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Mittwoch, 16. Mai 2018

Gedankenlos in den Tod

Nach dem letzten Beitrag mit dem eindrücklichen Film übers Phishing hier noch den zweiten, filmisch wohl noch eine Spur besser:



Was man daraus lernen kann? Nicht alles muss ins Netz. Nicht alles muss geteilt werden. Was geteilt wird, soll bewusst an diesen oder jenen gehen (opt-in) und nicht an alle ohne den einen oder anderen (opt-out). Gemein ist, dass die entsprechenden Einstellungen immer wieder überprüft werden müssen, da sie z.B. bei Facebook immer wieder geändert werden und dabei gleichzeitig auf die Werkeinstellungen zurückgesetzt werden. Fragt sich natürlich, ob Anonymität im Internet überhaupt möglich sei. Ohne eine direkte ANtwort zu geben, erinnere ich an den obenstehenden Satz: Nicht alles muss ins Netz. Nicht alles muss geteilt werden.

Donnerstag, 2. April 2015

Unwiderruflich

Ein Kurzfilm zu einem in der Tat schwierigen Thema. Neben dem Thema überzeugt die gelungene Kameraführung.
Den Schluss musste ich mir zweimal ansehen. In der Tat gibt es eine Rahmenhandlung und eine eingebettete- man könnte sagen virtuelle (oder oneirologische?) - zweite Geschichte.

Dienstag, 17. Dezember 2013

Spione hinter jedem USB-Kabel

https://bossip.files.wordpress.com/2010/06/government-spying-e1277133356662.jpg

Im Frühsommer erschütterten Berichte der Tageszeitungen Washington Post und Guardian die Welt: Geheimdienste verschiedener Länder haben direkten Zugriff auf die Server von neun US-Internetriesen, darunter Facebook, Microsoft, Google, Apple, Yahoo, YouTube, AOL und Skype. Das Internet-Überwachungsprogramm der US-amerikanischen Regierung hat den Code-Namen PRISM und der Geheimdienst NSA und das FBI überwachen seit mindestens sieben Jahren den globalen e-Mailverkehr und die sozialen Netzwerke.

Diese Enthüllungen haben, obwohl zumindest im Allgemeinen nichts neues, zwar eine internationale Debatte ausgelöst, aber auch eine gewisse Ohnmacht. Kann man denn überhaupt etwas dagegen tun? Zuerst einmal die Fakten (gemäss der Tagespresse):
  • Geheimdienste lesen den e-Mailverkehr mit, der durch ihr Land führt. Dabei werden die e-Mails nach hunderten oder gar tausenden von Stichworte gefiltert. Dies ist der Fall im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Staaten (NSA), in Deutschland (BND; 1690 Stichworte), in Frankreich, Australien und Neuseeland. Länder wie Russland, Indien oder China wurden bisher nicht genannt, technisch wären sie aber sicher dazu in der Lage.
  • Geheimdienste speichern Kopien des e-Mail-Verkehrs und auch sozialer Netzwerke ab, um später auszuwerten, wenn PC noch leistungsfähiger sind. Dies ist zum Beispiel der Fall in einem Rechenzentrum in der Wüste Utah in den Vereinigten Staaten.
  • Die US-Post fotografiert bereits seit Jahren alle Briefe und Pakete, um so Absender und Adressaten einander zuordnen zu können.
  • Google und Facebook registrieren und speichern unsere Suchbegriffe und die Seiten, auf welchen wir im Internet surfen.
Aus all' diesen Daten lassen sich sehr viele private Informationen zusammenstellen. Seien es private oder staatliche Programme: In der Vergangenheit sind selbst Überwachungsprogramme, die mit guten Absichten gestartet wurden, zu missbräuchlich eingesetzten Werkzeugen mutiert, etwa um Demonstranten zu verfolgen oder ins Gefängnis zu werfen. Spionageprogramme untergraben unsere Privatsphäre, zerstören das Vertrauen und sind eine Gefahr, sowohl für das freie Internet, wie auch für die Demokratie.

Kann man wirklich nichts dagegen tun? Sind wir diesen Firmen und Regierungen einfach und hilflos ausgeliefert? Zum Glück nicht. Dies kann jedermann auf seinem Computer tun:
  • Internet Explorer durch Firefox ersetzen.
  • Firefox in den Voreinstellungen so einstellen, dass alle Cockies gelöscht werden, wenn das Programm beendet wird.
  • Als Suchmaschine Ixquick.com verwenden.
  • Anstelle von Google Startpage.com verwenden. Das ist die gleiche Suchmaschine dahinter; Ihre Anfrage wird jedoch erst in den Niederlanden an Google weitergeleitet und Sie können nicht rückverfolgt werden.
  • Auf der Startseite von Startpage oder Ixquick die Funktion verwenden, um Startpage, resp. Ixquick als Suchmaschine in Ihren Brauser zu integrieren, damit auch das Suchfeld von Firefox mit einer nichtspionierenden Suchmaschine sucht.
Wenn Sie e-Mail mit einem Programm wie Outlook, Apple Mail oder Thunderbird versenden und empfangen, dann installieren Sie die e-Mail-Briefumschlagfunktion GnuPG und holen sich bei CAcert.org ein Zertifikat, damit Sie Leuten, die das auch getan haben, e-Mails nur noch im Couvert senden. Wenn Sie hingegen e-Mail direkt über das Internet lesen und versenden, zum Beispiel auf der Seite von yahoo.de oder gmail.com, dann sollten Sie den Start von StartMail im Herbst 2013 nicht verpassen. Das ist der erste Web-Mail-Dienst, der Ihre Privatsphäre von A bis Z schützt.


Diese wenigen Punkte zeigen: Jawohl, jedermann kann ganz einfach etwas tun.

PS. Und dreimal überlegen, was man im Chat, auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken veröffentlicht, selbst, wenn es nur für die engsten Freund sichtbar ist. Denn: Die Geheimdienste lesen auf jeden Fall mit.

Donnerstag, 18. April 2013

Firma sucht Bewerber: Versprechen und was dahinter ist

Foto: personalitydesk.com
Stellensuche im gedruckten Stellenanzeiger, das war gestern. Schon seit Jahren gibt es elektronische Stellenanzeiger, vermehrt wird auch in Sozialen Netzwerken nach Stellen und künftigen Stelleninhabern gesucht. Dieser Wandel stellt ale Beteiligten vor Herausforderungen, ist doch nichts mehr so, wie es war; es eröffnen sich jedoch auch ganz neue Möglichkeiten, eine neue Stelle oder einen geeigneten Bewerber zu finden.

Das erstes Werkzeug, das sich für Personalverantwortliche äusserst gut eignet, ist Jobvite. Es integriert alle Mitarbeiter einer Firma in den Ausschreibungsprozess. Die Stellen werden intern freigeschalten und können dann von allen Angestellten der Firma eingesehen werden, vor dem hintergrund, die Stellen dann über die eigenen privaten Kanäle zu verteilen. Jobvite nutzt die Vernetzung der einzelnen Mitarbeiter perfekt aus, sodass die einzelnen Stellen quasi durch Mundpropoganda die richtigen Stelleninhaber finden.

Einzelne Funktionen sind Mikroseiten für die Stellen oder eine Facebookapplikation sowie ein CRM, das die Kandidaten vom Erstkontakt bis zur Auswahl über Jobvite führt. Somit kann der Bewerbungsprozess direkt in Jobvite durchgeführt und verfolgt werden.

The Resumator ist ein etwas klassischeres und noch weniger soziales CRM für die Stellenausschreibung. Die Bewerber melden sich über die Plattform an und ihre Dossier werden dort hinterlegt. Durch das automatisierte Kategorisieren und Auswerten von Bewerbern wird eine Vorselektion erstellt. Zusätzlich kann man direkt Absagen erteilen oder den Bewerber für das weitere Vorgehen kontaktieren.

Neben diesen eigentlichen Bewerbersuchplattformen im Netz, werden auch immer mehr soziale Netzwerke fürs Anwerben genutzt. Im Stellenmarkt von Linkedin oder Xing, das sich auf den deutschsprachigen Raum konzentriert, kann die Personalabteilung ihre freien Stellenangebote veröffentlichen.  Kandidaten bewerben sich dann direkt oder werden auf eine Landeseite geführt. Daraufhin kann mit den gewünschten Kandidaten direkt in Kontakt aufgenommen werden. Ausserdem werden vom System als passende Stellen potentiellen Kandidaten durch Linkedin, respektive Xing auf ihrer Einstiegseite vorgeschlage. Da eine Standardeinstellung ist, man sei auf diesem sozialen Netzwerk, da man nach einer neuen Stelle Ausschau halte, ist hier mit grossen Streuverlusten zu rechnen. 

Damit dieses automatisierte vorgehen überhaupt funktionieren kann, müssen die Profile der Bewerber dementsprechend gestaltet sein. Linkedin gibt dazu sieben Tips:

  • aktuelle Position angeben
  • zwei ehemalige Positionen
  • Ausbildung
  • Profilzusammenfassung
  • Profilfoto das wirkt
  • unbedingt Spezialgebiete angeben
  • mindestens drei Empfehlungen einholen

Letzteres ist bei Linkedin gratis, bei Xing jedoch kostenpflichtig. Wichtig ist, dass man die richtigen Schlagworte verwendet. Unter welchen Begriffen will ein potentieller Kandidat gefunden werden? Diese Worte müssen dann unbedingt im Profilslogan, bei Berufserfahrung, den Zielen, Spezialgebieten und Interessen vorkommen. Erfahrungsgemäss klappt dies jedoch höchstens bei gradlinigen Karrieren einigermassen. Wenn jobs.ch einem Sozialwissenschafter Stellen als Oberarzt und Hebamme vorschlägt, obgleich dieser in seinem hinterlegten Lebenslauf keinerlei medizinische Ausbildung oder überhaupt Stichworte vorweist, dann ist der Algorythmus noch nicht ausgereift.

Wie schwierig das ist, mussten auch die F.A.Z. und die NZZ merken, welche gemeinsam mit Serendi im Januar 2013 das Karrierenportal Careermatch lancierten, das seither im Beta, um nicht zu sagen Alpha-Stadium stehengeblieben ist und nach einem ersten Inserat auch nicht mehr beworben wird. Es ist immerhin zu hoffen, dass die Funkstille genutzt wird, um die guten Ideen wenigstens in einem zweiten Anlauf effektiv umzusetzen. Dass die mobile Rekrutierung nur langsam auf dem Vormarsch ist, hätten die Leute von der Falkenstrasse eigentlich wissen müssen, haben sie dies doch bereits am 27. Oktober 2012 im eigenen Blatt berichtet…

Zuletzt darf man nicht vergessen: Zwar gibt es viele Möglichkeiten, um sich auf dem Arbeitsmarkt anzubieten und in manchen Branchen gehört ein Profil auf Xing oder Linkedin schlicht dazu. Seriöse Anbieter suchen jedoch nur innerhalb des Netzwerkes, sodass es nicht nötig ist, das Profil auch für Suchmaschinen suchbar zu schalten. Der Schutz der Privatsphäre darf nicht vergessen werden!

Samstag, 6. April 2013

Einsamkeit als Problem
moderner Gesellschaften

Bild:Caspar David Friedrich
Ob Handy, Facebook oder Twitter: In einem Zeitalter, in dem die technische Kommunikation immer mehr überhandnimmt, mag die Frage nach der Einsamkeit antiquiert erscheinen. Und doch gibt es sie, die Augenblicke der Leere. Ein Gastbeitrag von Hans Peter Dreitzel.

Es scheint ein Widerspruch: Die Vernetzung unter den Menschen nimmt immer mehr zu, und doch fühlen sich immer mehr Menschen von Einsamkeit bedroht. Historisch gesehen leben wir in einer Gesellschaft, in der die Chance, in Kontakt zu fremden Menschen zu gelangen, unvergleichlich hoch ist. Das liegt zum einen daran, dass Verstädterung und Globalisierung zu immer grösserer Mobilität zwingen, und zum anderen an der rasanten Entwicklung der elektronischen Kommunikationstechniken. Indes sind die allermeisten Begegnungen mit anderen Menschen flüchtiger Natur: Man sieht sich bei der Arbeit, im Verkehr, beim Einkauf, auf Behörden, beim Arzt, also in Situationen, in denen nur das Nötigste gesprochen wird. Oder man trifft sich bei Konferenzen, auf Geschäftsreisen, in den Ferien oder bei sportlicher Betätigung. Auch hier bleiben die Kontakte fast immer kurzfristig, oft einmalig: zum Abschied ein unverbindliches «Man sieht sich . . .», «Wir telefonieren mal!». Diese Kontakte bleiben auf partielle soziale Rollen beschränkt, sind dem Augenblick verhaftet und von vornherein aufs Vergessen angelegt.

Entindividualisierte Begegnungen
Soziologen haben in modernen Gesellschaften immer wieder einen durchgängigen Individualisierungsprozess erkennen wollen. Das scheint aber nur für die ganz engen Beziehungen zuzutreffen, für die die ganze Persönlichkeit eines Menschen relevant ist. In anderen Bereichen des sozialen Miteinanders ist eher das Gegenteil zu beobachten:
eine Entindividualisierung unserer Begegnungen. Diese Tendenz steigert sich noch in der Virtualisierung unserer Kontakte durch die elektronischen Medien: Dort lässt sich einerseits eine Hypertrophie der Kontakte, etwa durch die ständige Erreichbarkeit per Handy oder E-Mail, beobachten und andererseits ein Verlust an persönlichen, sinnlich erfahrbaren Begegnungen mit einem leibhaftigen Gegenüber. Im Chatroom wird der andere vollends zum Phantom: Die Identität des Gesprächspartners ist nicht mehr feststellbar, und mit der Zurechenbarkeit der Äusserungen schwindet auch die Verantwortlichkeit für sie.

Zwar sind heute unsere meisten Kontakte mit fremden Menschen nicht mehr bedrohlicher Natur; wir müssen normalerweise nicht fürchten, dass der mir Fremde mich beraubt oder gewalttätig wird (gerade diese allgemeine Friedlichkeitserwartung macht die jugendlichen U-Bahn-Schläger so unheimlich). Aber unsere meisten Kontakte mit anderen Menschen sind funktionaler Natur und befriedigen damit nicht unser fundamentales Bedürfnis danach, als ganze Person mit unseren eigenen biografisch gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen, Neigungen und Eigenschaften wahrgenommen zu werden. «Nur auf dem Umweg über andere hat sich der Mensch» (H. Plessner).

Das ist ein alter Erkenntnis-Grundsatz der philosophischen Anthropologie. Erst im Spiegel solcher, denen wir vertraut sind, können wir unsere eigene Identität ausbilden und behaupten. Wir brauchen also andere Menschen nicht nur zur Bewältigung von Aufgaben, die besser kooperativ gelöst werden können, wir brauchen sie auch zum Austausch und zum Mit-Teilen unserer inneren Erfahrungen, unserer Gefühle und Empfindungen, die sich eben nur auf dem Umweg über andere klären lassen und als sinnvoll erfahren werden können. Menschen aber, die uns dieses notwendige Gegenüber sein können, sind – im krassen Gegensatz zur Vielzahl unserer funktionalen Kontakte – ein knappes Gut. Daher die immer häufiger empfundene Bedrohung durch die Möglichkeit zu vereinsamen.

Blosses Allein-Sein freilich macht noch nicht einsam, wie man sich umgekehrt gerade auch in der Menge sehr einsam fühlen kann. Allein zu sein, ist ein Zustand – Einsamkeit ist ein Gefühl, dessen doppelter Kern aus der Angst vor Hilflosigkeit und dem Mangel an physischen und psychischen Streicheleinheiten besteht. Jeder Mensch braucht Hautkontakt – und braucht auch Anerkennung durch Wertschätzung. Dass geteiltes Leid halbes Leid und geteilte Freude doppelte Freude ist, das sind Erfahrungen, die jeder Mensch, der in einer unzerstörten Familie aufgewachsen ist, schon in seiner Kindheit gemacht hat und die das ganze Leben lang als Sehnsuchtsbild alle Partnersuche von innen her steuern.

Die auf das Elternpaar mit ein, zwei Kindern reduzierte Familie, die kinderlosen Paare und die selten gewordenen engen Freundschaften sind die letzten verbliebenen Refugien menschlicher Begegnungen, in denen von vornherein und immer die Person als ganze gemeint ist. Wer solche ganzheitliche Beziehungen entbehren muss, wird ständig mit Einsamkeitsgefühlen zu kämpfen haben.

Nicht alle sind vernetzt
Es gibt Positionen im sozialen Gefüge, die dafür besonders anfällig sind. Da sind die allein lebenden Alten, die nur noch geringe Chancen haben, einen Partner zu finden, und denen das Know-how für den Zugang zu den Internetforen fehlt. Da sind die frisch Geschiedenen, die mit ihrem Partner oft einen grossen Teil ihres alten Freundes- und Bekanntenkreises verlieren. Da sind die Flüchtlinge, die die neue Sprache noch nicht beherrschen. Da sind die durch Mobbing Isolierten, die kaum noch jemanden finden, der zu ihnen hält. Da sind die Abhängigen, die mit ihrer Sucht alle ihre Kontakte zerstören. Und da sind die im Wahnsinn Gefangenen, deren inneres Erleben sie der Welt entfremdet. Diesen Menschen ist gemeinsam, dass ihnen die kulturellen Mittel fehlen, die erst den Zugang zu den Kontakten mit anderen Menschen ermöglichen. Kontakte zu knüpfen und Partnerschaften einzugehen, wird aber heute gesellschaftlich von jedem erwachsenen Menschen wie selbstverständlich erwartet. Wer dabei scheitert, erlebt sich leicht als Versager und schämt sich dafür – was dann die Kontaktchancen weiter mindert und die Suche nach therapeutischer Hilfe blockiert.


Hans Peter Dreitzel ist Professor em. für Soziologie und Gestalt-Psychotherapeut. Zuletzt erschienen: «Gestalt und Prozess. Eine psychotherapeutische Diagnostik» (2004). Der Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung.

Donnerstag, 16. August 2012

J. hat dir eine Nachricht auf Badoo hinterlassen

Lieber J.

Du hast mich eingeladen, bei Badoo Mitglied zu werden – oder vielleicht auch nicht. Zumindest behauptet Badoo, du habest mir eine Nachricht geschrieben, aber umd diese Nachricht zu lesen, muss ich Mitglied von Badoo werden. Vielleicht ist die Nachricht selbst auch von Badoo und gar nicht von dir selbst: «Ich bin neu auf Badoo, das ist eine supertolle Seite und hier können wir chatten und miteinander in Kontakt bleiben…»

Das wäre nicht nett von Badoo, aber so funktionniert diese Seite. und so wurde sie zur Nummer 5 unter den sozialen Netzwerken. Im Jahr 2009 hat die Studie «The Privacy Jungle: On the Market for Privacy in Social Networks, WEIS '09: Proceedings of the Eighth Workshop on the Economics of Information Security» Badoo in Punkto Respekt vor der Privatsphäre als schlimmste aller 45 analysierten Netzwerke klassiert. Indem du dein Badoo-Konto z.B. mit Facebook oder deinem e-Mail-Konto verbindest, werden alle deine Freunde, Kontakte, Geschäfstpartner mit solchen fingierten e-Mails angeschrieben. Ich hoffe, du verstehst, weshalb ich mich nicht eingeschrieben habe, um «deine Nachricht» zu lesen.

Wenn wir uns nun aber schon über soziale Netzwerke unterhalten: Badoo hat immerhin ein tragfähiges Geschäftsmodell, da manches gratis aber vieles auch kostenpflichtig ist. 22% der Benutzer nutzen mindestens teil- und zeitweise Bezahlfunktionen. Dies hat Facebook nicht wirklich. Deshalb sind die völlig überbewerteten Aktien von Facebook auch seit allem Anfang ständig am sinken. In den reichen Ländern stagnieren die Mitgliederzahlen und in den Entwicklungsländern, wo Facebook noch boomt, schauen sich fast alle ihr Konto auf dem Telefon an, wo keine Werbung eingeblendet werden kann.

Aber wozu geschlossene Netzwerke? Ist der Vorteil des Internets nicht die grosse Offenheit? Du hast Yahoo, Peter Hotmail, ich nutze Thunderbird, Maya Outlook und Kaspar Lotus Notes - und alle können sich gegenseitig e-Mails zusenden. Deshalb brauchen wir keine zusätzlichen «Privat-e-Mails», weder in Facebook, noch in Badoo. Chatten, e-mailen, bloggen, sich austauschen, das können wir alles ohne diese Seiten.

Gut, die Leute verbringen gerne Zeit gemeinsam im Gemeinschaften. Im virtuellen Raum nennt man dies «soziales Netzwerk». Das grösste ist sicher Facebook. Facebook hat den Vorteil der grossen Mitgliederzahl. Der Nachteil ist die Sicherheit und die Privatsphäre. Beides tritt Facebook mit den Füssen.

Für geschäftliche Belange ist Facebook nicht zu empfehlen. Dazu gibt es Geschäfstnetzwerke. Linkedin (und im deutschen Sprachraum Xing). Hier verbindet man sich nicht mit Frau und Kinder, Saufkumpanen und Kollegen vom Fussballclub, Verwandten, Freunden, sondern mit Geschäftspartnern, Kunden, Lieferanten, Bekannten aus dem Bereich des geschäftlichen Lebens. Entsprechend sind auch die persönlichen Angaebn geschäftlicher Art. Bei Linkedin können Empfehlungen abgegeben werden an Geschäftspartner, Kunden oder Lieferanten. Das ist eine gute Sache. Aber wie auch bei Facebook sind die Sicherheitseinstellungen mit bedacht zu wählen: Soll mein Profil nur intern sichtbar sein oder auch mit Google auffindbar? Letzteres macht wohl nur Sinn, wenn man selbständif erwerbend ist.

Aber trotzdem: Vergiss nicht die Regeln der sozialen Netzwerke im Internet. Oder lies mein Buch Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität, als e-Buch oder auf Papier…

Liebe Grüsse
E.

Donnerstag, 2. August 2012

Naivität ist im Internet der grösste Fehler

Was nützen Spamfilter, Firewall und Passwörter, wenn die Internet-Benützer mit ihrer Leichtgläubigkeit alle Türen wieder öffnen? Dies fragte die Zürichsee-Zeitung im Februar 2012 den auf IT-Recht spezialisierten Rechtsanwalt Sascha Patak ist, der weiss, wie die Fehler passieren und wie sie vermieden werden können.

Patak stellt fest, dass die Gesellschaft schizophren sei. Sie beklage den Verlust an Privatsphäre, während sie gleichzeitig freiwillig die pikantesten Details über das eigene Leben preisgebe. Allerdings seien sich viele Menschen gar nicht bewusst, dass sie sich öffentlich machen auch ausserhalb des Familien- und Freundeskreises: durch ihr unbedachtes Hinterlassen von Spuren im Internet.

Freiwillig gläserner MenschSascha Patak spricht vom gläsernen Menschen: «Es ist bedenklich, wie leichtfertig manche ihr Privatleben im Internet präsentieren. Wer meint, er stelle Fotos nur für die Freunde ins Netz, muss sich auch bewusst sein, dass er damit vielen, wenn nicht allen Internet-Benutzern, die Fotos zugänglich macht. Rechtlich gilt ein Foto im Internet (z.B. Facebook) als veröffentlicht.» Würde ich dieses Bild auch gross in der Zeitung sehen wollen? sei die Frage, die man sich vor jedem hochladen stellen solle. Wäre die Foto in der Zeitung, regte man sich auf, aber in Facebook stört es niemanden, obwohl es meistens auf das gleich heruaskomme. Das Internet suggeriert nur eine «Pseudoanonymität», schreibt Patak, es sei undurchsichtig, unendlich und eine diffuse Masse an Daten. Während eine Zeitung am nächsten Tag auf dem Altpapier landet, bleibt im Internet alles erhalten, gespeichert.

Anonym ist nicht anonym
Auch wenn viele Leute gerne ein Pseudonym verwenden, sind sie damit noch lange nicht anonym. Ein Bild kann die Decke von der Anonymität ziehen: Das eigene Auto mit erkennbarem Kontrollschild führt zum echten Namen oder ein Kommentar, in welchem der Name erscheint. Schnell ist die Spur zu den Facebook-Freunden gefunden und daraus lässt sich das Bezugsfeld erschliessen: Freizeitbeschäftigung, Tagesablauf, etc. Patak meint, so könne man nach kurzer Recherche dem unbedarften Internet-Benutzer in dessen Stammbeiz auf die Schulter klopfen, ihn mit vollem Namen ansprechen, den Geburtstag der Freundin nennen und ihm das halbe Privatleben erzählen.

Der Jurist warnt dringend: Genau abwägen, was man über sich selbst und über andere öffentlich macht. Es ist wie im richtigen Leben: Ein peinlicher Ausrutscher ist schwer wiedergutzumachen. Im Internet nie. Und: Facebook ist nicht privat.

Ausserdem: Keine Firma wie Microsoft, Apple wird je ungefragt anrufen oder ein e-Mail senden und einem beten, etwas auf dem Computer zu installieren. Das sind Halunken und das «etwas» ist Spionage- oder Spamsoftware.

Mittwoch, 9. November 2011

Vernünftiger Umgang mit persönlichen Daten: So können Sie sich schützen

Im letzten Artikel sprachen wir über den sorglosen Umgang mit Daten im Internet. Ausser der - zugegeben eher kleinen - Gefahr, ausgeraubt zu werden, ist da das Problem von Identitätsdiebstahl. Viele Menschen haben große Mengen von Geld durch die Veröffentlichung aller ihrer personenbezogenen Daten auch auf Social Media Websites wie Twitter und Facebook verloren. Kriminelle haben diese Informationen verwendet, um Bankdarlehen in ihrem Namen aufzunehmen, und natürlich dann mit dem Geld zu verschwinden, so dass die Opfer des Identitätsdiebstahls, die Rechnung zu bezahlen hatten.

Wie funktioniert das?
Der Punkt ist, vorsichtig zu sein mit dem, was Sie im Internet - auch per e-Mail bekanntgeben, um nicht nur sich selbst, sondern auch Ihre Familie zu schützen. Kriminelle verwenden öffentlich zugängliche Informationen aus persönlichen Quellen und Unternehmensseiten. Dann setzen sie diese miteinander in Verbindung.

Hier sind einige Tipps:
In der Firma werden oft automatische Antwort-e-Mails verwendet. Wenn Sie abwesend sind, schreiben Sie nie, dass sie in den Ferien sind und von wann bis wann sie abwesend sind. Der Hinweis, dass sie das e-Mail erst ab x.x. persönlich beantworten können, muss genügen.

Wenn Sie einen Blog haben oder Twittern, in einem Sozialen Netzwerk sind: Schreiben Sie nicht, dass sie verreisen, sondern erst, wenn sie zurück sind. Einige angemessene Bilder können ihre online-Reputation stärken. Achten sie auf die Kommentare.

Kennen Sie die Einstellungen auf den Sozialen Netzwerken, die sie benutzen. Dinge, wie Sperren, Sichtbarkeitsregeln und die Privatsphäre-Einstellungen müssen sie kennen und bewusst nutzen. Notieren Sie, welche Einstellungen Sie haben so können Sie bei Änderungen, die auf diesen Seiten vorkommen, vergleichen und unter Umständen wieder nach ihrem Wunsch einstellen.

Verwenden Sie komplexe Passwörter. Verwenden Sie eine Mischung aus Groß-und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. So können sie verhindern, dass Passwörtern erraten werden. Benutzen Sie niemals das gleiche Passwort für mehrere Konten.

Beklagen Sie sich nicht über online über die Arbeit oder teilen Sie sensible Informationen über ihre Firma mit. Dies macht sich unprofessionell und wirft ein schlechtes Licht sowohl auf sie als auch auf das Unternehmen. Wenn sie Bedenken haben, wenden sie sich an das Personalbüro, sprechen sie mit Bürokollegen oder wählen Sie andere geeignete Kanäle.

Quelle: ZFS
Bild: unbekannt

Dienstag, 11. Oktober 2011

Wir können Ihr Haus ausrauben - seien Sie vorsichtig bei der Verwendung von Social Media

Na ja, nicht wir vom Infwiss-Blog, sondern vielmehr einige sehr skrupellose Menschen, die das Web bevölkern, die Grundschleppnetzfischerei im Internet betreiben, um Ihre persönlichen Daten zu finden.

Es gibt einige Leute, die eine wirklich erstaunliche Menge an persönlichen Informationen im Internet ablegen, die dann von Kriminellen genutzt werden. So kann Boy van Amstel, Gründer der Seite www.pleaserobme.com nachweisen, wie einige Leute sehr sorglos mit ihren Daten umgehen und was passieren kann.

Die Website nutzt Informationen von Foursquare, eine Standortbestimmung vor Ort und Twitter. Mit Foursquare ist es möglich, herauszufinden, wo eine bestimmte Person zu einer bestimmten Zeit ist - wenn sie bei Foursquare eingeschrieben ist. Und wenn eine Person auf Twitter schreibt: "Ich bin weg für das Wochenende", ist es möglich, die beiden Informationen miteinander zu verbinden. Einige sehr sorglose Menschen haben auch ihre Adresse auf Twitter hinterlegt. Sobald die Adresse einer Person entdeckt wird, ist es einfach zu warten, bis sie bekannt gibt, dass sie anderswohin geht, und dann, Sie ahnen es, raubet jemand ihr Haus aus.

Boy van Amstel erklärt dies nicht, weil er Räubern helfen will. Im Gegenteil. Weil viele Leute sorglos mit Ihren Daten umgehen, will er sie mit der provokativen Internetseite warnen und sensibilisieren. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie viel Informationen, die sie auf Social Media Websites hinterlegen, irgendwo wieder auftauchen und wozu sie verwendet werden können, und was fatale Folgen es geben könnte.

Samstag, 13. August 2011

Zerstören soziale Netzwerke unsere Beziehungen?

David Plotz ist Herausgeber des Slate Magazine. Im Juli machte er ein Experiment, das beweisen soll, dass soziale Netzwerke im Internet Beziehungen zerstören, da niemand Freund von hunderten oder gar tausenden sein kann.

Im Juli stellte Plotz seine 1556 ahnungslosen Freunden auf Facebook auf die Probe: Heimlich veränderte seinen Geburtstag so, dass er zusätzlich zu seinem echten, bereits gefeierten Geburtstag drei weitere im Juli hatte. Das war ein Test, um zu sehen, ob seine Freunde ihm mehrere Geburtstagswünsche schicken würden. Und das taten sie. In der Tat: Eine ganze Anzahl wünschte ihm alles dreimal Gute zum Geburtstag alles. Dumme Facebook-Freunde!

Für Plotz beweist dies, dass Facebook-Nutzer seelenlose soziale Roboter sind: "Eine beträchtliche Anzahl der Benutzer nutzen den Dienst ohne Gefühl. Sie versuchen mit rasch hingeschreibenen Geburtstagsgrüssen billiges soziales Kapital - unverdientes soziales Kapitals - aufzubauen, ohne auch nur einen Gedanken an das Geburtstagskind zu verwenden."

Plotz, der sein Konto zur Promotion vorn Artikeln nutzt, kennt von den über 1500 Freunden die wenigsten: Nur 100 von ihnen seien tatsächlich Freunde, höchstens 200 hat er im richitgen Leben je gesehen.

Wer ist mehr von der wahren Bedeutung von Freundschaft entfremdet, die Facebook-Nutzer, die reflexartig Geburtstagswünsche an Pseudo-Freunde versenden, oder die Benutzer, die blind sich mit hunderten von Zufallsbekanntschaften aus dem Internet anfreunden? David Plotz ging sinngemäss einen Ballsaal voller 1500 Fremden und rief: "Heute ist mein Geburtstag!" und jemand begann zu singen.

Das Problem dabei ist nicht, dass Facebook unsere Freundschaften zerstört. Es ist, dass David Plotz und mit ihm tausende von Leuten nicht wissen, wie man ein soziales Netzwerk nutzt. Dies sieht man, dass sein Profil vollständig öffentlich ist, dass etwa nicht nur seine 100 echten Freunde, sondern auch die 1400 übrigen sein Geburtstag sehen.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Facebook schliesst Sicherheitslücke seit drei Monaten nicht

Seit drei Monaten gibt es auf Facebook eine massive Sicherheitslücke. Mit dieser kann man im Namen von anderen Beiträge auf Facebook veröffentlichen. Einen wirksamen Schutz gibt es nicht.

Es ist ganz einfach: Senden Sie eine Nachricht mit der Absenderadresse eines anderen Mitglieds, das sowohl "Freund» von Ihnen als auch Mitglied einer Gruppe ist, in der Sie auch Mitglied sind. Und schon ist die Nachricht unter dem Namen des befreundeten Nutzers veröffentlicht.http://www.blogger.com/img/blank.gif

Das ist einfacher, als man denkt, denn jeder kann Gruppen eröffnen und gleich noch Mitglieder hinzufügen. Und die E-Mail-Adresse des Opfers ist bei vielen Nutzern im Profil sichtbar. Vor drei Monaten ist wurde der Heise-Verlag (c't, iX) auf die Lücke aufmerksam und hat Facebook informiert. Getan hat sich seitdem nichts. Nun haben Leute von Heise der Pressesprecherin des unsicheren sozialen Netzwerks das Zitat «Datenschutz ist für Weicheier» untergejubelt. Die Sicherheitslücke besteht weiterhin.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Verlustgeschäft verdreifachte seinen Wert innert zweier Jahren

Ebay kaufte 2005 Skype für 2 600 000 000 $. Damit wollte das Auktionshaus den Benutzern ermöglichen, sich zu vernetzen. Daraus wurde nicht viel. Vor zwei Jahren wurde der Internet-Telefondienst für 3 000 000 000 $ an eine Beteiligungsgesellschaft weitergereicht. Doch auch hier wurde nicht viel Geld verdient - wenn überhaupt.

Nun Kauft sich Microsoft die Telefongesellschaft für 8 500 000 000 $, fast dreimal soviel, wie Ebay vor zwei Jahren gelöst hatte. Der Softwarekonzern hat mehr Produkte im Portefeuille. Deshalb sind mehr Synergieeffekte denkbar. Entsprechend wurde bereits die Integration von Skype ins e-Mail-Programm Outlook angekündigt. Wie damit die Gewinne bei Microsoft aufgebessert werden sollen, scheint jedoch unklar.

Vielmehr kann vermutet werden, dass Microsoft Skype vielmehr braucht, um einen Inhalt in seine Zukunftsstrategie zu bekommen, welche in letzter Zeit verdächtig inhaltslos war, selbst wenn Skype bis 2010 Verluste einfuhr. Seit die Windowsumsätze rückläufig sind, ist das den Investoren sauer aufgestossen. Der Wettbewerbsdruck ist gross. Immer mehr läuft der Trend Richtung Smartphones und Tablett-Computern, auf denen meistens Skype, aber nicht Windows läuft. Rechtfertigt dies den 10fachen Umsatz und das 32fache des operativen Ergebnisses zu bezahlen? Es scheint fast, dass dies der verzweifelte Versuch eines alternden Unternehmens ist, sich ein wenig Jugendlichkeit zurückzukaufen.

Sonntag, 2. Januar 2011

Wer twittert, muss die Haustüre nicht mehr abschliessen - Eine sinnlose Warnung

In Social Networks gilt es als normal und erwünscht, alles mögliche preiszugeben. Wie bescheuert das ist, macht die niederländische Webseite PleaseRobMe klar - indem sie Twitter dazu nutzt, Einbrecher auf aktuell unbeaufsichtigte Wohnungen aufmerksam zu machen. Ein toller Service.

«11 Uhr. Muss jetzt in den Flieger.» So liest sich das, wenn ein Twitter-Süchtiger die Welt an den Wasserstandsmeldungen seines Lebens teilhaben lässt: Alles vom Fernflug bis zur Flatulenz wird treulich protokolliert. Mitunter ist das weniger belanglos, als man im ersten Moment glaubt. Denn selbst Kommunikations- Koprolithen wie «Bin im Cafe. Lecker.» oder «Noch sieben Stunden. Hab ich die Katze rausgelassen?» könnten für bestimmte Berufsgruppen relevant sein.

Für Einbrecher zum Beispiel, dachten sich drei fleißige Netz-Nutzer und Social-Web-Fans aus Holland. Mit Befremden, hätten sie beobachtet, wie Spieler des Onlinespiels Foursquare bei Twitter ihre Statusmeldungen abgaben, wo sie sich in der realen Welt gerade befinden. Verbindet man nun Foursquare-Daten und Twitter-Meldungen, kann man feststellen, wo die Spieler leben - und bekommt dann per Twitter Bescheid, ob sie gerade zu Hause sind oder nicht.

Was für ein Service für Langfinger, dachten sich die drei Niederländer - und setzten mit PleaseRobMe («Bitte, raub mich aus!») eine Mashup-Seite in bester Web-2.0-Manier auf, die die Daten aus Foursquare und Twitter verbindet. Zwei an sich harmlose, vermeintlich belanglose Datenströmchen fließen da ineinander, die für den, der sie zu lesen versteht, höchst interessant sind. Natürlich ist das nicht wirklich als Einbrecher-Service gemeint, sondern als Warnung und Mahnung: Die Niederländer wollen Netz-Nutzern vor Augen führen, was sie da eigentlich treiben mit ihrem freigiebigen Umgang mit Daten.

Zumal sich solche Daten ja mit weiteren, ebenfalls vermeintlich harmlosen Quellen verbinden lassen, die anderenorts im Web stehen: Bei Facebook oder anderen Social-Network-Seiten erfährt man etwas über Beruf und Lebensumstände (verheiratet? allein lebend? wohlhabend?). Bei Google Maps lässt sich das Umfeld sondieren, der Fluchtweg planen. Bei Earth hat der stolze Haus- oder Eigentumswohnungsbesitzer dann vielleicht noch Fotos veröffentlicht: Mein Haus, mein Garten, meine Hintertür, mein Wohnzimmer, mein Flachbildfernseher? Und vielleicht hat der freundliche Twitter-Nutzer, der gerade seinen Flieger bestieg, ja auch seinen Abwesenheitagenten im Mailprogramm aktiviert. Auf dass man seine Diebestour in aller Ruhe vorbereiten und planen kann: «Bin bis zum 19. März verreist. In dringenden Fällen bitte...»

Genau auf solche Zusammenhänge und Möglichkeiten wollen die PleaseRobMe-Betreiber hinweisen. Bis vor kurzem galt es als fragwürdig, wenn man im Internet seinen vollen Namen nannte. Dieser Punkt wird heute um tausend Meilen überschritten. Im Grunde ist PleaseRobMe höchst profan, eine einfache Twitter-Suche. Jeder, der ein wenig HTML und Javascript beherrscht, kann so etwas programmieren. Es sei nahezu lachhaft, wie einfach das alles ist. Aber wen kümmert es? Ich muss noch rasch eine Statusmeldung abgeben, sonst verliere ich demnächst ein paar Freunde!

Quelle: Der Spiegel 20. Februar 2010

Sonntag, 5. Dezember 2010

Vorsicht ist eine Lüge - Gefühl für Privates geht verloren

Bis vor kurzem galt es als fragwürdig, wenn man im Internet seinen vollen Namen nannte. Diesen Punkt haben wir um tausend Meilen überschritten.

Diese Warnung wird wohl verpuffen, so wie die Mahnungen von Jugend- und Datenschutzorganisationen, die eigene Identität im Internet möglichst nicht preiszugeben. Wer heute bei Facebook, Twitter und Co seine Identität verschleiert, erschwert die Nutzung der Dienste - und verhält sich inadequat. Die dem zugrunde liegende Geisteshaltung goss kürzlich Google-Chef Eric Schmidt in eine erschreckend dumpfe Formel: «Wenn es etwas gibt, von dem man nicht möchte, dass es die Welt erfährt, dann sollte man es nicht tun.»

So denken immer mehr Politiker, Unternehmer, aber auch der gläserne Bürger: Der ausgelebte Exhibitionismus ist längst zum Standard geworden. Das Gefühl dafür, wo und wann Privates lieber privat bleiben sollte, geht zunehmend verloren. Im Januar verbreitete der Hightech-Branchenverband Bitkom die empirisch gesicherte Erkenntnis, dass 23 Prozent aller Deutschen im Internet «Falschangaben» über sich machen - so, als sei das ein Skandal.

Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung zu der Studie: «Von denen, die im Web schon einmal geflunkert haben, hat jeder zweite diese Angaben manipuliert. Jeder dritte gab eine falsche Telefonnummer an. Jeweils jeder vierte macht falsche Angaben zu seiner E-Mail-Adresse, seinem Einkommen und körperlichen Eigenschaften.»

So ein Glück aber auch, denn solche Daten haben im Web nichts zu suchen. Die Schlagzeile müsste also so lauten: «Nur 23 Prozent gehen im Web vorsichtig mit ihren Daten um.» Oder so: «77 Prozent setzen sich im Internet fahrlässig Gefahren aus.» Wer wäre vor fünf Jahren auf die Schnapsidee gekommen, irgendjemandem im Web sein Gehalt mitzuteilen? Glaubt man dem Bitkom, tun dies nun drei Viertel aller Nutzer ohne Bedenken.

Immerhin ist auch den Experten klar, dass man im Web nicht unbedingt alles preisgeben sollte: «Internet-Surfer sollten bewusst entscheiden, wem sie welche Details preisgeben. Man muss nicht jedes weiße Feld ausfüllen», rät deren Chef August-Wilhelm Scheer.

In der Wahrnehmung vieler Social-Net-Fans aber ist das ja auch so: Sie teilen ihre Geheimnisse nur mit Freunden.

Mitunter mit allen 38.721.

Quelle: Der Spiegel 20. Februar 2010

Bild: Falle Internet 8QZMBBMSP4CZ

Montag, 22. November 2010

Waisen der Informatik – Kinder lieben das Internet, die Eltern schauen lieber weg

Die Gefahren für Kinder im Internet werden in der Schweiz derzeit heftig diskutiert. Eine neue europäische Studie nährt die Vermutung, dass das Problem der sexuellen Übergriffe in Chatrooms nicht so gross ist, wie es in der derzeitigen Debatte erscheint, während andere Gefahren, die den Kindern mehr zu schaffen machen – Cybermobbing –, leicht übersehen werden. Eine weitere interessante Erkenntnis dieser Studie ist, dass viele Eltern nicht wissen, was ihre Kinder im Internet erleben.

Stefan Betschon schrieb Ende Oktober in der Neuen Zürcher Zeitung: Elternabend in einer Stadtzürcher Primarschule. Eine besorgte Mutter will wissen, wie es andere Eltern mit dem Internet halten. Sie habe ihrem Sohn Facebook verboten, er behaupte aber, dass alle anderen Kinder dieses soziale Netzwerk nutzten. Mein Sohn hat mir dasselbe erzählt, und alle seine Kameraden, die ich persönlich kenne, sind mit dem Internet aus eigener Anschauung bestens vertraut. Wie viele Fünftklässler denn Facebook nutzen dürften, will die Mutter wissen. Fragende Blicke, niemand erhebt die Hand. Einige der Eltern haben vielleicht tatsächlich keine Ahnung, was ihre Kinder im Internet treiben, andere sind unsicher, ob es denn politisch korrekt sei, den Kindern das Internet zu erlauben.

Wie Kinder vor den Gefahren des Internets geschützt werden können, ist eine Frage, über die in der Schweiz derzeit vielerorts debattiert wird. In der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens herrschte am Freitag vergangener Woche quer durch alle Parteien seltene Einigkeit: Chatten im Internet sei für Kinder «brandgefährlich»; weil die Bundespolitik versagt habe, seien den kantonalen Polizeistellen die Hände gebunden, und sie könnten die Kinder nicht mehr vor Pädophilen schützen. (Ganzen Kommentar lesen)

Die erwähnte breit angelegte Studie der EU gibt Auskunft über die Art und Weise, wie die Kinder das Internet nutzen. 12 Prozent der Kinder haben im Cyberspace auch negative Erfahrungen gemacht. Doch auch wenn ihnen der Anblick von Laptop, Internet-Router und Handy so vertraut ist wie derjenige von Playmobil und Lego, fällt ihnen das Hineinwachsen ins digitale Leben trotzdem nicht leicht. Eltern und Lehrer sind keine Digital Natives und haben es deshalb besonders schwer, den Kindern die nötige Begleitung zukommen zu lassen.

Schlimmer noch: Viele Eltern wissen nicht, was den Kindern im Internet widerfährt: 41 Prozent der Eltern, deren Kinder angaben, Sexbildchen gesehen zu haben, glauben, dass ihr Kind solches noch nie zu Gesicht bekommen habe; mehr als die Hälfte der Eltern, deren Kinder Sex-Nachrichten zugeschickt erhielten, geben an, dass ihr Kind davon verschont geblieben sei.

Die Autoren wollen in einer weiteren Publikation darlegen, wie den heranwachsenden Digital Natives am besten zu helfen sei. Doch ereits jetzt fordern sie, dass die Vorbereitung der Kinder fürs digitale Leben eher früher als später beginnen soll. Das ist eine grosse Herausforderung für Schule und Elternhaus - wobei auch den Eltern die nötigen Handreichungen gegeben werden müssen.

Mehr zur Studie: Kinder und die Schattenseiten des Internets
Bilder: Imago; Philognosie

Freitag, 29. Oktober 2010

Facebook – Die Falle zum Passwort fischen

Ein im März von USA Today gemeldeter Betrugsfall zeigt, wie Facebook nun als Medium genutzt wird, um Zugang zu Vermögenswerten von Unternehmen zu erhalten und diese zu stehlen. Folgendes ist passiert:

Der Vorfall betrifft zwei Personen, die wir hier Anne und Paul nennen wollen. Beide arbeiten für ein Finanzdienstleistungsunternehmen und beide besitzen Facebook-Konten. Letzten Herbst erhielt Anne die folgende Nachricht auf Facebook: «Hey, Anne, schau dir mal die Fotos an, die ich am letzten Wochenende beim Picknick von uns gemacht habe. Paul» Die Nachricht enthielt einen Link, der zu den Fotos führen sollte.

Am letzten Wochenende hatte tatsächlich ein Picknick stattgefunden, doch die Nachricht stammte nicht von Paul und der Link führte nicht zu Fotos. Hacker hatten auf Pauls Konto zugegriffen, und als Anne dem Link folgte, lud sie unwissentlich Software auf ihren firmeneigenen Laptop, die später bei ihrem nächsten Zugriff auf ihr Arbeitskonto ihren Benutzernamen und ihr Passwort stahl.

Die Diebe aus dem Cyberspace wühlten im Netzwerk des Finanzunternehmens mit dem Ziel, die Kontrolle über Rechner zu erlangen und firmeneigene Daten zu stehlen. Die Angreifer wurden schliesslich entdeckt, nachdem sie bereits zwei Wochen lang über Annes Konto Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk hatten – all dies wegen Pauls Facebook-Link.

Worauf waren die Betrüger aus?

Üblicherweise sind Diebe auf Login-Daten aus, die in Untergrundforen auf eBay-ähnliche Weise verkauft werden können. Ein Satz von 1'000 Benutzername-Passwort-Paaren aus Facebook bringt dort zwischen 75 und 200 US-Dollar, abhängig von der Anzahl der Freunde, die mit den Konten verknüpft sind (je mehr Freunde, desto mehr Betrugsmöglichkeiten nach Art der «Picknick-Fotos»).

Facebook bleibt ein bedeutendes Ziel für Angreifer, da das Netzwerk gegenwärtig 400 Millionen Mitglieder hat. Diese Zahl soll sich Prognosen zufolge bis zum Jahresende auf 600 Millionen erhöhen. Dies sind doppelt so viele Mitglieder, wie die USA Einwohner haben, und tatsächlich leben nur noch in Indien und China mehr Menschen. Bösartige Links, die auf Facebook kursieren, stellen für Angreifer ein grosses Geschäft dar. Und die Geschichte von Anne und Paul zeigt, dass Angriffe auf Facebook als Sprungbrett in firmeneigene Netzwerke – wie das von Zurich – genutzt werden können.

Was können Sie dagegen tun?


Nichts was wir nicht bereits erwähnt hätten, doch noch einmal zur Erinnerung:

  • Wählen Sie für jedes Ihrer Konten bei sozialen Netzwerken ein starkes Passwort.
  • Erinnern Sie auch Ihre Freunde daran, starke Passwörter für ihre Konten bei sozialen Netzwerken zu verwenden.
  • Verwenden Sie keines Ihrer Firmen-Passwörter für ein Konto in einem sozialen Netzwerk.
  • Überlegen Sie genau, bevor Sie einem Link folgen, den Sie von einem Freund in einem sozialen Netzwerk erhalten.
Quelle: Zürich Versicherung
Bild: Zeitjung

Samstag, 1. Mai 2010

Laxer Umgang mit der Intimität II

Die Preisgabe persönlicher Daten bildet die Geschäftsgrundlage für Netzwerke wie Facebook. Nutzer suchen ihren Spass in freizügigem Austausch und reklamieren dennoch Privatsphäre. Eine Illusion.

Im Wunsch nach Austausch und Selbstdarstellung treffen sich beide Seiten: Der Betreiber des Netzwerks braucht die Daten des Nutzers, um individualisierte Werbung schalten und Geld verdienen zu können. Der Nutzer wiederum baut seine Online-Existenz in sein alltägliches Leben ein, betreibt Eigenwerbung und Selbststilisierung, neudeutsch «Identitäts-Management», pflegt Beziehungen, knüpft neue Kontakte, flirtet, bloggt, tauscht sich über Termine und Veranstaltungen aus oder organisiert Flashmobs, Feten am Strand oder politische Demonstrationen. Mit einem Wort: Er (oder sie) steht als Individuum im öffentlichen Austausch, und zwar in vielerlei Hinsicht genau so, wie es der Soziologe Erving Goffman 1971 in «Relations in Public», diesen empirisch wunderbar reichen «Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung», beschrieben hat.

Facebook, um bei dem mit 400 Millionen Mitgliedern populärsten Portal zu bleiben, ist nun einmal kein von der Realität abgesondertes, ins virtuelle Nirwana verschobenes «Second Life», und seine Nutzer sind keine Avatars. Seltsam mag das Streben wirken, den Bekanntenkreis eifrig zu erweitern, Freundschaftsanfragen an Fremde zu richten und die dabei gewonnenen Kontakte wie Statussymbole – je mehr, desto besser, das derzeitige Richtmass liegt bei 130 – in der eigenen persönlichen Rubrik aufzulisten. Aber dies machen doch die Menschen in der sozialen Welt jenseits des Netzes seit Ewigkeiten ebenso gern: sich damit zu brüsten, «Beziehungen zu haben». Und wird der Leser Goffmans nicht auch bei Facebook manches interpersonelle Ritual wiederfinden, das der Soziologe beschrieb, als er von der Knüpfung und Belebung sozialer Kontakte handelte? Das Ritual der Bestätigung etwa, mit dem wir eine Äusserung einer Person oder auch eine Änderung in ihrer Lebenssituation quittieren – Glückwünsche, Lob, Neckereien, Beileid, Herstellung von Eintracht im Gespräch über Nichtigkeiten. Im Netz kann die Zustimmung wortreich auftreten, aber sie kann auch durch Symbole signalisiert und damit konventionalisiert sein, in Analogie zu den Höflichkeitsfloskeln des Real Life. Das Individuum im öffentlichen Austausch bedarf dringend all jener «Barmherzigkeiten», wie Goffman sie nennt, ohne die «überall unzufriedene Personen zurückbleiben würden, die an den ihnen zugefügten Konversationsgrausamkeiten verbluteten».

Gravierende Unterschiede zwischen reell und virtuell
Ein gravierender Unterschied zwischen den Sphären allerdings bleibt, und damit kommen wir zu den Gründen, die Kritiker einen Verfall der Privatsphäre beklagen lassen. Der Kommunikation im Online-Netzwerk fehlt der Blickkontakt. Manche Dinge sagen sich leichter, wenn man sie jemandem nicht direkt ins Gesicht sagen muss. Wie Sabine Trepte und Leonard Reinecke, ein Forschergespann zur Medien- und Sozialpsychologie an der Universität Hamburg, berichten, liefert eine Reihe von Studien Hinweise darauf, «dass computervermittelte Kommunikation im Vergleich zu direkter Face-to-face-Kommunikation in der Regel zu gesteigerter Selbstoffenbarung führt», eben weil die Kommunizierenden ein gewisses Gefühl von Anonymität besitzen und überdies meinen, sie beherrschten die Situation. Den Schluss jedoch, dass Nutzer des Web 2.0 keinen Sinn mehr für Privatsphäre hätten, wollen Trepte und Reinecke nicht ziehen. In einer eigenen Analyse weisen sie die Rede von «unreflektierten Exhibitionisten» zurück und legen eine Lesart nahe, wonach es die ohnehin Extrovertierten sind, die sich im Netz entblössen.
Holländische Wohnzimmer

Was ihr Selbstbild angeht, so tuten Blogger und andere Netzaktivisten ins gleiche Horn und wähnen sich von der Schuld frei, den Wert der Privatheit zu ruinieren. Sie können darauf verweisen, dass der Kampf gegen Datenmissbrauch ja im Internet selber geführt werde. Ihr zentrales Argument indes heisst «Kontext». Demnach muss für jede Information, die ein Nutzer im Social Web von sich preisgibt, der Bezug auf den Adressatenkreis gewahrt bleiben. Es gehe nicht an, mittels Suchmaschinen die über das Netz verstreuten Informationen aufzulisten und zu einem Porträt zu verdichten – und diese entblössende Kompilation dann mit den Worten zu rechtfertigen, es sei doch sowieso schon alles irgendwo bekannt gewesen.

Um mit einem Vergleich des Medienforschers und Bloggers Jan Schmidt zu reden: Facebook und Co. böten zwar «einsehbare Informationen», seien aber ihrem Wesen nach wie «holländische Wohnzimmer», deren Fenstern die Gardinen fehlten, ohne damit aber eine Einladung an jedermann zu verbinden, sich an den Scheiben die Nasen platt zu drücken. Der Vergleich ist ebenso hübsch wie schief. Er stösst sich am Wirken automatisierter Suchmaschinen (Webcrawler), die keine Grenzen achten, und ebenso daran, dass das Internet erlaubt, überall vor Fenstern herumzulungern, ohne fürchten zu müssen, ertappt zu werden. Privatheit ist, wer wollte es bestreiten, ein gefährdetes Gut.
Quelle: Joachim Güntner in: NZZ

Wir berichteten bereits früher zum Thema: Teil 1 des Artikels von Güntner, Rettet die Privatsphäre, Vom echten Wert von Freunden, La vie privée à 100% au résautage. Zudem gibt es unser Buch Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität? zu kaufen.

Donnerstag, 15. April 2010

Laxer Umgang mit der Intimität I

Soziale Online-Netzwerke wie Facebook fördern den laxen Umgang mit der Intimität und der Privatheit. Die Neue Zürcher Zeitung sprach kürzlich im Feuilleton gar von digitalem Exhibitionismus – ist der Vorwurf berechtigt?

Sie heissen Facebook, MySpace oder Xing, ihre Nutzer zählen nach Millionen, und sie wachsen beständig. Mehr noch als die vielen kleinen, oft einem Themengebiet verpflichteten Weblogs stehen jene massentauglichen Plattformen für die Attraktivität des Web 2.0, für jenes Internet der zweiten Generation, das die Surfer zum Mitmachen einlädt. Wer sich dort anmeldet, erhält Speicherplatz für Erlebnisberichte, Fotos und Videos. Sinn des Unternehmens ist, Daten mit anderen zu teilen, weshalb Facebook und Co. gern auch als «Social Web» oder «Netzgemeinschaften» figurieren. Die Registrierung kostet nichts, jedenfalls kein Geld, der Nutzer zahlt mit der Preisgabe seines Namens, seines Alters und Geschlechts sowie der Angabe einer E-Mail-Adresse. Dem sollen möglichst umfangreiche Zusatzangaben folgen. Die Identität hinter einem Pseudonym zu verstecken, ist möglich, wird aber nicht gern gesehen. Ohnehin erscheint ein Inkognito als systemwidrig, da es auch darum geht, gefunden zu werden, sei es von alten Freunden oder von neuen Geschäftspartnern.

Entblössung beginnt im Banalen
So beliebt die neuen digitalen Netzwerke zumal unter jungen Leuten sind, so schlecht ist ihr Ruf unter Datenschützern. Als allzu freizügig erscheint, was manches Mitglied dort verbreitet. Der Bericht vom Alkoholexzess am Wochenende, die Foto von der Freundin in verfänglicher Lage – das mag, wenn es in der persönlichen Rubrik publiziert wird, als harmlos empfunden werden. Man hatte Spass, und nun kostet man noch einmal nach. War die Samstagnacht nicht lustig? Und wie! Es geht sogar noch lustiger, will sagen anstössiger, je nach Geschmack und Toleranz. Studentische Gruppen, die Frauen zu «Sperma-Partys» einladen oder die einer Vorliebe für Urin als «Natursekt» frönen und dies mit Bildern dokumentieren, legen bereitwillig von ihren Freizeitaktivitäten Zeugnis ab. Rege genutzt wird auch der bei Facebook zugeschaltete Dienst eines Drittanbieters, der mit den Worten lockt: «Wir veröffentlichen eure SMS, die zu gut, witzig oder krass sind, um nur von euch alleine gelesen zu werden.» Witzig ist da nicht allzu viel, aber «krass» trifft die Sache schon recht gut.

Es sind nicht allein die kalkulierten oder auch einfach nur primitiven Schamverletzungen, die den Netzwerken den Ruf eingetragen haben, «digitalen Exhibitionismus» zu praktizieren. Die Entblössung beginnt schon früher. Viele Menschen finden ganz offenkundig nichts dabei, ihr persönliches Profil im Netz mit einer Fotografie von sich, mit der Angabe von Alter, Geburts- und Wohnort, Ausbildung und Arbeitgeber anzureichern und auch die Aufzählung der Hobbys und Vorlieben nicht zu vergessen. Wesentlich für den Betrieb sind «Statusmeldungen», die darüber informieren, was jemand gerade tut, wo und wie er sich befindet: das Banale als das Fundamentale. Intimes kursiert auf einer Plattform wie Xing, die dem Austausch von Geschäftskontakten dient, naturgemäss weit weniger als auf Facebook, MySpace oder den speziell für Schüler und Studenten gedachten Foren. Überall aber bildet die Chance, identifiziert zu werden, die Basis der ganzen Veranstaltung.
Quelle: Joachim Güntner in: NZZ

Wir berichteten bereits früher zum Thema: Rettet die Privatsphäre, Vom echten Wert von Freunden, La vie privée à 100% au résautage. Zudem gibt es unser Buch Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität? zu kaufen.

Sonntag, 4. April 2010

Datendiebe unterwegs

Seit ein paar Wochen bekomme ich von Freunde per e-Mail Einladungen, um sozialen Netzwerken oder sogar Partnervermittlungs-Seiten beizutreten, welche diese gar nie gesendet hatten. Diese Seiten sind Betrügereien.

«MeetYourMessenger», «Jhoos», «VIPocéan» - es ist alles Betrug, illegale Unternehmen, die Geld machen auf dem Rücken der ehrlichen (und naiven) Bürger. Ein französischer Blogger erklärt das mit eindrücklichen Worten: http://blog.brinkz.com/vip-ocean-le-nouveau-site-de-rencontre-sur-invitation

Sofort ihr Passwort ändern bei MSN / Hotmail / Yahoo / GMX / ... und das Abo kündigen, VIP Ozean
berechnet ihnen 50 Euro pro Monat für den «Dienst» der Piraterie von persönlichen Informationen.

«MeetYourMessenger», «Jhoos» oder «VIPocéan» wählen sich in ihr Webmail-Konto ein, um ihre persönlichen Daten zu stehlen, Telefonnummern, Natel (Mobilfunk), e-Mail und ihre Kontaktliste.
Diese Informationen werden ohne ihr Wissen gesammelt. Dann verwenden die Betrüger diese Daten, um ihnen oder in ihrem Namen Werbung per SMS und e-Mail an sie die an ihre Freunde zu versenden.

Es gibt auch andere Betrügereien: Einladungen zu Tagungen in den USA oder London: Flug, Hotel, alles bezahlt. Hingegen «bezahlen» sie mit persönlichen Informationen, Kopie des Reisepasses, etc.

Seien sie vorsichtig. Reagieren Sie nicht auf diese Art von e-Mails, klassifizieren sie sie als Spam oder wenn das e-Mail-Programm es unterstützt (wie Apple Mail), lehnen sie das e-Mail ab. Und vor allem niemals erlauben, dass jemand Zugriff auf ihr Konto hat. Das sind Diebe, die Identitäten, ihre Identität, ihren Namen, etc. stehlen für ihre kriminellen Aktivitäten.

Wenn Sie seriös Networking im Internet betreiben möchten, nutzen sie dazu eine seriöse Website wie Xing oder LinkedIn. Diese Unternehmen nehmen den Datenschutz ernst, als börsenkotierte Firmen steht bei ihnen auch zu viel auf dem Spiel. Aber trotzdem: Vergessen sie nicht die Regeln der sozialen Netzwerke im Internet. Oder lesen das Buch Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität, als e-Buch oder auf Papier…

Dienstag, 1. Dezember 2009

Rettet die Privatsphäre

Eine Privatsphäre gibt es heute praktisch nicht mehr. Menschen betreiben digitalen Exhibitionismus im Internet, Unternehmen jubeln über gläserne Kunden, aber viele Menschen fürchten die neue Offenheit.

Lew McCreary geht in einem interessanten Aufsatz auf die manigfaltigen Facetten der Privatsphäre ein: Wie rettet man die Privatsphäre? Schimpf und Schande im Internet. Wer die Privatsphäre schützt. Was eine Frage der Generation ist. Wo der Teufel im Detail steckt und warum Datenschutz so wichtig ist. Der Aufsatz ist auf der Seite des Harvard Business-Manager frei zugänglich.

Kapitel 1 (Teile 1-4)
Kapitel 2 (Teile 1-4)