Donnerstag, 2. August 2012

Naivität ist im Internet der grösste Fehler

Was nützen Spamfilter, Firewall und Passwörter, wenn die Internet-Benützer mit ihrer Leichtgläubigkeit alle Türen wieder öffnen? Dies fragte die Zürichsee-Zeitung im Februar 2012 den auf IT-Recht spezialisierten Rechtsanwalt Sascha Patak ist, der weiss, wie die Fehler passieren und wie sie vermieden werden können.

Patak stellt fest, dass die Gesellschaft schizophren sei. Sie beklage den Verlust an Privatsphäre, während sie gleichzeitig freiwillig die pikantesten Details über das eigene Leben preisgebe. Allerdings seien sich viele Menschen gar nicht bewusst, dass sie sich öffentlich machen auch ausserhalb des Familien- und Freundeskreises: durch ihr unbedachtes Hinterlassen von Spuren im Internet.

Freiwillig gläserner MenschSascha Patak spricht vom gläsernen Menschen: «Es ist bedenklich, wie leichtfertig manche ihr Privatleben im Internet präsentieren. Wer meint, er stelle Fotos nur für die Freunde ins Netz, muss sich auch bewusst sein, dass er damit vielen, wenn nicht allen Internet-Benutzern, die Fotos zugänglich macht. Rechtlich gilt ein Foto im Internet (z.B. Facebook) als veröffentlicht.» Würde ich dieses Bild auch gross in der Zeitung sehen wollen? sei die Frage, die man sich vor jedem hochladen stellen solle. Wäre die Foto in der Zeitung, regte man sich auf, aber in Facebook stört es niemanden, obwohl es meistens auf das gleich heruaskomme. Das Internet suggeriert nur eine «Pseudoanonymität», schreibt Patak, es sei undurchsichtig, unendlich und eine diffuse Masse an Daten. Während eine Zeitung am nächsten Tag auf dem Altpapier landet, bleibt im Internet alles erhalten, gespeichert.

Anonym ist nicht anonym
Auch wenn viele Leute gerne ein Pseudonym verwenden, sind sie damit noch lange nicht anonym. Ein Bild kann die Decke von der Anonymität ziehen: Das eigene Auto mit erkennbarem Kontrollschild führt zum echten Namen oder ein Kommentar, in welchem der Name erscheint. Schnell ist die Spur zu den Facebook-Freunden gefunden und daraus lässt sich das Bezugsfeld erschliessen: Freizeitbeschäftigung, Tagesablauf, etc. Patak meint, so könne man nach kurzer Recherche dem unbedarften Internet-Benutzer in dessen Stammbeiz auf die Schulter klopfen, ihn mit vollem Namen ansprechen, den Geburtstag der Freundin nennen und ihm das halbe Privatleben erzählen.

Der Jurist warnt dringend: Genau abwägen, was man über sich selbst und über andere öffentlich macht. Es ist wie im richtigen Leben: Ein peinlicher Ausrutscher ist schwer wiedergutzumachen. Im Internet nie. Und: Facebook ist nicht privat.

Ausserdem: Keine Firma wie Microsoft, Apple wird je ungefragt anrufen oder ein e-Mail senden und einem beten, etwas auf dem Computer zu installieren. Das sind Halunken und das «etwas» ist Spionage- oder Spamsoftware.

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