch Zusammenarbeitsformen und Rabatte für Bibliothekskunden. So ist z.B. die kleine Basler Buchhandlung Olymp&Hades klar gegen die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Falls diese in der Schweiz wieder kommt, wird die Stadtbibliothek Basel nach Lösungen suchen, die den lokalen Buchhandel vollständig umgehen.
Die Befürworter der Buchpreisbindung wollen uns weis machen, dass fixe Preise zu günstigeren Büchern führen. Ein Kartell hat meines Wissens noch nie zu Preissenkungen geführt. Wieso dies bei der Buchpreisbindung anders sein soll, leuchtet mir nicht ein. Seit dem Fall der Buchpreisbindung in der Schweiz sind die Durchschnittspreise für Bücher gesunken.
Das Gesetz setzt sich die Förderung der Vielfalt und Qualität des Buches zum Ziel. Es enthält aber nur Regelungen zum Preis. Nirgends wird über die Qualität des Buches und des Buchangebotes etwas ausgesagt. Kulturförderung rein über fixierte Preise kann nicht funktionieren.
Ebenso kann die Buchpreisbindung nicht die Herausforderungen der Zukunft angesichts des veränderten Nutzungsverhaltens (E-Books, Internet-Bestellungen, etc.) aufhalten. Die Buchpreisbindung rettet weder kleine Buchhandlungen noch den gesamten Schweizer Buchhandel.»
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