Dienstag, 9. Juli 2013

Obama und Merkel lesen meine e-Mails - vielleicht auch Putin und Xi Jinping

Jä so, der Hans... aha,
das geb' ich gleich
dem Steinbrück hinüber.
Der Aufschrei war gross: Die Amerikaner lesen alle unsere e-Mails. Und die Kanadier und die Briten ebenso. Das ist eigentlich eine alte Nachricht. Nicht ohne Grund wurde hier bereits vor einem halben Jahr empfohlen, e-Mails in Couverts zu verpacken, also zu verschlüsseln. Grund für diesen Artikel war ein Hinweis in der Zeitschrift c't, dass der deutsche Nachrichtendienst BND jährlich Millionen von e-Mails nach knapp 1700 Stichworten durchsucht.

Auslandgeheimdienste haben zur Aufgabe, im Ausland Informationen zu beschaffen. An die dortigen Gesetze müssen sie sich nicht halten, so lange sie sich nicht vor Ort erwischen lassen. Das war schon immer so. Nur ist der technische Aufwand in der realen Welt so gross, dass systematische Überwachung nur bei bestehendem Verdacht sinnvoll ist. In der virtuellen Welt hingegen kann mit geringem Aufwand alles gefiltert, kopiert und gespeichert werden, ohne dass der Empfänger dies Überhaupt merkt. Die Zeiten aufgeschlitzter Couverts sind vorbei.

Fassen wir zusammen: e-Mails und auch Internetanfragen surren immer dort durchs Netz, wo im Moment der schnellste Weg ist - nicht der kürzeste. Da Daten unglaublich schnell unterwegs sind - in Deutschland nennt man Glasfaserkabel auch Lichtwellenreiter - kann das gut und gerne auch hinten herum um die Erde sein. Bekannt ist, dass die Deutschen, die Briten, die Amerikaner, die Neuseeländer und die Australier systematisch filtern, was zufälligerweise in ihrem Land vorbeikommt. Wenn nun Berlin sich über die neusten Medienberichte des Guardian betreffend den britischen GCHQ die die lakonische Anwort des Botschafters ihrer Majestät («Wie Sie ja wissen, nehmen britische Regierungen grundsätzlich nicht öffentlich Stellung zu nachrichtendienstlichen Angelegenheiten.») aufregt, ist dies schlicht heuchlerisch.[1]

Waren es früher Satelliten im All, die Telefongespräche und Telefaxe abfingen, sind es heute e-Mails und Datentransporte. Dass die USA sicherheitshalber alles gleich noch in einem riesengrossen Speicher in der Wüste Utah einkellert, in der Hoffnung in Zukunft mit noch zu erfindenden Computernprogrammen noch mehr aus all' dieser Geschäftskorrespondenz, Liebesbriefen, und, und und, herausfiltern zu können, ist eigentlich nur eine Art Renditeoptimierung zu Gunsten des US-amerikanischen Steuerzahlers.[2]

Die Frage ist heute eigentlich nur diese eine: Bin ich damit einverstanden, dass mindestens sechs Staaten meine sämtliche Korrespondenz und all' meine Bewegungen in sozialen Netzwerken wie Facebook beobachtet, notiert, verfolgt, auswertet? Wer mit nein antwortet, muss die Konsequenzen ziehen. E-Mails können verschlüsselt werden, wie bereits im oben genannten Beitrag vom letzten November dargestellt. Anderes lässt sich durch angepasstes Verhalten verschleiern.

Es wurden ja bereits 1991 Briefumschläge für e-Mails erfunden, was die Welt seit über 20 Jahren geflissentlich übersieht und Geschäftsgeheimnisse weiterhin verschickt, wie weiland Tante Rösli die Feriengrüsse aus Ascona. Technisch heisst das PGP und wird mit einem Zertifikat zugeklebt. Dank freien Anbietern wie GnuPG und CAcert.org kostet das nicht einmal Geld.


Quellen: [1] http://www.nzz.ch/aktuell/international/uebersicht/eu-grossbritannien-ueberwachungsprogramm-1.18106167, [2] http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/spione-im-schlaraffenland-1.18107475

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