Dienstag, 21. Juli 2009

Geistiges Eigentum hat einen zunehmend schweren Stand

«Ist das Urheberrecht ein Papiertiger?» fragt die Neue Zürcher Zeitung provokativ: Auf dem Papier sähe es gut aus für die Urheber: De iure besitzen sie das unveräusserliche Recht zur Verwertung und Bearbeitung ihrer Werke. Aber die Wirklichkeit des Internets sieht anders aus; und was dem kontinentalen Urheberrecht billig ist, ist dem US-Copyright durchaus fremd.

Der interessante und äusserst lesenswerte Artikel von Joachim Güntner aus dem Feuilleton ist hier zugänglich:

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 21. Juli 2009.

Freitag, 10. Juli 2009

Avantgarde wird man nicht, wenn man den Trends hinterher hechelt.

«Dies ist das Bekenntnis eines Menschen, den das Informationszeitalter abgehängt hat: Ich bin weder in Facebook noch MySpace präsent. Ich chatte, twittere und blogge nicht. Ich benutze SMS nur unter Gewaltandrohung und MMS nicht einmal dann. Und immer häufiger fühle ich mich als Sträfling auf einer Galeere, wo Mailbox und Handy unerbittlich die Schlagzahl bestimmen. Keine Angst: Ich bin noch nicht klinisch tot. Aber wenn ich den Kommunikationsfachleuten glauben darf, schon fast nicht mehr existent.

Nie hätte ich mir träumen lassen, dass George Orwells Horrorvision der totalen Überwachung dereinst nicht von einem totalitären Staat sondern vom biederen, informationssüchtig gewordenen Bürger wahr gemacht wird. Anstatt «unplugged» leben wir längst «overplugged». Zu gut deutsch: Wir ziehen nicht den Stecker, um uns mit wirklichen Menschen in greifbarer Nähe abzumühen, sondern wir laden via Facebook jeden x-beliebigen Heini ein, unser «Freund» zu sein. Wir stehen vor einem realen Scherbenhaufen im Privatleben, haben aber dafür den Durchblick, wenn es um Amy Winehouse geht.

Als ich vor einer Woche Gast in einem ehemaligen Benediktiner-Kloster war, da hatte ich eine Vision (ganz ohne elektronische Unterstützung): Wenn ich Alt-Bundesrat wäre, würde ich hier zwanzig Millionen einschiessen. Ich würde die besten Designer und Architekten engagieren und in das historische Gemäuer eine spartanische Infrastruktur mit hochwertigen Materialien und exquisiter Ästethik einfügen. Eine radikale Vision von «Schlichtheit» hatte ich, und dafür braucht es erfahrungsgemäss viel Geld. Zu den technischen Innovationen des Hauses würde gehören: Kein WLAN, keine Anschlüsse für Internet, Telefon und Fernsehen, und den Handy-Empfang würde ich arealweit stören. Dann würde ich «Informationsfrei auf Zeit» anbieten. Oder Tagungen mit unabgelenkt präsenten Teilnehmern. Und ich würde mich selbst als Stammgast anmelden.»

Quelle: Thomas Binotto in Pfarrblatt der Zürcher Katholiken 15/2009.