Samstag, 7. September 2013
Archiviert, aufbewahrt und verschwunden
So hat das heutige Kunsthaus Zürich 1830 eine Statue angeschafft, die seither ihren Platz im Lager noch nie verlassen hat. Dabei gäbe es heute technische Möglichkeiten, all' diese Preziosen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Einerseits in einem Schaulager, wie etwa das Museum Rietberg; andererseits in einem Katalog, der über das Internet zugänglich ist.
Die Schweiz scheint diesbezüglich noch ein Entwicklungsland zu sein, während britische Museen wie Tate Britain oder das Viktoria- und Albert-Museum u.v.a.m. hier schon viel weiter sind. Im Moment verfügen die Schweizer Kunstmuseen zwar über die grössten und wichtigsten Sammlungen Schweizer Künstler; im Internet sind es jedoch andere Institute, welche die Nase vorne haben.
Die Neue Zürcher Zeitung lieferte eine Bestandesaufnahme und gute Analyse zum Thema: http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/kunst_architektur/im-museumsverlies-verschollen-1.18143027
Donnerstag, 3. Mai 2012
Katalogsoftware im Vergleich
| Hersteller | Katalogsystem | Metadaten METS MODS MARC | Ausgabe Metadaten | |
| OCLC | Content dm 5.4 | x – x | 8 | proprietär |
| CERN | Invenio | – x x | 7 | open source |
| George Mason | Omeka 1.4.1 | x – – | 5+ | open source |
| Southampton | EPrints 3 | x x x | 5 | open source |
| Naoned | Mnesys Portail | x – x | 5 | proprietär |
| Amanager | YooLib | x x x | 4+ | proprietär |
| Waikato | Greenstone 3.0.5 | – – x | 3+ | open source |
| DuraSpace | DSpace 1.7.2 | x x x | 3 | open source |
| Ex Libris | DigiTool 3 | x x x | 3 | proprietär |
| ORI-OAI | ORI-OAI | – – – | 2+++ | open source |
Dienstag, 20. März 2012
Alte Filmrollen: Ausschuss oder Kulturgut?
Jahrzehntelang wurden Filmkopien nach ihrer Auswertung im Kino vernichtet: als Abfall, der nicht mehr interessierte - aus dem aber auch keine weiteren Gewinne mehr gezogen werden sollten. Filmliebhaber, die einzelne Titel vor der Auslöschung retteten, legten so die Grundsteine zu den viel später auch von den Verleihern alimentierten Kinematheken.In den ersten Jahren des Films, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, war die Sache klar: Filmkopien waren zum Verbrauch bestimmt. Die (damals noch kurzen) Filmrollen wurden so oft durch den Projektor gekurbelt, bis sie kaputtgingen oder bis das Publikumsinteresse nachliess und mit neuen Sujets geködert werden musste. Das abgespielte Material wurde weggeworfen. Selbst dem originalen, in der Kamera belichteten Negativ drohte dasselbe Schicksal: Nach der Anfertigung einer gewissen Anzahl von Kopien wurde es ebenfalls unbrauchbar. Erfolgreiche Sujets, nach denen weiterhin eine Nachfrage bestand, wurden flugs nochmals gedreht.
Erste Filmarchive
Wer Filme ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt der kurzlebigen, weil für einen sich rasch sättigenden Markt bestimmten Ware sah, für den war die nicht mehr gefragte Filmkopie logischerweise Abfall, aus dem sich allenfalls das Silber der fotografischen Schicht zurückgewinnen liess. Diese Logik liess nach dem Siegeszug des Tonfilms Ende der 1920er Jahre auch die Stummfilme als obsolet erscheinen. Deshalb ist aus den ersten Jahrzehnten des Films nur ein kleiner Bruchteil der Werke erhalten.
An diesem Punkt regten sich die ersten Bestrebungen, Filmarchive zu schaffen. Die immer wieder beschriebene (und dann auch selbst zum Filmbild gewordene) Gründungslegende schildert, wie Henri Langlois in Paris mit einigen Freunden und einem Handkarren aus dem Lager eines Schrotthändlers der Entsorgung harrende Filmrollen entwendete, um die Stummfilmschätze für die Nachwelt zu retten. Denn spätestens in den zwanziger Jahren hatte sich ein Publikum gebildet, das im Film nicht nur ein flüchtiges Divertissement sah, sondern ein ernstzunehmendes Kulturprodukt, ja: die Kunstgattung des 20. Jahrhunderts.
Die Marktlogik widersetzte sich noch lange der öffentlichen Archivierung von Filmen. Nur langsam begannen längerfristig denkende Firmen in den Lagerungskosten Investitionen zu sehen, die sich auf die Dauer doch lohnen könnten, und deshalb die eigenen Produktionen aufzubewahren. Verleihkopien aber sollten (und sollen bis heute) aus der Zirkulation gezogen werden, um unautorisierte Aufführungen nach dem Ablauf der Lizenzfrist zu verhindern und um Platz für Neues auf dem Markt zu schaffen. Während Jahrzehnten sahen die Verleihverträge daher vor, dass der Lizenznehmer die - von ihm bezahlten - Filmkopien bei Vertragsende zu vernichten und die Kosten für diese «Abfallentsorgung» zu tragen hatte.
Findige Filmliebhaber machten sich dies zunutze. Der Basler Sammler Edwin Hofmann etwa erzählte gerne mit einer Mischung von Verlegenheit und Stolz, dass er sich Briefpapier drucken liess, auf dem er als «Filmvernichtungsanstalt» jeweils den Schweizer Verleihfirmen attestierte, dass ihre Kopien ordnungsgemäss entsorgt worden seien. Die Verleiher waren froh, dass jemand den Kopienabfall gratis bei ihnen abholte; Hofmann freute sich über die Bereicherung seiner klandestinen Sammlung. Eine dankbare Basler Öffentlichkeit sollte ihm seine Kinoapparate und Filmkopien Anfang der achtziger Jahre abkaufen. Aus dem Abfall war geschätztes Kulturgut geworden.
Als die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die den Filmbestand der früheren UFA und anderer in deutschen Staatsbesitz gelangter Produktionsfirmen verwaltet, Ernst Lubitschs Komödie «Die Bergkatze» (1921) restaurieren wollte, stellte sich heraus, dass sich davon in Deutschland keine vollständige Kopie mehr fand. Man suchte weltweit nach weiteren, möglicherweise weniger oder anders gekürzten Kopien. In der restaurierten Fassung des Films stammt nun eine kurze Passage aus der «Bergkatze»-Kopie, die Edwin Hofmann seiner Sammlung einverleibt hatte.
An die Stelle der beglaubigten Kopienvernichtung ist seit den siebziger Jahren international die Praxis getreten, die Filmkopien nach Lizenzablauf einem anerkannten öffentlichen Archiv - in der Schweiz der Cinémathèque suisse in Lausanne - zu übergeben. Neue Auswertungsformen wie Fernsehen, Videokassetten und DVD haben den einst geringgeachteten alten Filmen auch in den Augen der Produzenten wieder zu neuer Wertschätzung verholfen. In vielen Fällen besassen sie jedoch nur noch die Aufführungsrechte, nicht aber Negativmaterial oder eine vorführbare Kopie. Die Archive, die einst, strenggenommen, einen guten Teil ihrer Schätze in der Illegalität gehortet hatten, kamen zu neuem Ansehen. Die bei ihnen liegenden Kopien verhalfen den Produzenten oft dazu, dass sich die abstrakten Rechte zu konkreten Auswertungsverträgen ummünzen liessen. Aus dem Abfall war auch eine erneut begehrte Ware geworden.
In neuerer Zeit gestaltet sich die Filmlancierung im Kino zunehmend hektischer: Vermeintlich erfolgversprechende Filme werden in immer grösserer Kopienzahl auf den Markt geworfen und verschwinden nach immer kürzerer Zeit in der Versenkung. Die Schweizer Verleihfirmen sind angesichts der aus solcher Kopienflut resultierenden hohen Lagerkosten dazu übergegangen, den grössten Teil der Kopien nach wenigen Monaten der Cinémathèque suisse zu übergeben.
Überquellende Archive
Das Schweizer Archiv, das noch vor wenigen Jahrzehnten fast um jede Filmkopie betteln musste, wird inzwischen damit überschwemmt. Das Filmlager in Penthaz, Ende der achtziger Jahre grosszügig gedacht, ist längst an die Grenzen seines Fassungsvermögens gelangt. Vergangenen Dezember hat nun der Nationalrat im Rahmen des zivilen Bauprogramms den Kredit für den Bau eines zweiten Filmarchivgebäudes in Penthaz bewilligt. Bis zu dessen Erstellung wird das kostbare Gut notdürftig zwischengelagert.
Die erfreuliche Tatsache, dass immer grössere Teile der Produktion in die Archive gelangen, stellt diese vor neue Probleme. Haben sie bisher nach Möglichkeit jeden Filmmeter, den sie bekommen konnten, gesammelt, werden sie künftig nicht mehr um eine Auswahl herumkommen. Die rasch voranschreitende Digitalisierung von Produktion und Vertrieb wird die Archivierungsprobleme nicht lösen, sondern lediglich verlagern.
Was also soll weiterhin als zu erhaltendes Sammelgut angesehen und was als Abfall weggeworfen werden? Soll man das künstlerisch Wertvolle privilegieren gegenüber reiner Kommerzware? Die Filmgeschichte kennt - wie die Kunstgeschichte - berühmte Fälle, in denen ein anfänglich negatives Urteil durch die Nachgeborenen korrigiert wurde. Das heutige Qualitätsurteil zum Erhaltungskriterium zu machen, erscheint daher problematisch. Und das Triviale von gestern, selbst wenn es später keine Erhebung zum Kultobjekt erlebt, ist zumindest von kulturgeschichtlichem Zeugniswert.
Ohne dass diese für die Archive in Zukunft entscheidenden Fragen schon schlüssig beantwortet wären, ist die Cinémathèque suisse bereits davon abgekommen, in jeder Filmkopie wertvolles Kulturgut zu sehen: Welchen Sinn sollte etwa die Aufbewahrung von zehn Kopien der französischen Synchronfassung eines Dutzendfilms aus Hollywood haben? So tief es das Sammlerherz, das wohl in jedem Archivmenschen steckt, auch schmerzen mag - selbst die Cinémathèque wird davon höchstens die zwei besterhaltenen aufbewahren. Der Rest: Abfall.
Quelle: von Martin Girod in der Neuen Zürcher Zeitung, 11. April 2009, Nr. 84, S. 56.
Martin Girod ist Filmjournalist und hat in Basel und Zürich jahrelang Kinos programmiert.
Mittwoch, 16. März 2011
Adresses utiles pour la Suisse
Netbiblio - solution informatique intégrée
Gestion de catalogue, gestion du prêt, WebOPAC, Statistiques, Acquisitions, Gestion des périodiques, Transformations MARC21, Serveur Z39.50, Client Z39.50, Serveur de notices, Serveurs de nouveautés, Intégration RFID, Prêt de secours
AlCoda Sàrl, Route de Schiffenen 9a, 1700 Fribourg
http://www.alcoda.ch
B. Stratégies, conseils
Metasystems - la communication globale
nouvelles technologies de l'information, réseaux, audits, stratégies informationnelles, agents intelligents, systèmes experts, veille informatique, communication, multimédia
Metasystems, Chemin des Rosiers 2b, 1701 Fribourg
http://www.metasystems.ch
Trialog - l'organisation du savoir
Experts pour bibliothèques,a rchives et documentation
Trialog SA, Rue Holbein 34, 8008 Zurich
http://www.trialog.ch
C. Protection et matériel
Docusave - Prévention et Gestion de sinistres
Protection et sauvetage de documents sinistrés ou noyés
Guido Voser, Rebzelg 2, 3662 Seftigen
http://www.docusave.ch
Schempp Emballage de protection pour objects d'art
Boîtes d'archive, chemises, rouleau pour archives, bibliothèques, musées et collections, selon ISO 9706
ARTProfil Sàrl, Avenue de la Gare 75, 8887 Mels
http://www.artprofil.ch
Oekopack
Produits de papier et de carton pour bibliothèques, archives, musées selon ISO 9706, aucune quantité minimum, escompte sur mesure
Oekopack SA, Lattingue, 3700 Spiez
http://www.oekopack.ch
Labels Pleuser
sans acide, colle sans plastifiant, pH-neutre, formes individuelles
OPAL Associates SA, Motorenstrasse 116 8620Wetzikon
http://www.opal-etiketten.ch
D. Numérisation
Le spécialiste pour archives numérisés
Numérisation de documents et livres, microfilmes, fiches, négatives, conversions, archives numérisés, logiciels individuel
Tecnocor ACC SA, Rue de l'Arsenal 51, 6010 Kriens
http://www.tecnocor.ch
Robos de numérisation de livres
ALOS Gestion de Documents SA, Rue Loo 17, 8803 Rüschlikon
http://www.alos.ch
Zeutschel - l'avenir du passé
Capture de documents, archivage, traitement, fournissant en numérisés
Supag gestion de l'information, Spichtig et Partenaires SA, Rue Riet 15, 8108 Dällikon
http://www.supag.ch
E. Lecture
Arbido
http://www.arbido.ch
Montag, 14. Februar 2011
Praktische Adresse für die Schweiz
Netbiblio - integrierte Informatiklösung
Katalogverwaltung, Ausleiverwaltung, WebOPAC, Statistiken, Erwerbung, Zeitschriftenverwaltung, MARC21-Transformationen, Z39.50 Client, Z39.50 Server, Notiz-Server, News-Server, RFID-Integration, Notausleihe
AlCoda GmbH, Schiffenen-Strasse 9a, 1700 Freiburg i. Ü.
http://www.alcoda.ch
B. Beratung
Metasystems - globale Kommunikation
Kommunikation, Konzeption, Multimedia, neue Technologien
Metasystems, Rosenweg 2b, 1701 Freiburg i.Ü.
http://www.metasystems.ch
Trialog Wissensorganisation
Unternehmensberatung für Bibliothek, Archiv und Wissensorganisation
Trialog AG, Holbeinstrasse 34, 8008 Zürich
http://www.trialog.ch
C. Schutz und Materialien
Docusave - Prävention und Notfallmanagement
Schutz und Rettung wasser- und brandgeschädigter Dokumente
Guido Voser, Rebzelg 2, 3662 Seftigen
http://www.docusave.ch
Schempp Schutzverpackungen für Kulturgut
Archivschachteln, Mappen, Rollen für Archive, Bibliotheken, Museen und Sammlungen nach ISO 9706
ARTProfil GmbH, Bahnhofstrasse 75, 8887 Mels
http://www.artprofil.ch
Oekopack
Produkte aus Papier und Karton für Bibliotheken, Archive, Museen nach ISO 9706, keine Mindestmengen, günstige Massanfertigungen
Oekopack AG, Lattingen, 3700 Spiez
http://www.oekopack.ch
Pleuser Etiketten
säurefrei, weichmacherfreier Kleber, pH-neutral, individuelle Formen
OPAL Associates AG, Motorenstrasse 116, 8620Wetzikon
http://www.opal-etiketten.ch
D. Digitalisierung
Spezialist für digitale Archive
Scannen von Dokumenten und Büchern, Mikrofilmen, Fichen, Rollfilmen, Negativen, Konvertierung, digitale Archive, Indiviualsoftware
Tecnocor ACC AG, Arsenalstrasse 51, 6010 Kriens
http://www.tecnocor.ch
Buchscanroboter
Mikroverfilmung, Scannen und Archivierung mit Halb- oder Vollautomaten
ALOS Document Management AG, Loostrasse 17, 8803 Rüschlikon
http://www.alos.ch
Zeutschel - die Zukunft der Vergangenheit
Dokument-Erfassung, Archivierung, Verarbeitung, Bereitstellung als Digitalisat
Supag Informations-Management, Spichtig und Partner AG, Rietstrasse 15, 8108 Dällikon
http://www.supag.ch
E. Lektüre
Arbido
http://www.arbido.ch
Dienstag, 17. November 2009
Archives: un DVD presque immortel
La compagnie Cranberry a développé un DVD (on peut y stocker 4,7 GB et il est lisible sur n’importe quel lecteur DVD) qui a une durée de vie théorique de plus de 1000 ans (il n’a pas de couche réflective pouvant se détériorer… il est transparent).
Ce DVD nommé DiamonDisc est capable de supporter une température de 176 °C, mais la sécurité a un prix puisqu’il faut un graveur spécial qui coûte 4 995 Dollars . Le DVD DiamonDisc seul coûte 35 Dollars. Ceci pourra intéresser les organismes possédants beaucoup d’archives numériques, mais la question demeure: Dans 1000 ans y aura-t-il encore des lecteurs DVD?
Donnerstag, 1. Oktober 2009
Rechtliche Aspekte zur Privatsphäre
Vor rund 100 Jahren ermächtigte das Schweizer Zivilgesetzbuch (ZGB) jemanden, der «in seiner Persönlichkeit widerrechtlich verletzt ist», gegen alle Verletzer den Richter anzurufen (Art. 28). «Persönlichkeit» hat der Gesetzgeber bewusst nicht definiert: Das würden die Gerichte schon entwickeln. So geschah es.
Grenzen der Öffentlichkeit
Heute gilt «Persönlichkeit» als Bündel von Facetten, die individuelle Züge der Persönlichkeit ausmachen. Eine wichtige solche Facette ist das Recht am eigenen Bild. Wer sich in Gruppen auf der Strasse bewegt oder im Stadion sitzt, nimmt in Kauf, beiläufig abgebildet zu werden; sonst soll er zu Hause bleiben. Am Stadioneingang warnen Plakate und Aufdrucke auf den Billetten, dass die Kamera die Besucher im Schwenkbereich erfassen kann. Anderseits muss der werktags gestylte Börsenhändler, der auf der Fussballtribüne das Hemd auszieht, nicht dulden, von der Kamera halbnackt aus der Menge herangezoomt und so publiziert zu werden.
Eine solch «fokussierte» Verletzung des Rechts am eigenen Bild ist widerrechtlich, ausser es liegt ein Rechtfertigungsgrund vor – so etwa ein überwiegendes öffentliches Interesse, mit dem meist die Medien ihre Nahaufnahmen rechtfertigen (Bundespräsident Merz am Cup-Final, ein protestierender Bauernführer an der Demo). Am Richter ist es, in den gar nicht seltenen Prozessen die Abwägung im Einzelfall vorzunehmen. Erst vor 15 Jahren hat das Parlament beschlossen, dass das ZGB angesichts der rasant beschleunigten Bild- und Speichertechnologie nicht mehr ausreicht. Es erliess das Datenschutzgesetz (DSG), um das ZGB zu ergänzen und zu präzisieren.
Heute sind Individuen berechtigt, im Sinne der Selbstbestimmung über Einträge ihrer Daten informiert zu werden, ja sogar Korrekturen zu erzwingen. «Gesammelt und bearbeitet werden so viele persönliche Daten wie nötig und so wenige wie möglich».
Wenn die versprochene automatische Unkenntlichmachung von Gesichtern und Autonummern oder die Löschung eines im Garten ab der Autodachkamera Abgebildeten nicht erfolgt, können Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Der Datenschutzbeauftragte tut gut daran, Google beim Wort zu nehmen und mit einem Sperrantrag gemäss ZGB und DSG bei den Bundesgerichten zu drohen – solange die vollmundigen Datenschutzversprechen des Datengrossversorgers Google nicht annähernd perfekt funktionieren.
Quelle/ganzer Artikel: Neue Zürcher Zeitung, 4. September 2009.
Dienstag, 15. September 2009
Abfall im Archiv und Abfall des Archivs?
Wie unvermutet viel komplexer die Vernichtung von Akten als ihre sachgerechte Aufbewahrung ist, mussten übrigens schon die Archivare der Stasi erfahren. Über 16 000 Säcke mit geshredderten Akten konnten nach dem Zusammenbruch der DDR sichergestellt werden. Seit zwei Jahren puzzelt nun in Berlin ein vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik entwickeltes System die Stasi-Schnipsel wieder zusammen. Darum gilt: Was einmal im Archiv liegt, wird man kaum mehr los. Die Kunst der Vernichtung hat mit der Kultur der Archivierung nicht Schritt gehalten. Aber wie gelangt ins Archiv, was ein Mensch als Lebens- oder Arbeitsspuren hinterlassen hat?
Erinnerungsmaschinen
Archive im Allgemeinen und Literaturarchive im Besonderen sind nicht nur gewaltige Erinnerungsmaschinen sowie auf Vorrat und in Unkenntnis von zukünftigen Erkenntnisinteressen angelegte Gedächtnisspeicher. Sie sind regelrechte Abfallvermeider und Müllverwerter. Auf die Frage, ob und gegebenenfalls wie in den Dichternachlässen das Unbrauchbare vom Brauchbaren getrennt werde, antwortet Irmgard Wirtz, Leiterin des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern, ganz entschieden und resolut: «Es gibt keinen Abfall.» Gewiss, so fügt sie einschränkend hinzu, werde nicht alles entgegengenommen. Nachlässe und Privatarchive würden gesichtet. Nach Bern komme nur, was belangvoll sei und Auskunft geben könne über Leben und Werk eines Autors. Dazu gehören auch Steuererklärungen, Briefe sowieso, doch auch Gegenstände, sodann die Privatbibliothek, soweit sie Gebrauchsspuren aufweise.
Aber Archivare reden nicht gern über abgewiesene oder gar vernichtete Bestände. Das sei ein heikles Thema, heisst es. Auch im deutschen Literaturarchiv in Marbach windet man sich. Ulrich von Bülow, Leiter der Handschriftenabteilung in Marbach, gibt zwar bereitwillig Auskunft, behaglich ist ihm dabei nicht. Die Frage nach archivalischem Abfall ist sichtlich indezent. Im Jargon der Archivare wird für die Benennung des Vorgangs ein eigener Terminus verwendet: Kassation heisst hier die Aktenvernichtung. Das klingt vornehmer und verschleiert die Tatsache, dass vollends Abfall wird, was dem Urheber schon zur Last geworden war und nun nicht einmal mehr der Archivar (im Dienste welcher Zukunft?) aufbewahren will.
So sind die Archivare in mancher Hinsicht durchaus wählerisch. Was unerheblich oder entbehrlich sei, so Ulrich von Bülow, gehe zurück an den Absender oder weiter in die Müllverbrennung. Ohnehin seien die Magazine in Marbach in absehbarer Zeit voll. Allein schon darum könne man nicht alles nehmen. Wie aber kommt etwas ins Archiv, damit es sich aus der Gegenwart in zukünftig dokumentierte Vergangenheit verwandeln soll? Es gibt ein probates Mittel, freilich ist es nicht ganz gefahrlos: Indem die Schriftstellerin oder der Schriftsteller eigenhändig Teile des eigenen Archivs zur Vernichtung bestimmt, seien es Briefe, Tagebücher oder Manuskripte. Nichts weckt das Forscherinteresse nachhaltiger als das, was der Urheber vor der Nachwelt verborgen wissen wollte. Ein durchgestrichenes Wort in einem Manuskript von Robert Walser? Es wird sich dem Gedächtnis der Wissenschaft vielleicht stärker einprägen als vieles andere in dem betreffenden Text. Ein zerrissener Brief oder Zettel? Jeder Literaturhistoriker wird sich darauf stürzen.
Ludwig Hohl hat Tausende von Zetteln bei seinem Tod der Nachwelt hinterlassen. Vieles davon hat er zerrissen, aber nicht vollends zerstört. Vermutlich von Hohls Witwe, Madeleine Hohl-de Weiss, sind sie wieder zusammengeklebt worden. Auf einem weiteren Zettel hat er eine Vernichtungsverfügung hinterlassen, von der nicht mit Sicherheit zu sagen war, worauf sie sich bezog. Nicht allein darum ist sie erhalten geblieben wie im Übrigen alles, was von ihr hätte gemeint sein können. Denn ein solches unvollendetes Autodafé ist natürlich die schönste Einladung an die Nachgeborenen, gerade hier genauer hinzuschauen und den exegetischen Scharfsinn mit detektivischem Spürsinn zu paaren.
Kaum einer hat diesen Doublebind der Selbstdeklaration intuitiv vielleicht genauer durchschaut als der Kulturphilosoph und Schriftsteller Rudolf Pannwitz. In seinem Nachlass fanden sich drei Umschläge, in denen er Materialien zur Physik gesammelt hatte. Zwei Umschläge sortierten das Material alphabetisch, der dritte Umschlag war beschrieben mit «PHYSIK Abfall». Kein verantwortlicher Archivar käme auf den Gedanken, an dem Umschlag und seinem Inhalt zu vollziehen, wozu seine Beschriftung anstiftet. Rudolf Pannwitz ist vor vierzig Jahren gestorben, und man kann sich denken, dass seither nicht mehr viel geblieben ist von ihm; was er aber einst als Abfall bezeichnet hat, überdauert in säurefreien Behältnissen und bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Marbach.
Die Historisierung der Gegenwart
Nie zuvor hat eine Zivilisation so sehr an ihrer eigenen Historisierung gearbeitet wie unsere Gegenwart, schreibt der Philosoph Hermann Lübbe in seinem Buch «Im Zug der Zeit». Kaum eine Kunst hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so sehr entwickelt wie die Kunst der Abfallvermeidung in unserer Schriftkultur. Wo aber alles aufbewahrt wird, schwindet in der Masse der Dokumente die Aussagekraft einzelner Zeugnisse. Die Kehrseite der verfeinerten Kultur der Aufbewahrung ist die Tabuisierung des Abfalls. Wo kein Fitzelchen der archivalischen Achtsamkeit entgeht, wird die Erinnerung dereinst am überlieferten Material ersticken.
Vielleicht lautete darum die Frage nicht, wie in die Archive kommen soll, was wir hinterlassen, sondern vielmehr, was davon überhaupt in die Archive soll, wenn sie denn nicht an ihrer eigenen Verschlingungssucht zugrunde gehen sollen. Hermann Lübbe hat zur Lösung dieses Konflikts die Herausbildung eines ganz besonderen Zukunftsverhältnisses empfohlen: «eine gegenwärtige Vorwegnahme künftiger historischer Interessen an derjenigen Vergangenheit, die unsere Gegenwart einst geworden sein wird». Und wie hat Hermann Lübbe seinerseits das künftige historische Interesse an seiner Gegenwart vorweggenommen, als er seinen Vorlass ins Literaturarchiv Marbach übergeführt hat? Einen erheblichen Teil habe man, so berichtet Ulrich von Bülow, mit Hermann Lübbes Einverständnis an die Müllverbrennung weitergegeben.
Quelle: Von Roman Bucheli, in: Neue Zürcher Zeitung, 11. April 2009, Nr. 84, S. 55.
Dienstag, 14. April 2009
Klosterarchiv Einsiedeln im Internet
Es können 20 000 Dokumentenseiten im Internet abgerufen werden. Es handelt sich dabei um über 2000 Urkunden, knapp 30 Rödel (Verzeichnisse) und 50 der wichtigsten Amtsbücher. Neben den Urkunden sind auch 16 000 Bilder von wichtigen Dokumenten im Internet einsehbar. Digitalisiert wurden Urkunden die vor 1600 entstanden sind. Die Daten wurden in dreifacher Version archiviert und zudem auf Mikrofilm gespeichert. Die Archivalien sollen damit für weitere 1000 Jahre erhalten bleiben.
Das lange Zeit kulturell prägende Kloster Einsiedeln ist auch ein grosser Grundherr, nicht nur in der Zentralschweiz, sondern auch in Zürich, dem Aargau, dem Thurgau und in St. Gallen. Weil viele Urkunden einen Bezug zum Kanton Zürich haben, wurde das Archivvorhaben vom Kanton Zürich mitfinanziert.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung / Schweizerische Depechenagentur
Sonntag, 4. Januar 2009
Digitales Gedächtnis vs. vergessen
Gordon Bell, ein 74-jähriger US-Computerwissenschafter, zeichnet alles auf. Er speichert, was ihm begegnet, was um ihn geschieht, was er liest, schreibt, sagt. Er scannt ein, fotografiert, zeichnet auf. Pensionierung sei für ihn kein Thema, seine Arbeit endet nie. 1995 fragte er sich, was er mit dem Gerümpel machen solle, das sich um ihn herum angesammelt hatte, mit den Bildern, Büchern, Papieren. Statt aufzuräumen, zu trennen, wollte er wissen, was nötig sei, um alles aufzubewahren. 2001 fing er mit Einscannen an. Eine Kamera, die an einer Schnur um den Hals hängt, zeichnet Menschen, ein GPS-Gerät Orte, ein drittes Utensil Stresssituationen, Herzschläge, Blutdruck, Kalorienverbrauch auf.
Gehirn ist Computer voraus
Sich an alles erinnern? Nie mehr vergessen? Vor langer Zeit schrieb Rainer Maria Rilke: «Es ist wichtig, sich zu erinnern. Noch wichtiger ist, zu vergessen.» Der Neuropsychologe Lutz Jäncke von der Universität Zürich sagt: «Die wichtigste Eigenschaft unseres Gedächtnisses ist vergessen. Ich bezweifle sehr, ob wir mit einem digitalen Gedächtnis umgehen könnten.» Unser Gedächtnis sammelt nicht, es interpretiert. «Ein digitales Gedächtnis würde uns überfordern, weil es uns an unwichtige, schlechte, vielleicht peinliche Dinge der Vergangenheit erinnert, die in der Rückschau aus dem emotionalen Kontext gerissen werden.» Das Lebensgefühl, der Kontext wäre nicht mehr nachvollziehbar, das Geschehene wäre es sehr wohl.
Doch auch Bell, dessen Gedächtnis frei von Unnötigem sei, da alles, sein ganzes Leben auf dem Computer gespeichert ist, kommt nicht ohne Interpretation aus: Sein Team sucht Möglichkeiten, die Datenflut zu sortieren, Wichtiges hervorzuheben, Unwichtiges zu verstecken, weil der Nutzer das nicht selber machen wolle. Vielleicht ist es doch besser, sich an Rilke zu halten und ab und zu etwas Altpapier zu bündeln.
Quelle: NZZ am Sonntag, 4. Januar 2009 (Auszüge; ganzer Artikel hier klicken)
Dienstag, 22. April 2008
Historische Enzyklopädien
- Meyers Konversationslexikon 1888 http://www.retrobibliothek.de/retrobib/stoebern.html
- Brockhaus' Konversationslexikon 1896 http://www.retrobibliothek.de/retrobib/stoebern.html
- Merck's Warenlexikon 1884 http://www.retrobibliothek.de/retrobib/stoebern.html
- Krünitz: Oekonomisches Encyklopädie 1773–1858 http://kruenitz1.uni-trier.de/ (242 Bände)
- Zedler: Grosses vollständiges Unversal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste 1732–1754 http://mdz10.bib-bvb.de/~zedler/zedler2007/ (64 Bände)
- Allgemeine Deutsche Biographie 1875–1912 http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adb/
Montag, 18. Februar 2008
Deutsche Schrift lesen
Deutsche Schrift lesen (online Angebote)
Eine kleine Einführung und viele v.a. gedruckte Leseproben aus dem Alltag (ganz unten auf der Seite). Die Seite bietet einen guten Einstieg und auch Hilfen bei handschriftlichen Unklarheiten.
http://www.suetterlinschrift.de
Lehrgang der Universität Saarland
Zuerst muss man die Schrift herunterladen, dann gehts los mit 12 Lektionen.
http://www.uni-saarland.de/~m.hahn/slp2000.htm
Ad fontes - der geniale Online-Lehrgang der Universität Zürich über die Benützung und Auswertung von handschriftlichen Quellen im Archiv: Lesekurs weit zurück, bis ins Mittelalter und Einführung in die Benutzung von Archiven.
http://www.adfontes.unizh.ch
Mehr als lesen: schreiben.
http://www.kurrent.de
Deutsche Schrift lesen (offline Angebote)
Es geht auch ohne Internet. Viele Archive haben in ihrem Lese- oder Katalogsaal einen eigenen kleinen Lehrgang zusammengestellt, der vor Ort benützt werden kann (anhand von Kopien aus dem eigenen Archiv). Fragen lohnt sich allemal.
- Deutsche Schreibschrift. Übungsbuch. Lesen und Schreiben lernen (geb.) von Harald Süß (Droemer Knaur, 80 S., ca. 22 Fr.).
- Wir lesen deutsche Schrift (brosch.) von Albert Kiewel, Inghild Stölting, Eberhard Dietrich (Orion, 40 S., ca. 12 Fr.).
- Warum nicht mal deutsch. Übungsbuch für die deutsche Schreibschrift (brosch.) von Berthold zu Dohna (Christians, 168 S., ca. 28 Fr.).
- Die deutsche Schrift (geb.) von Fritz Verdenhalven (Degener, 151 S., ca. 30 Fr.).
- Alte Kirchenbücher richtig lesen. Hand- und Übungsbuch für Familiengeschichtsforscher (geb.) von Roger P. Minert (Brockhaus, 232 S., ca. 58 Fr.).
Samstag, 25. August 2007
Wiederfinden
Wird man im Internetarchiv nicht fündig, kann man es mit dem Speicher (Cache-Speicher) des Browser probieren.

