Samstag, 2. Dezember 2023

Altersangaben bei Kinder- und Jugendbüchern

Eltern, Grosseltern, Paten, Tanten und Onkel, die gerne Bücher verschenken, verlassen sich gerne auf eine Altersangabe des Verlages. Einige Verlage, vor allem Kinderbuchverlage drucken auf der Rückseite eine Angabe auf, ab welchem Alter das Buch ungefähr geeignet ist. Andere Verlage nutzen dazu Punkte auf dem Buchrücken.

Dabei bedeuten die Punkte folgendes Alter:
1 Punkt für Leseanfänger / ca. ab 6 Jahren
2 Punkte für Leser ab ca. 8 Jahren
3 Punkte für Leser ab ca. 10 Jahren
4 Punkte für Leser ab. ca. 12 Jahren (also Jugendbuch)

Die Punkte und ausgeschriebenen Altersangaben sind jedoch immer nur ein Hinweis. Je nach Lesefertigkeit und persönlicher Entwicklung liest ein Siebenjähriger bereits•-Bücher und ein Dreizehnjähriger verschlingt •-Bücher.

Bildquelle:  Carina Zacharias

Donnerstag, 10. August 2023

Wie Google das Internet kontrollieren will

Google scheint es zu lieben, Spezifikationen zu erstellen, die für das offene Web schrecklich sind, und es scheint, als würden sie alle paar Monate einen Weg finden, eine neue zu erstellen. Dieses Mal sind wir auf einige Kontroversen gestoßen, die durch eine neue Web Environment Integrity-Spezifikation verursacht wurden, an der Google offenbar arbeitet.

Zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich keine offizielle Nachricht von Google zu dieser Spezifikation finden, daher ist es möglich, dass es sich nur um die Arbeit eines fehlgeleiteten Ingenieurs im Unternehmen handelt, der keine Unterstützung von oben hat, aber es scheint eine Arbeit zu sein wird seit mehr als einem Jahr durchgeführt und die resultierende Spezifikation ist für das offene Web so giftig, dass Google an dieser Stelle zumindest eine Erklärung abgeben muss, wie es so weit kommen konnte.  

Was ist Webumgebungsintegrität? Es ist einfach gefährlich.

Die fragliche Spezifikation, die unter https://github.com/RupertBenWiser/Web-Environment-Integrity/blob/main/explainer.md beschrieben wird, heißt Web Environment Integrity. Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie gefährlich. Es würde Websites mit einer API ausstatten, die ihnen mitteilt, ob dem Browser und der Plattform, auf der er gerade verwendet wird, ein vertrauenswürdiger Dritter (ein sogenannter Attester) vertraut. Die Details sind unklar, aber das Ziel scheint darin zu bestehen, „falsche“ Interaktionen mit Websites aller Art zu verhindern. Obwohl dies wie eine noble Motivation erscheint und die aufgeführten Anwendungsfälle sehr vernünftig erscheinen, ist die vorgeschlagene Lösung absolut schrecklich und wurde bereits mit DRM für Websites gleichgesetzt, mit allem, was dazu gehört. 

 Interessant ist auch, dass es beim ersten aufgeführten Anwendungsfall darum geht, sicherzustellen, dass Interaktionen mit Anzeigen echt sind. Auch wenn dies oberflächlich betrachtet kein Problem darstellt, deutet es doch auf die Idee hin, dass Google bereit ist, alle Mittel zu nutzen, um seine Werbeplattform zu stärken, ungeachtet des potenziellen Schadens für die Nutzer des Webs. ​Obwohl der Text das unglaubliche Risiko erwähnt, das mit dem Ausschluss von Anbietern einhergeht (lesen Sie, andere Browser), wird nur ein lauer Versuch unternommen, das Problem anzugehen, und am Ende gibt es keine wirkliche Lösung.  

Was ist also das Problem?  

Wenn eine Entität einfach entscheiden kann, welche Browser vertrauenswürdig sind und welche nicht, gibt es keine Garantie dafür, dass sie einem bestimmten Browser vertrauen wird. Jeder neue Browser wird standardmäßig nicht als vertrauenswürdig eingestuft, bis er auf irgendeine Weise nachgewiesen hat, dass er vertrauenswürdig ist. Dies liegt im Ermessen der Prüfer. 

Außerdem würde jeder, der nicht mehr mit veralteter Software arbeitet, bei der diese Spezifikation nicht unterstützt wird, irgendwann vom Web ausgeschlossen werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass das wichtigste Beispiel für einen Attestierer Google Play auf Android ist. Das heißt, Google entscheidet, welcher Browser auf seiner eigenen Plattform vertrauenswürdig ist. Ich sehe nicht ein, wie man von ihnen Unparteilichkeit erwarten kann.  

Unter Windows würden sie sich wahrscheinlich über den Windows Store an Microsoft wenden, und unter Mac würden sie sich an Apple wenden. Wir können also davon ausgehen, dass zumindest Edge und Safari vertrauenswürdig sind. Jeder andere Browser bleibt den Gunsten dieser drei Unternehmen überlassen.

Natürlich fällt Ihnen im vorherigen Absatz eine eklatante Auslassung auf. Was ist mit Linux? Nun, das ist die große Frage. Wird Linux vollständig vom Surfen im Internet ausgeschlossen? Oder wird Canonical durch die Kontrolle der Snaps-Paket-Repositorys zum Entscheider? Wer weiß. Aber für Linux sieht es nicht gut aus.  

Das allein wäre schon schlimm genug, aber es kommt noch schlimmer. Die Spezifikation weist stark darauf hin, dass ein Ziel darin besteht, sicherzustellen, dass echte Menschen mit der Website interagieren. Es wird in keiner Weise klargestellt, wie dies erreicht werden soll, daher bleiben uns einige große Fragen, wie dies erreicht werden soll. Werden Verhaltensdaten verwendet, um festzustellen, ob sich der Benutzer menschenähnlich verhält? Werden diese Daten den Attestierern vorgelegt? Werden Barrierefreiheitstools, die auf der Automatisierung der Eingabe in den Browser basieren, dazu führen, dass dieser nicht mehr vertrauenswürdig ist? Wird es Erweiterungen betreffen?  

Die Spezifikation sieht derzeit zwar eine Ausnahmeregelung für Browsermodifikationen und -erweiterungen vor, diese können jedoch die Automatisierung von Interaktionen mit einer Website trivial machen. Entweder ist die Spezifikation also nutzlos oder es werden irgendwann auch dort Einschränkungen angewendet. Ansonsten wäre es für einen Angreifer trivial, das Ganze zu umgehen.  

Können wir uns einfach weigern, es umzusetzen? 

Leider ist es dieses Mal nicht so einfach. Jeder Browser, der sich dafür entscheidet, dies nicht zu implementieren, wäre nicht vertrauenswürdig und jede Website, die sich für die Verwendung dieser API entscheidet, könnte daher Benutzer dieser Browser ablehnen.  

Google verfügt auch über Möglichkeiten, die Akzeptanz durch Websites selbst zu steigern. Erstens können sie ganz einfach alle ihre Eigenschaften von der Verwendung dieser Funktionen abhängig machen, und die Nichtnutzung von Google-Websites ist für die meisten Browser bereits ein Todesurteil. Darüber hinaus könnten sie versuchen, Websites, die Google Ads verwenden, vorzuschreiben, diese API ebenfalls zu verwenden, was sinnvoll ist, da das erste Ziel darin besteht, gefälschte Anzeigenklicks zu verhindern. Das würde schnell dafür sorgen, dass jeder Browser, der die API nicht unterstützt, dem Untergang geweiht wäre. 

Es gibt Hoffnung.

Es besteht eine überwältigende Wahrscheinlichkeit, dass das EU-Recht einigen wenigen Unternehmen keine weitreichende Entscheidungsbefugnis einräumen wird, welche Browser zulässig sind und welche nicht.  

Es besteht kein Zweifel, dass die Prüfer einem enormen Druck ausgesetzt wären, so fair wie möglich zu sein. Leider sind Gesetzgebungs- und Justizapparate in der Regel langsam, und es lässt sich nicht sagen, wie viel Schaden entstehen wird, während Regierungen und Richter dies prüfen.  

Wenn dies vorangetrieben wird, wird es eine schwierige Zeit für das offene Web und könnte kleinere Anbieter erheblich beeinträchtigen. Es ist seit langem bekannt, dass Googles Dominanz auf dem Webbrowser-Markt das Potenzial hat, zu einer existenziellen Bedrohung für das Web zu werden. Mit jeder schlechten Idee, die sie auf den Tisch brachten, wie FLOC, TOPIC und Client Hints, kamen sie der Verwirklichung dieses Potenzials näher.  

Bei Web Environment Integrity handelt es sich eher um das Gleiche, aber auch um einen Schritt über den Rest, was die Bedrohung angeht, die es darstellt, insbesondere da es dazu genutzt werden könnte, Microsoft und Apple zur Zusammenarbeit mit Google zu ermutigen, um den Wettbewerb sowohl im Browser- als auch im Betriebssystembereich einzuschränken.  

Es ist unbedingt erforderlich, dass sie darauf aufmerksam gemacht und daran gehindert werden, voranzukommen. ​Während unsere Wachsamkeit es uns ermöglicht, all diese Versuche, das Web zu untergraben, zu bemerken und uns dagegen zu wehren, besteht die einzige langfristige Lösung darin, Google zu gleichen Wettbewerbsbedingungen zu verhelfen. Da hilft die Gesetzgebung, aber auch die Reduzierung ihres Marktanteils.  

Ebenso wird unsere Stimme für jeden Vivaldi-Benutzer stärker, sodass wir in diesen Diskussionen effektiver sein können. Wir hoffen, dass die Nutzer des Internets dies erkennen und ihre Browser entsprechend auswählen. ​Der Kampf dafür, dass das Internet offen bleibt, wird langwierig sein und es steht viel auf dem Spiel. Lasst uns gemeinsam kämpfen.  

Julien Picalausa (Vivaldi)

Montag, 23. September 2019

Wenn Computer selber wissenschaftlich publizieren

Prof. Dr. Rüdiger Buchkremer (ex HTW Chur) hat sich am IFID-Institut in den letzten zwei Jahren intensiver mit der Systemmedizin beschäftigt. Einerseits analysierte er umfangreiche Textmengen zu einem medizinischen System und fasst die wichtigsten Erkenntnisse mit künstlicher Intelligenz zusammen. Anderseits fand er auch Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Krankheiten, sowie besonders seltenes Wissen zu einer medizinischen Fragestellung. Die Techniken werden bereits angewandt und darüber publiziert. Im Film erklärt er das im Gespräch mit Jochen Werner, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen und David Matusiewicz, Medizinökonom und Institutsdirektor an der FOM, sehr anschaulich und verständlich.



Dabei geht es nur am Rande um Medizin und viel mehr um künstliche Intelligenz. In Dr. Werners Fachgebiet werden jährlich rund 6000 wichtige Papers publiziert. Ergo müsste er täglich deren 20 lesen. Künstliche Intelligenz fasst die 6000 Publikationen zusammen. Das ist einerseits toll, andererseits auch beängstigend, wenn Computer Publikationen zusammenfassen und selbständig neue Artikel oder Bücher publizieren.

Montag, 9. September 2019

Vivaldi, der anpassungsfähigste Browser nun auch für Android

Bild: Vivaldi
Bereits vor anderthalb Jahren habe ich auf den Vivaldi-Browser aufmerksam gemacht, der sehr viele praktische Funktionen aufweist, da er eine Nutzergemeinschaft hat, die sich aktiv einbringt und vom norwegischen Hersteller auch ernst genommen wird. Damals gab es noch den Wermutstropfen, dass er nicht für Android-Geräte verfügbar ist. Ich wusste zwar, dass eine Android-Version in Entwicklung war (und auch schon sicher ein halbes Jahr, dass sie dieses Jahr endlich kommt), durfte aber noch nichts darüber schreiben.

Bilder: Vivaldi
Nun ist es offiziell: Vivaldi gibt es auch für Android. Die Leistungsfähigkeit von Vivaldi kann man nun auch auf einem Mobilgerät nutzen, einschliesslich der Ende-zu-Ende verschlüsselten Synchronisierung seiner Passwörter, Lesezeichen, Notizen, geöffneten Tabs und mehr. Im Play-Store gibt es die Vivaldi-Android-Beta-Version. Die Hersteller freuen sich auf Kommentare, Rückmeldungen und Anmerkungen. Beta tönt ein bisschen nach unausgegoren. Man muss aber wissen, dass Vivaldi-Chef von Tetzchner schon mehr als ein Jahr eine Vorabversion nutzte, bevor überhaupt den Testern eine Alpha-Version überreicht wurde.

Beim Aufrufen der App wird die Startseite angezeigt, die mehrere Registerkarten enthält. Auf diese Weise können Lieblingsseiten schneller geöffnet werden, ohne sie in der Adressleiste eingeben zu müssen. Es ist vollständig benutzerdefinierbar. Der mobile Browser unterstützt sowohl helle als auch dunkle Themen. In der Standardeinstellung wählt es das Standardthema des Systems.

Das mobile Browser-Design von Vivaldi bietet eine benutzerfreundliche Benutzeroberfläche, welche die Navigation erleichtert, indem ein oder zwei Antippen genügen. Eine andere tolle Funktion ist der Filter, der alle heruntergeladenen Dateien basierend auf dem Dateiformat anzeigt. Alle Menüs im Inneren sind zur einfachen Navigation nach links und rechts verschiebbar.

"Notizen" ist etwas, das für einen mobilen Browser einzigartig ist. Es ermöglicht, eine normale Notiz oder eine Notiz mit Checklisten während dem Browsen zu erstellen. Dank der Synchronisierungsfunktionalität können die Notizen geräteübergreifend - etwa auf den Laptop oder Schreibtisch-PC - synchronisiert werden.

Ein anderes interessantes Merkmal ist die einfache Umschaltung zwischen den Suchmaschinen in der Adresszeile. Wahrscheinlich die nützlichste Funktion unter den vielen, ist 'Capture'. Es ermöglicht, Screenshots von Webseiten zu machen, entweder der gesamten Webseite oder nur des sichtbaren Bereichs. Sie sprechen nicht deutsch? Dann kann Vivaldi noch 52 andere Sprachen.

Hier gibt es den Android-Vivaldi: https://vivaldi.com/de/android/

Samstag, 9. Juni 2018

Den Klauen Amazons enttrinnen

Vor kurzem bekam ich ein e-Mail eines kleinen Verlages, der mich bat an einer Umfrage teilzunehmen. Das Formular liess mir das Blut in den Adern stocken: Gefragt wurde nach Name, Adresse, Telefon, etc. etc. Dann schaute ich mir das Video an:



Formal ist das Video nicht besonders toll. Insbesondere der Ton ist zu leise. Interessant jedoch, wie der Verleger offen über seine Überlegungen und Gedanken spricht: Was Amazon aus kommerzieller Sicht richtig macht und wie er von den grossen Giganten abhängig ist und wie er aus dieser Abhängigkeit ausbrechen will.

Die Überlegungen sind so falsch nicht. Ob es gelingen wird? Zumindest einige Dinge macht dieser Mann meiner Meinung nach richtig:
  • Er berlegt sich, was für sein Geschäft wichtig ist.
  • Er überlegt sich ob er das besser alleine stemmt oder besser auslagert.
  • Er tritt mit seinen online Kunden in einen Dialog.
  • Er ist transparent, ehrlich und offen.
Mit diesen vier Punkten könnte es in der schmalen Nische, in der der Verlag tätig ist gelingen. Wir werden sehen.

Mittwoch, 16. Mai 2018

Gedankenlos in den Tod

Nach dem letzten Beitrag mit dem eindrücklichen Film übers Phishing hier noch den zweiten, filmisch wohl noch eine Spur besser:



Was man daraus lernen kann? Nicht alles muss ins Netz. Nicht alles muss geteilt werden. Was geteilt wird, soll bewusst an diesen oder jenen gehen (opt-in) und nicht an alle ohne den einen oder anderen (opt-out). Gemein ist, dass die entsprechenden Einstellungen immer wieder überprüft werden müssen, da sie z.B. bei Facebook immer wieder geändert werden und dabei gleichzeitig auf die Werkeinstellungen zurückgesetzt werden. Fragt sich natürlich, ob Anonymität im Internet überhaupt möglich sei. Ohne eine direkte ANtwort zu geben, erinnere ich an den obenstehenden Satz: Nicht alles muss ins Netz. Nicht alles muss geteilt werden.

Dienstag, 24. April 2018

Schön blöd, wenn nur die Rechnung kommt

Studierende meiner ehemaligen Hochschule haben ein eindrückliches Video gedreht.



Wie man sich effektiv gegen Phising schützen kann, war bereits Thema auf diesem Blog, zum Beispiel hier: Sicher surfen ist einfach, aber zwingend.