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Samstag, 9. Juni 2018

Den Klauen Amazons enttrinnen

Vor kurzem bekam ich ein e-Mail eines kleinen Verlages, der mich bat an einer Umfrage teilzunehmen. Das Formular liess mir das Blut in den Adern stocken: Gefragt wurde nach Name, Adresse, Telefon, etc. etc. Dann schaute ich mir das Video an:



Formal ist das Video nicht besonders toll. Insbesondere der Ton ist zu leise. Interessant jedoch, wie der Verleger offen über seine Überlegungen und Gedanken spricht: Was Amazon aus kommerzieller Sicht richtig macht und wie er von den grossen Giganten abhängig ist und wie er aus dieser Abhängigkeit ausbrechen will.

Die Überlegungen sind so falsch nicht. Ob es gelingen wird? Zumindest einige Dinge macht dieser Mann meiner Meinung nach richtig:
  • Er berlegt sich, was für sein Geschäft wichtig ist.
  • Er überlegt sich ob er das besser alleine stemmt oder besser auslagert.
  • Er tritt mit seinen online Kunden in einen Dialog.
  • Er ist transparent, ehrlich und offen.
Mit diesen vier Punkten könnte es in der schmalen Nische, in der der Verlag tätig ist gelingen. Wir werden sehen.

Donnerstag, 26. November 2015

Technische Fallstricke im Schulunterricht

Die NZZ warnt, die Mathematik sei in Gefahr und bald hätten die Kinder lauter Sechser in der Rechenprüfung, obwohl sie nicht mehr rechnen könnten. Was treibt das über 200jährige Traditionsblatt zu dieser pessimistischen Prognose?

Mit einem kleinen Programm, das auf einem Telefon installiert werden kann, einer sogenannten App namens PhotoMath fotografieren die Schüler eine Rechenaufgabe, und die App löst sie für einen. Verstehen muss man da nichts mehr. PhotoMath offeriert immerhin noch Erklärungen zur Lösung, doch die NZZ vermutet, dass die meisten Kinder dann schon bei der nächsten Aufgabe sind.

unterstufe.ch
Mein erster Gedanke war: Es geht doch nichts über die guten alten Textaufgaben... Die sind zwar politisch nicht korrekt, da in der Rechenstunde Lesekompetenz gefragt ist, hingegen können sie sehr angewandt und aus dem Leben gegriffen sein - und PhotoMat kann sie zumindest heute noch nicht lösen.

Doch spicken wird auch in anderen Fächern einfacher. Dort braucht es zwar noch einen Klassenprimus (oder einen Cousin ausserhalb des Schulzimmers), der auf die richtigen Lösungen kommt. Mit Beep, einer anderen App, werden diese dann in Windeseile an alle versandt. Diese Erweiterung des Schülernatels ist ein simples Kommunikationssystem. Im Gegensatz zu SMS liegt das Benachrichtungssignal auf einer Frequenz von 14,800 Herz. Dies ist ein Ton, den Erwachsene nicht mehr hören können.

Erwachsene haben aber etwas mehr Taschengeld, als die Kinder und können sich einen kleinen Störsender zutun, der den Natel- und WLAN-Empfang im Umkreis von 20 Metern unterbindet. Bis es in der modernen Schule jedoch soweit kommt, sollte sich der Lehrerverband beim BAKOM für eine Gesetzesänderung einsetzen: Während der Einsatz etwa in Gefängnissen erlaubt ist, müsste ein Lehrer oder eine Schule mit einer Busse von bis zu hunderttausend Franken rechnen. Vielleicht einfacher wäre es, mit den Kindern das Ganze zu thematisieren und Dafür und Dawider sorfältig abwägen lassen.

Freitag, 13. November 2015

Werbeblocker verbreiteter als vermutet

Werbeblocker sind verbreiteter als man denkt. Gemäss einer Untersuchung des Online-Vermarkterkreises des deutschen Bundesverbandes Digitale Wirtschaft werden auf 21,49% aller aufgerufenen Seiten die Reklamen geblockt. Nun will der Verband die Blockierrate regelmässig erheben.

In seinem Kommunique schreibt er, die Werbeunterdrückung füge der digitalen Wirtschaft einen erheblichen Schaden zu. Vielen Nutzern fehle offensichtlich noch das Bewusstsein für die Bedeutung für die Finanzierung von Internetangeboten.

Diese Aussage ist etwas zu einfach geraten. Erstens sind die Werbeblocker eine direkte Folge der überbordenden Werbeindustrie. Aufklappende Fenster, blinkende Inserate, selbtätig ablaufende Filme, Inserate, welche Inhalte überdecken verärgern viele Benutzer und lassen sie zum Zweihänder greifen. Zweitens bieten Werbeanbieter auch Kreti und Pleti an auf ihren privaten Seiten oder Blogs Reklame zu schalten und theoretisch (nach 1000 Klicks) ein paar Rappen zu verdienen. Auch dies führt zu einem Überangebot. Drittens ist es verständlich, wenn eine Tageszeitung ihre Internetausgabe mit Inseraten mitfinanziert. Wenn sich jedoch der zahlende Abonnent der digitalen Ausgabe all' diese Reklamen auch noch anschauen oder zumindest wegklicken muss, ist es nachvollziehbar, dass er einen Werbeblocker installiert.

Bekannte Werbeblocker sind Adblock Plus, der jedoch nichtstörende Werbung in der Grundeinstellung passieren lässt. Der Werbeblocker nennt sich entsprechend "für ein Internet ohne nervige Werbung". Wer alles ausblenden will, muss dies explizit so einstellen. Von Haus aus alles blockiert AdBlock von Michael Gundlach. Ein prozessorfreundlicher und bescheidener Werbeblocker ist µBlock. Er ist äusserst effizient und weist sowohl einen geringen Speicherbedarf und eine niedrige CPU-Belastung auf. Gleichzeitig werden Tausende an Filtern.

Donnerstag, 2. April 2015

Unwiderruflich

Ein Kurzfilm zu einem in der Tat schwierigen Thema. Neben dem Thema überzeugt die gelungene Kameraführung.
Den Schluss musste ich mir zweimal ansehen. In der Tat gibt es eine Rahmenhandlung und eine eingebettete- man könnte sagen virtuelle (oder oneirologische?) - zweite Geschichte.

Freitag, 14. Dezember 2012

Die Gefahr der Verengung auf eine einzelne Identität

Eli Pariser (Foto: Kris Krug)
Gemäss Recherchen von Eli Pariser in seinem Buch «Wie wir im Internet entmündigt werden», arbeiten die Internetkonzerne an einer neuen Generation Internetfilter. Diese schaue sich an, «was Sie zu mögen scheinen – wie Sie im Netz aktiv waren oder welche Dinge oder Menschen Ihnen gefallen» – und ziehe entsprechende Rückschlüsse. Diese Technik produziere und verfeinere ohne Unterbruch eine Theorie zur Persönlichkeit des Nutzers und sage voraus, was dieser als Nächstes tun wolle. «Zusammen erschaffen diese Maschinen ein ganz eigenes Informationsuniversum für jeden von uns (...) – und verändern so auf fundamentale Weise, wie wir an Ideen und Informationen gelangen.»

«Man schaltet den Fernseher ein, um sein Gehirn abzuschalten. Und man schaltet den Computer ein, um sein Gehirn einzuschalten», sagte der 2011 verstorbene Applechef Steve Jobs an der Mac World 2004. Eli Pariser widerspricht ihm, wenigstens teilweise, wenn er schreibt: «Die personalisierte Filterung wird immer besser, und so werden wir immer weniger Energie für die Auswahl eines bestimmten Inhalts aufbringen werden.»

Seit 2009…
Die Bevormundung wurde mit der Lancierung von Google Instant im Jahr 2009 erstmals sichtbar: Die Suchmaschine gibt schon bei der Eingabe vor zu wissen, was man sucht. Nach Einschätzung von Sheryl Sandberg von Facebook kommen uns bereits in drei bis fünf Jahren Websites, welche nicht auf den einzelnen Nutzer abgestimmt sind, «seltsam veraltet» vor.

Je länger, desto mehr «ist es auch immer unwahrscheinlicher, dass wir mit verschiedenen Ansichten und Meinungen in Kontakt kommen.» Pariser warnt ausserdem vor Personalisierungsfiltern, welche bald auch Empfehlungen anderer aussortieren könnten.

Alte Medien sind anders
Natürlich stellt sich die Frage, ob nicht auch traditionelle Medien Inhalte ausklammern, zum Beispiel was nicht in ihr Konzept passt, oder das, was in den Augen der Medienmacher den Leser nicht interessiert? Ein Redaktor macht nach Pariser seine Arbeit nicht richtig, «wenn die Zeitung nicht zu einem gewissen Grad die Nachrichten des Tages repräsentiert.»
Ausserdem weiss der Konsument von Zeitungen, Onlinemedien und Fernsehsendern durch welche Filter diese die Welt betrachten. Die NZZ ist freisinnig oder das Schweizer Fernsehen und der Tagi links.

Die Internetfilter jedoch sind anders, unsichtbar: «Google sagt Ihnen nicht, für welche Person es Sie hält und warum es Ihnen die Ergebnisse zeigt, die Sie auf Ihrem Bildschirm sehen. Sie wissen nicht, ob die Annahmen zu Ihrer Person stimmen.»

Zwar lautet Googles Firmenmotto «Don't be evil». Auch Pariser glaubt nicht, dass das Unternehmen böse ist. Im Buch zitiert er aber einen Google-Suchmaschinenoptimierer mit den Worten: «Wir bemühen uns, nicht böse zu sein. Aber wenn wir wollten – oh Mann, dann könnten wir's so richtig.»

Das liebe Geld
Google und Facebook, um die beiden grössten zu nennen (aber auch z.B. Amazon) hängen sehr stark von gezielter, stark relevanter Werbung ab. Inhaltlich passende Werbeanzeigen, die Google neben den Suchergebnissen und auf Websites platziert, der Kern des Einnahmemodells. Auch bei Facebook ist Reklame die einzige bedeutende Einnahmequelle.

Die Personalisierungsmethode Googles stützt sich auf den Verlauf und die Klicksignale, aus welchen geschlussfolgert wird, was wir mögen oder nicht eben nicht mögen. Die Methode Facebooks ist grundlegend anders: Zwar verfolgt auch das Netzwerk die Klicks der Benutzer, aber es erschliesst sich deren Identität vor allem, «indem es sich anschaut, welche Links wir teilen und mit wem wir es zu tun haben.» Als alternative Suchmaschine kann Ixquick empfohlen werden, welche als Metasuchmaschine die Resultate vieler anderen transparent zusammenstellt und keine Benutzerdaten speichert.

Mangelhafte Methoden
Beide Personalisierungsmethoden geben aber nicht richtig wieder, wer wir sind. Facebook-Gründer Zuckerberg behauptet, wir hätten nur eine Identität. Dies ist jedoch grundlegend falsch, wie ich bereits vor drei Jahren in «Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität?» dargelegt habe. Eigenschaften von Menschen sind, wie Pariser schreibt, «auffallend fliessend». Selbst tief verwurzelte Charakterzüge können – das wissen Psychologen – je nach Situation verändert werden. Dieses «Problem der einen Identität» zeigt, wie gefährlich es ist, persönliche Details an Firmen weiterzugeben, die eine falsche Vorstellung von Persönlichkeiten haben: «Uns stehen verschiedene Identitäten zur Verfügung, um mit den Anforderungen verschiedener Rollen und Gruppen fertig zu werden. Und es geht etwas verloren, wenn innerhalb der Filter Blase alles gleichgemacht wird», warnt Pariser.

Für Pariser drängt die Filter-Blase die Bürger im Endeffekt weg von der Demokratie. Diese könne nur funktionieren, wenn die Bürger in der Lage seien, über ihre Eigeninteressen hinauszudenken. Die Filter drängen uns in die entgegengesetzte Richtung – sie vermittelt den Eindruck, als sei unser Eigeninteresse alles, was es gibt. «Das mag eine tolle Erfindung sein, um Menschen zum Onlineshopping zu motivieren, es ist aber kein guter Weg, um Menschen gemeinsam bessere Entscheidungen treffen zu lassen.»

Seit Nixon ist das Problem bekannt – im Prinzip
Vor fast 40 Jahren plädierte die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten Richard Nixon für die Einforderung der echten Kontrolle über unsere Daten (Fair Information Practice). Diese umfasst folgende Punkte:
  • Wir sollten wissen, wer welche persönlichen Daten über uns hat und wie diese verwendet werden.
  • Wir sollten verhindern können, dass zu einem bestimmten Zweck gesammelte Informationen für einen anderen Zweck eingesetzt werden.
  • Der Nutzer muss falsche Informationen über sich korrigieren können.
  • Die gesammelten Daten sollten sicher sein.
Leider aber warte die Gesellschaft 2012 immer noch darauf, dass diese Prinzipien durchgesetzt werden. Auch wurde die Frage nie geklärt, wie diese Prinzipien umgesetzt werden sollen; wer und mit welchem Recht er die Oberaufsicht habe.


Bibliographie
• Eli Pariser: Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden. (Hanser, 2012)
• Etienne Ruedin: Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität? (Benziger, 2009)
• siehe auch Artikel:

Freitag, 10. Juni 2011

Kostenlose Geschäftsmodelle im Internet

Fast alles gibt es im Internet gratis. Firmen verschenken ihre Produkte und verdienen trotzdem Geld damit. Viele Leute haben sich an das "alles gratis" gewöhnt und vergessen dabei, dass niemand Dinge verschenkt, höchstens nicht für Geld verkauft. Wird man nach 30 Tagen zur Kasse gebeten? Mit Spam oder Werbung eingedeckt?

Werbung
Ein Webradio war zehn Stunden lang gratis, anschliessend kostenpflichtig. Hier sprangen fast alle Hörer ab. Als das Angebot 100% kostenlos wurde, vervierfachten sich die Hörerzahlen innert 24 Stunden und nach drei Tagen waren alle Werbeflächen verkauft, obwohl es gar noch keinen Anzeigeverkäufer gab. Heute ist Pandora gewinnbringend.

Das Geschäftsmodell heisst Werbung. Unter Umständen bekommt der Werbende auch Kundendaten und Informationen über das Nutzungsverhalten. So wie früher Anzeiger funktionnierten, finanzieren sich heute auch Google oder Facebook.

Freemium
Einige bezahlen, alle nutzen. Wer bezahlt hat jedoch einige Vorteile: mehr Funktionen, werbefrei oder Support. Hier gilt die 5%-Regel: Wenn einer von 20 Benutzern bezahlt, sollte die Rechnung aufgehen. Bei Spieleangeboten für Kinder bezahlen aber deutlich mehr Nutzer. Vor allem auch Geschäftsanwendungen funktionieren so, da sie keine oder nur wenig Werbung schalten wollen. Xing, Linkedin, Flickr oder Skype sind bekannte Beispiele.

Querfinanzierung
Was in der Politik verpönt, ist im Netz gang und gäbe.

Aufgepasst
Allen Methoden gemeinsam sind die extrem tiefen Produktionskosten. Dem Notizdienst Evernote erwuchsen 2008 pro Benutzer noch 30 Rappen Infrastrukturkosten pro Monat, heute sind es noch 7 Rappen. Evernote hat bei 8.5 Millionen Anwendern ergo rund 420 Tausend Euro Kosten und nimmt als Freemiumanbieter geschätzt 750 Tausend Euro ein. Weil Mindmaps weniger Speicherplatz belegen, bezahlt Mindmind gar weniger als einen Rappen pro Benutzer.

Gratis ist keine Garantie für langfristig. Meistens behalten sich die Anbieter vor, Konten ohne Ankündigung zu schliessen. Aber Datenverluste sind auch bei Bezahldiensten mit Sicherungskopie nicht auszuschliessen, wie das Beispiel von Amazon im Frühling 2011 zeigt.

Und gratis ist keine Garantie für immer gratis. Mit Ning konnte man gratis soziale Netzwerke betreiben. Seit letztem Jahr ist das Angebot kostenpflichtig. Fünfmal mehr Nutzer wechselten, als erwartet; ein soziales Netzwerk zu zügeln ist halt deutlich aufwendiger, als ein neues e-Mail-Konto zu eröffnen.




Siehe auch:








Sonntag, 10. April 2011

Gratisbücher und Gratismusik bremsen Verkäufe nicht

Matthias Jenny provoziert in den Schweizer Monatsheften: Schafft das Urheberrecht ab. Geistiges Eigentum schützen hemme bloss die Innovation.

Dabei stützt er sich auf Erfahrungen amerikanischer Ökonomen, Boldrin und Levine, die ihr Buch «Against Intellectual Monopoly», 2008 nicht nur bei Cambridge University Press publizierten, sondern auch gratis im Internet. Natürlich wird das für Cambridge University Press kaum ein grosses Geschäft. Aber das liegt aber weniger daran, dass das Buch frei im Internet verfügbar ist, sondern daran, dass es sich um ein anspruchsvolles akademisches Werk handelt.

Bestseller trotz Gratisversion
Boldrin und Levine weisen indessen auf ein anderes Buch hin, das trotz freier Verfügbarkeit im Internet zu einem Bestseller wurde:
  • Am 22. Juli 2004 stellte die US-amerikanischen Regierung den «9/11 CommissionReport», ohne Urheberrechtsbeschränkungen ins Internet.
  • Ebenfalls am 22. Juli 2004 erschien der Bericht in einer gedruckten Version im Verlag W.W. Norton.
  • Und zwei Wochen später gab es eine weitere schriftliche Fassung im Verlag St. Martin’s, der in Zusammenarbeitmit mit der «New York Times» den Bericht um Artikel und Analysen von Autoren der «New York Times» angereichert veröffentlichte.
Das Erstaunliche war, dass beide Bücher auf der Bestsellerliste der «Washington Post»landeten. Die schlanke Version von W.W. Norton auf dem ersten Platz, während jene von St. Martin’s mit den Anmerkungen es immerhin auf den achten schaffte. Dies, obwohl der Report 6,7 Millionen Mal im Internet heruntergeladen wurde.

Auch Gratismusik lässt sich verkaufen
Ähnliche Beispiele lassen sich in allen Branchen finden, die von einer Abschaffung des Urheberrechts betroffen wären. Umberto Ecco schrieb vor einiger Zeit, dass seine Netzbücher oft angelesen und dann in der Bibliothek oder der Buchhandlung zum fertiggelesen geholt werden. Die englischen Band Arctic Monkeys etwa verkaufte Debütalbum in Grossbritannien Ende Januar 2006 schneller als alle anderen Musikalben seit 1992. Dies ist insofern erstaunlich, da die Band frühere Aufnahmen der meisten Lieder, die auf dem Album waren, schon ein ganzes Jahr vorher gratis ins Internet gestellt hatte – und obwohl – illegalerweise – das Album im Dezember 2005 ins Internet gelang.

Schweizer Monatshefte: Schafft das Urheberrecht ab!

Donnerstag, 2. September 2010

Vierte Gewalt gefährdet Demokratie

Weit verbreitet ist die Befürchtung, es gehe puncto Qualität der journalistischen Angebote vor allem bergab. Diese Ansicht teilt auch der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof. Am 13. Auhust 2010 hat er ein umfassendes Datenmaterial der Öffentlichkeit vorgestellt, das einen Überblick über die Schweizer Medienlandschaft verschafft und die düsteren Perspektiven wissenschaftlich bekräftigt.

Im Kern geht es den Forschern um eine politische, inhaltliche Frage: Unterrichten die Schweizer Medien die Bevölkerung so, dass die Bürger wohlinformiert an den demokratischen Prozessen teilnehmen können? Die Autoren erkennen höchst problematische Tendenzen:
  • immer mehr Klatsch; weniger Politik, Wirtschaft und Kultur.
  • weniger Nachhaltigkeit; nur noch Episoden, Personen.
  • Auslandberichterstattung stark abgebaut.
  • Wirtschaftsinformation bleibt mangelhaft.
  • Gratiszeitungen und Internet senken das Bewusstsein für Preis der Informationsqualität.
  • Einbruch bei Werbeeinnahmen erschwert die Finanzierung redaktioneller Leistung.
Schlimmer noch: Die Bedeutung derjenigen Medientitel, die wenig zur Informationsqualität beitragen, wird weiter wachsen; der recherchierende, einordnende Journalismus gerät weiter unter Druck.

Da sich die Presse sich vermehrt an den Unterhaltungsbedürfnissen der Konsumenten orientiert, «statt an Informationsbedürfnissen der Staatsbürger» ist nach Ansicht von Imhof das Funktionieren der Demokratie in der Schweiz gefährdet. Mit seinen Forschungsdaten will er nun die Diskussion über Aufgabe und Qualität der Medien fördern.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung