Alan Turing wäre am 23. Juni 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass gilt 2012 als «Turin-Jahr»; der britische Mathematiker wird in zahlreichen Sonderpublikationen und Konferenzen geehrt. Turing, der 1954 – vermutlich durch eigene Hand – aus dem Leben schied, ist inzwischen zum Helden der Populärkultur geworden, doch Person und Werk bleiben schwer zugänglich. Seinen Ruf als Mathematiker begründete er 1936 mit dem Aufsatz: «On Computable Numbers with an Application to the Entscheidungsproblem». Hier wird unter anderem das Konzept der heute sogenannten «Turing-Maschine» definiert.
Computergeschichte: Das Gadget aller Gadgets
Der erste moderne Computer eine universell programmierbare Maschine fähig zur Lösung äusserst komplizierter mathematischer Probleme wurde Ende 1936 in Betrieb genommen Es gab dann noch ein paar Bugs auszumerzen… Die Turingmaschine bestimmt bis heute die Grenze der Berechenbarkeit.
- Das Buch zum Artikel: Charles Petzold: The Annotated Turing. Wiley Publishing, Indianapolis (IN) 2008. 372 S.
Digitaler Pionier: Turings Chatroom
Als er Mitte des letzten Jahrhunderts jenen Test ersann, der seither die Phantasie von Liebhabern wie Verächtern der sogenannten künstlichen Intelligenz beschäftigt, hat der Mathematiker, Kryptologe und Tüftler Alan Turing womöglich den ersten Chatroom der Menschheitsgeschichte entworfen – wenngleich der virtuelle Raum, in dem die «Plauderei» stattfinden sollte, damals selbst noch virtuell, das Experiment nur erst ausgedacht war: Eine fragenstellende Person steht mit zwei abwesenden Kommunikationspartnern (via «teleprinter») in schriftlichem Austausch, von denen der eine ein Mensch, der andere ein Computer ist. Herauszufinden ist, hinter welcher Adresse sich der Apparat verbirgt. Gelingt dies nicht, so hat man Grund, dem Computer Intelligenz zuzuschreiben und das, was er tut, als «denken» zu taxieren. Das zumindest wird dem Leser des 1950 publizierten Artikels «Computing Machinery and Intelligence» nahegelegt.
Späte Anerkennung für Alan Turing
Der britische Mathematiker Alan Turing hat zu seinen Lebzeiten nur wenig publiziert. Wichtige Arbeiten, die er während des Zweiten Weltkriegs geleistet hat, blieben lange geheim. Er wurde als Kriegsheld geehrt, doch erst heute lassen sich seine Leistungen vollumfänglich beurteilen. Als er am 7. Juni 1954 unter tragischen Umständen 42jährig starb, war er ausserhalb eines kleinen Zirkels von Mathematikern kaum bekannt. Der Zweite Weltkrieg, so schien es nach seinem frühen Tod, hatte seine wissenschaftliche Karriere unterbrochen, wenn nicht gar zerstört. Doch Turing hat auch während dieser Jahre Bedeutendes geleistet, nur waren diese Arbeiten lange nicht bekannt.
- Das Buch zum Artikel: Andrew Hodges: Alan Turing – The Enigma. London/New York 1983.
- Jack Copeland: The essential Turing. The ideas that gave birth to the computer age. Oxford 2004.
Warum Computer nie denken werden
Der britische Physiker Roger Penrose ist einer der angesehensten Wissenschafter unserer Zeit. Er ist überzeugt davon, dass das Bewusstsein ein quantenmechanischer Vorgang ist und dass dasUniversum weder einen Anfang noch ein Ende hat. Und er erklärt, warum Computer nie denken werden.
- Bücher zum Artikel: Bücher von Roger Penrose.
Wer war Alan Turing?
Trotz der Arbeit vieler Biographen bleiben Leben und Werk des britischen Wissenschafters schwer fassbar. Eine Kurzfassung seiner Biographie. Und weshalb Turing bis heute wichtig ist!
- Das Buch zum Artikel: Jack Copeland: Alan Turing's Automatic Computing Engine. The Master Codebreaker's Struggle to Build the Modern Computer. Oxford University Press, Oxford 2005
- Andrew Hodges: Alan Turing – The Enigma. Walker, New York 2000 (1. Aufl. 1983, deutsch. 1989, engl. Neuauflage angekündigt)
Gedankenspiel: Turing und Zuse im Gespräch
Turing hat, von seinen Zeitgenossen kaum beachtet, die Informatik grundlegend geprägt. Was hätter er mit Konrad Zuse, dem deutschen PC-Erfinder diskutiert? Ein Gedankenspiel in der NZZ.
- Das Buch zum Artikel: Herbert Bruderer: Konrad Zuse und die Schweiz. Wer hat den Computer erfunden? Oldenbourg-Verlag, München 2012. 224 S.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen