Donnerstag, 13. Juni 2013

Zerstört Internet Immobilienrendite?

Onlinehandel bedrohe Immobilienbesitzer titelte kürzlich die NZZ
Kein Mensch mehr unterwegs...
. Dabei meinte sie nicht etwa, dass der Immobilienhandel in der virtuelle Welt etwa die Preise drücke. Viel mehr geht es um einen bis jetzt noch wenig beachteten Punkt aus der Raumplanung und der Städteentwicklung: Vor allem im städtischen Raum, haben Neubauten, grosse, repräsentative Häuser, anstelle von Vorgärten Trottoirs, Plätze und Vorfahrten.


Dies ist für eine Parterre-Wohnung wenig attraktiv. Auch wirkt ein Neubauquartier wenig belebt, wenn in hunderten von Neubauwohnungen zwar geschlafen und gewohnt wird, im schlimmsten Fall jedoch die Leute mit dem Auto direkt in die Tiefgarage fahren und von dort mit dem Lift in die Wohnung.

Als Alternative werden im Parterre Verkaufs- und Gewerbeflächen gebaut. Das belebt das Quartier und spült dem Besitzer gutes Mietgeld in die Kasse. Doch diese Rechnung geht je länger desto weniger auf. Erstens wird gebaut wie verrückt und andererseits steht der stationäre Handel unter einem enormen Druck, der noch weiter zunehemen wird: Waren es früher die Einkaufszentren vor den Stadttoren, welche den Detailhandel bereits arg dezimiert hatten, ist es heute der Onlinehandel. Die grossen Musikhandelsketten HMV im Vereinigten Königreich oder Virgin in Frankreich haben bereits die Tore geschlossen. Auch Reisen werden bald fast ausschliesslich übers Netz verkauft; 40 Prozent der Reisebüros sind bereits verschwunden.

Nun zeigt Zalando, dass es keine Boutique mit Anprobekabine mehr braucht, um Kleider zu kaufen. Und die SBB planen einen Schliessfachservice: Im Internet bestellen und abends auf dem Heimweg am Bahnhof aus dem Schliessfach nehmen, das sich einfach mit dem Natel öffnen lässt. Dass im Moment noch manche Leute in Läden gingen, hätte vor allem mit der Trägheit der Menschen zu tun, was aber keine Basis für Geschäfte sei, schreibt der Immobilienmann eineer Schweizer Grossbank in der NZZ. Preistransparenz, Ladenöffnungszeiten, Wegkosten: überall ist das Internet überlegen. Ausgeklügelte Logistikketten verkleinern zudem die Lieferfrist. Der letzte Vorteil des Ladens kommt ins wanken.


Klevere Detailhändler werden diese Herausforderung meistern: Heute schon bietet mancher seine Produkte auch übers Internet an. Zum Beispiel meine Papeterie/Buchhandlung. Da muss niemand zu Hause sein, wenn der Pöstler an der Türe läutet. Arg ins Schwitzen kommen nun aber die Immobilienbesitzer. Was soll denn mit all' den Ladenlokalen passieren, die nicht gerade an 1a-Lagen sind? Versicherungsagenturen, Architekturbüros, Strassenkaffees und Kinderkrippen braucht es ja nicht fünf Mal an jeder Strasse.

Unter Druck geraten die Lokale, die einzeln oder in einem zu kleinem Verbund oder an schlecht frequentierten Lagen stehen. Wer billiger bauen will, verzichtet auf eine Tiefgarage und nutzt das Erdgeschoss wie vor Jahrzehnten für die Autos. Oder es kommt zu einem revival der Parterrewohnungen mit Sitzplatz? Zu tieferen Frequenzen in den Quartieren führt es allemal. Die NZZ schrieb gar von Verödung - wenn man einmal von den Lieferwagen der Post und der Kurierdienste einmal absieht.

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