Samstag, 12. Mai 2012

Rahmenbedingungen für mehr Medienkompetenz

Die Dynamik der «neuen» Medien in die richtigen Bahnen zu lenken ist keine einfache Aufgabe, insbesondere da viele Politiker wenig davon verstehen und Politik per se schwerfällig ist oder dann überbordet. Eine löbliche Ausnahme scheint die Verfasserin dieses Gastbeitrages, Barbara Schmid-Federer, zu sein.


Cyberspace, Internet, Facebook – dies sind klingende Namen, welche die Welt verändert haben. Der Boom und die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Ebenso sind es aber leider auch die Schattenseiten. Die Verbreitung von Pomografie, sexuellem Missbrauch und übler Nachrede ist mitgewachsen. Zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen sollte die Dynamik der neuen Medien deshalb dringend in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Der Staat muss seine Verantwortung wahrnehmen; die Sicherheit muss erhöht und die Prävention gestärkt werden.

Die elfjährige Lea hat gerade ungewollt eine Vergewaltigungsszene im Internet gesehen. Diese Bilder wird sie nie mehr vergessen. Ob sie ihren Eltern davon berichtet, ist ungewiss, viele tun es nicht. Heutige Eltem von Jugendlichen sind ohne Internet aufgewachsen. Die meisten von ihnen halten mit der rasanten Entwicklung im Internet nicht Schritt. Leas Eltern fühlen sich sicher, wenn ihr Kind vor dem Computer sitzt. Dass es im Web 100 000 Kinderpornografie-Seiten gibt, wissen sie nicht.

Handeln, bevor etwas passiertLeas Eltern haben ein starkes Vertrauensverhältnis zu ihrem Kind, was die beste Voraussetzung ist, dass Lea über das Gesehene spricht und es verarbeiten kann. Verhindern, dass es überhaupt dazu kommt, können ihre Eltem aber nicht. Und genau dies muss sich ändern, deshalb müssen heutige Eltern fit für die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) wie Internet oder Natels gemacht werden.

Möglich ist dies durch Präventionskampagnen, Informationsbroschüren und entsprechende Anlaufstellen. Die Gefahr, Opfer sexueller Anmache, verführerischer Propaganda oder von Pornografie zu werden, ist gross. Seit Jahren werden Veranstaltungen durchgeführt, bei denen Eltern lernen, welche Mittel zur Prävention zur Verfügung stehen. Verantwortungsbewusste Telecom-Anbieter haben Jugendschutzprogramme entwickelt, die problemlos auf dem Computer installiert werden können. Auch erfahren die Eltern dabei, wo sie sich melden können, wenn ihr Kind etwa Opfer von sexueller Anmache im Chat geworden ist.

Mit Profis zusammenarbeitenLeider finden solche Veranstaltungen nur dort statt, wo die Schulleitung das Problem erkannt hat. Und die Reaktion der Eltern, die geschult wurden, ist immer die gleiche: «Warum hat uns das niemand gesagt?» Sinnvoll ist es, wenn Gemeinden und Kantone gemeinsam ICT-Schulungen durchführen.

Am besten werden solche Schulungen mit Profis und mit der Polizei organisiert. Sie setzen sich tagtäglich mit Themen wie Kinderpornografie, Cybergrooming (gezieltes Kontaktieren von Jugendlichen zur sexuellen Belästigung) oder Cyberbullying (Mobbing) auseinander. Sachkenntnis im Umgang mit elektronischen Medien ist neben staatlichen Massnahmen die beste Prävention.

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