Dienstag, 20. Januar 2009

Endlich Ferien – günstiges Angebot finden

«Ich sehe immer wieder Leute, die anscheinend richtig Übung mit den Suchmaschinen für billige Flüge haben. Ich bin in der Hinsicht ungeübt bis blond - vielleicht mag mir ja jemand helfen: suche einen preiswerten Flug von München nach Islamabad im nächsten Juli - ca. 4.7. - 1.8.
Ich suche auch selber, aber ich dachte, vielleicht kanns hier noch jemand besser. Nina
.»

Ich bin zwar nicht Billigflugexperte, aber Suchexperte. Am einfachsten gehst Du so vor:

1. Nimm eine Suchmaschine mit einem einzigen Suchfeld (Altavista, Ask, Cuil, Google, Yahoo, etc.). Tippe das Wort «Billigflug» ein und klicke auf «Suche». Es gibt dann über eine Million Treffer.

2. Klicke auf das erste Suchresultat mit der rechten Maustaste (oder Taste «ctrl»/Mausklick mit Macintosh und Eintastenmaus) «öffnen in einem neuen Tab» (oder neuem Fenster, falls Du einen alten Browser hast). Gib die Daten ein und lass Dir den Flug suchen.

3. Gehe zurück zum Tab/Fenster der Suchmaschine und gehe gleich vor wie unter /2./ beschrieben mit dem zweiten Suchtreffer, dann dem dritten, dem vierten, etc.

4. Tabs/Fenster, die Dir schlechte oder teurere Resultate ergeben kannst Du schliessen, die anderen (z.B. die jeweils drei billigsten) lässt Du offen.

5. Fahre so fort bis zum Suchresultat zwanzig (das ist auf der Trefferseite 2).

Hast Du nun ein zufriedenstellendes Resultat gefunden? Sonst schaust Du noch die 3. Trefferseite an. Wenn Du gefunden hast und nicht mehr suchst, dann bist Du richtig vorgegangen…

Übrigens: cuil.com durchsucht 124 Milliarden Webseiten, das ist mir Abstand der grösste Suchmaschinenindex, grösser als Google und noch grösser als die meisten anderen Suchmaschinen.
Aber eigentlich reicht Dir ja ein einziger Treffer, wenn Du die Gewissheit hast, dass er Dir den günstigsten Flug anzeigt. Nur gibt es das leider nicht. Wenn Du fünf Billigflugsuchmaschinen durchsuchst statt eine, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, ein gutes Angebot zu finden. Ich denke ab 12-15 wird es immer unwahrscheinlicher, ein noch billigeres Angebot zu finden, was jedoch nicht ausgeschlossen ist. Tipp: Setze Dir eine Zeitlimite: eine Stunde. Oder zwei. Oder drei. Egal, aber halte Dich dran, sonst suchst Du sieben Abende lang und regst Dich höchstens auf.

Sonntag, 4. Januar 2009

Digitales Gedächtnis vs. vergessen

Ein Amerikaner hält jedes Ereignis seines Lebens fest und hat, wie die NZZ am Sonntag berichtet, bisher 553 385 Dokumente gespeichert. Er hält jeden Augenblick, jede kleine Freude, jeden Streit fest, um herauszufinden, wieviel Speicherplatz ein Leben benötige. Lösung für die Zukunft?

Gordon Bell, ein 74-jähriger US-Computerwissenschafter, zeichnet alles auf. Er speichert, was ihm begegnet, was um ihn geschieht, was er liest, schreibt, sagt. Er scannt ein, fotografiert, zeichnet auf. Pensionierung sei für ihn kein Thema, seine Arbeit endet nie. 1995 fragte er sich, was er mit dem Gerümpel machen solle, das sich um ihn herum angesammelt hatte, mit den Bildern, Büchern, Papieren. Statt aufzuräumen, zu trennen, wollte er wissen, was nötig sei, um alles aufzubewahren. 2001 fing er mit Einscannen an. Eine Kamera, die an einer Schnur um den Hals hängt, zeichnet Menschen, ein GPS-Gerät Orte, ein drittes Utensil Stresssituationen, Herzschläge, Blutdruck, Kalorienverbrauch auf.

Gehirn ist Computer voraus
Sich an alles erinnern? Nie mehr vergessen? Vor langer Zeit schrieb Rainer Maria Rilke: «Es ist wichtig, sich zu erinnern. Noch wichtiger ist, zu vergessen.» Der Neuropsychologe Lutz Jäncke von der Universität Zürich sagt: «Die wichtigste Eigenschaft unseres Gedächtnisses ist vergessen. Ich bezweifle sehr, ob wir mit einem digitalen Gedächtnis umgehen könnten.» Unser Gedächtnis sammelt nicht, es interpretiert. «Ein digitales Gedächtnis würde uns überfordern, weil es uns an unwichtige, schlechte, vielleicht peinliche Dinge der Vergangenheit erinnert, die in der Rückschau aus dem emotionalen Kontext gerissen werden.» Das Lebensgefühl, der Kontext wäre nicht mehr nachvollziehbar, das Geschehene wäre es sehr wohl.

Doch auch Bell, dessen Gedächtnis frei von Unnötigem sei, da alles, sein ganzes Leben auf dem Computer gespeichert ist, kommt nicht ohne Interpretation aus: Sein Team sucht Möglichkeiten, die Datenflut zu sortieren, Wichtiges hervorzuheben, Unwichtiges zu verstecken, weil der Nutzer das nicht selber machen wolle. Vielleicht ist es doch besser, sich an Rilke zu halten und ab und zu etwas Altpapier zu bündeln.

Quelle: NZZ am Sonntag, 4. Januar 2009 (Auszüge; ganzer Artikel hier klicken)