Sonntag, 30. Juli 2017

Lösegeld oder Sicherungskopie

Mitte Mai fand eine grosse Cyber Attacke mit sogenannter Ransomware (Ransom = Lösegeld) statt. Mehrere Hunderttausend Computer mit älteren Windows Versionen waren betroffen. Die Schadsoftware verschlüsselte Daten auf dem Computer. Wer wieder Zugang zu seinen Daten will muss ein Lösegeld zahlen. Wer kein aktuelles Backup hat wird sich grün und blau ärgern. Zum Teil waren Grossfirmen über Stunden lahmgelegt, bis das Backup wieder eingespielt war.

Rund um Computer und Internet hat sich eine neue „Industrie“ entwickelt: CyberCrime. Hacker und IT Spezialisten suchen gezielt nach Schwachstellen in Betriebssystemen und Software, so genannten Exploits, und versuchen diese zu Geld zu machen. Es gibt Broker, die mit solchen Exploits Handel treiben. Ein grosser Exploit, der viel Information oder viel Profit verspricht, kann schon mal einige Hunderttausend Dollar einbringen. Kunden sind zumeist Geheimdienste und das organisierte Verbrechen. Letztes Jahr wurde bekannt, dass das FBI fast 1.3 Millionen Dollar für einen Hack bezahlt hatte, um das iPhone zu entsperren. Zuvor hatten sie vergeblich versucht, das iPhone selbst zu knacken und Apple gerichtlich zu zwingen, Hintertürchen ins iOS einzubauen.

Internet der Dinge
Nun steht das Internet der Dinge sozusagen vor der Tür. Kühlschrank, Kaffeemaschine, Auto - alles ist computergesteuert und mit dem Internet verbunden. Diese Hersteller sind bezüglich IT Sicherheit allerdings noch ziemlich unerfahren. Es dürfte für Hacker ein Leichtes sein, diese Geräte zu knacken und für ihre Zwecke zu missbrauchen.

In ein paar Jahren könnte mein Albtraum-Tag etwa so aussehen: Der Wecker dudelt und meldet mir Wetterlage, Aussentemperatur, treibt mich zur Eile an. Ich dusche, gehe in die Küche und freue mich auf einen Kaffee. Doch die Kaffeemaschine hat heute keine Lust und wünscht in Ruhe gelassen zu werden. Der Kühlschrank quillt über, weil er wieder mal selbständig zu viel Milch bestellt hat. „Immerhin hat die Milch noch keine Kühlschränke bestellt" tröste ich mich. Also ab ins Auto, Motor starten. Da erklärt mir das Bordsystem, es sei gesperrt worden, ich müsse erst 1000 Franken auf Konto XY überweisen, dann könne ich fahren. Mit dem Taxi schaffe ich es gerade noch rechtzeitig an den Flughafen. Endlich entspannt im Flugzeug, das Frühstück wird serviert, der Kaffee schmeckt prima. Doch die Entspannung ist von kurzer Dauer. Der Pilot spricht zu uns über die Lautsprecher. Nicht die üblichen Angaben zu Flug und Wetterlage sind Thema. Sondern sein Bedauern darüber, dass der Bordcomputer gehackt wurde und Swiss sich weigere, das Lösegeld zu zahlen...

Spätestens an diesem Punkt möchte ich gerne aus dem Traum aufwachen.
schreibt wwe.ch

Dienstag, 11. Juli 2017

HyperCards Urenkel kommt

(Rheinwerk-Verlag)
In Deutschland scheint LiveCode bekannt zu werden. Dies schrieb vor einigen Wochen zumindest Hauke Fehr. Fehr muss es wissen, denn er programmiert seit rund dreissig Jahren mit verschiedenen Programmiersprachen. Dabei verwendet er LiveCode etwa für Sprachlernprogramme oder Auftragsverwaltungen für KMU.  Als Linguist und Hochschuldozent hat er ein besonderes Gespür fürs Lernen und Lehren.

Im englsichsprachigen Raum ist LiveCode schon viel bekannter, sowohl bei professionellen Programmierern, jedoch auch bei Schülern und Lehrern. Als Urenkel des unvergesslichen HyperCard wird LiveCode in amerikanischen oder schottischen Schulen Primar- und Sekundarschulen im Informatikunterricht eingesetzt. Doch LiveCode ist weit mehr als für Spiel- und Lernzwecke geeignet. KLM entwickelte sein Ticketbuchungssystem ebenso mit LiveCode, wie die NASA Überwachungs- und Kontrollprogramme für die Landsat-7-Satelliten.

Für LiveCode sprechen mehrere Punkte: die niedrige Einstiegshürde, die Anfängerfreundlichkeit, die schnelle Lernkurve, der effiziente und zügige Arbeitsablauf, rasch funktionierende Prototypen und die Möglichkeit mit zwei, drei Mausklicken Programme für Android, iOS, Linux, MacOS und Windows gleichzeitig zu generieren. Und vergessen wir nicht die Programmierung in (fast) natürlicher (englischer) Sprache:
put "hello" into line 1 of field "client"
Dabei unterscheiden wir zwei unterschiedliche LiveCode-Lizenzen: eine kommerzielle, relative teure, die es erlaubt, die Programme auch kommerziell zu vertreiben, etwas im App- oder im PlayStore. Daneben gibt es auch die kostenlose Gemeinschaftsausgabe. Der Leistungsumfang ist genau der gleiche - nur können die erstellten Apps nur getauscht oder ebenso kostenlos verbreitet werden. Leider ist LiveCode im Moment nur Englisch erhältlich; lokalisierte deutsch- oder französischsprachige Versionen fehlen noch. Immerhin liegt nun mit Eigene Apps programmieren: Schritt für Schritt mit LiveCode zur eigenen App – für Windows, Mac, iOS und Android. von Hauke Fehr das erste Kompendium auf deutsch vor. Flüssig und verständlich geschrieben, zu einem fairen Preis. Eine Leseprobe bezeugt das.


weiter im Netz:
Hinweis: Der Autor dieses Artikels hat sich an der Kickstarterkampagne der LiveCode Community Edition beteiligt. Es bestehen nur ideelle und keinerlei finanzielle Verbindungen zu LiveCode.