Dienstag, 29. Januar 2013

Vielleicht war das Opfer der Täter

Abends an der Bar,
ist nicht mehr alles klar
Eine deutsche Nachrichtenmagazin-Reporterin berichtete aufgeregt über eine Begegnung mit Brüderle, die ein Jahr zurückliegt. Dabei schrieb sie, als ob das Ereignisgleich jetzt  stattgefunden hätte, im Präsens, wie sie ein Politiker verbal belästigt habe. Der Leser ist mit dabei, jetzt, obleich es schon lange vorbei ist. Rainer Stadler fragt in der NZZ zu recht, wie «jemand eine Begegnung nach einem Jahr noch so genau wiedergeben kann» und ob die Journalistin die Aussagen damals sogleich aufgeschrieben habe, da sie immerhin zwischen Anführungszeichen gesetzt wurden und damit Genauigkeitvorgaukeln?

Erinnerungen verändern sich im Verlauf der Zeit, doch darüber schreibt die Reporterin nichts. Der Politiker hingegen schweigt. Wohl die einzige richtige Antwort auf solches Geschwätz, denn es gäbe nur ein Hickhack weiterer nicht nachprüfbarer Behauptungen. Der Medienanwalt Ralf Höcker legt mit einer fiktiven Darstellung der Konversation zwischen den beiden Kontrahenden anschaulich dar, wie die Begegnungen sich hätte abspielen können, wie je nach Sichtweise die «Wahrheit» ganz anders ist. Man kann sich fragen, weshalb, das deutsche Massenblatt dise Geschichte nach einem Jahr erst bringt, weshalb es sie überhaupt bringt, ob es dem Staat zuträglich ist, wenn die Presse Mandatsträger auf blossen Verdacht oder einseitige Aussage hin «in die Pfanne haut». Von der vielzitierten vierten Gewalt dürfte man mehr erwarten.

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