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Donnerstag, 10. August 2023

Wie Google das Internet kontrollieren will

Google scheint es zu lieben, Spezifikationen zu erstellen, die für das offene Web schrecklich sind, und es scheint, als würden sie alle paar Monate einen Weg finden, eine neue zu erstellen. Dieses Mal sind wir auf einige Kontroversen gestoßen, die durch eine neue Web Environment Integrity-Spezifikation verursacht wurden, an der Google offenbar arbeitet.

Zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich keine offizielle Nachricht von Google zu dieser Spezifikation finden, daher ist es möglich, dass es sich nur um die Arbeit eines fehlgeleiteten Ingenieurs im Unternehmen handelt, der keine Unterstützung von oben hat, aber es scheint eine Arbeit zu sein wird seit mehr als einem Jahr durchgeführt und die resultierende Spezifikation ist für das offene Web so giftig, dass Google an dieser Stelle zumindest eine Erklärung abgeben muss, wie es so weit kommen konnte.  

Was ist Webumgebungsintegrität? Es ist einfach gefährlich.

Die fragliche Spezifikation, die unter https://github.com/RupertBenWiser/Web-Environment-Integrity/blob/main/explainer.md beschrieben wird, heißt Web Environment Integrity. Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie gefährlich. Es würde Websites mit einer API ausstatten, die ihnen mitteilt, ob dem Browser und der Plattform, auf der er gerade verwendet wird, ein vertrauenswürdiger Dritter (ein sogenannter Attester) vertraut. Die Details sind unklar, aber das Ziel scheint darin zu bestehen, „falsche“ Interaktionen mit Websites aller Art zu verhindern. Obwohl dies wie eine noble Motivation erscheint und die aufgeführten Anwendungsfälle sehr vernünftig erscheinen, ist die vorgeschlagene Lösung absolut schrecklich und wurde bereits mit DRM für Websites gleichgesetzt, mit allem, was dazu gehört. 

 Interessant ist auch, dass es beim ersten aufgeführten Anwendungsfall darum geht, sicherzustellen, dass Interaktionen mit Anzeigen echt sind. Auch wenn dies oberflächlich betrachtet kein Problem darstellt, deutet es doch auf die Idee hin, dass Google bereit ist, alle Mittel zu nutzen, um seine Werbeplattform zu stärken, ungeachtet des potenziellen Schadens für die Nutzer des Webs. ​Obwohl der Text das unglaubliche Risiko erwähnt, das mit dem Ausschluss von Anbietern einhergeht (lesen Sie, andere Browser), wird nur ein lauer Versuch unternommen, das Problem anzugehen, und am Ende gibt es keine wirkliche Lösung.  

Was ist also das Problem?  

Wenn eine Entität einfach entscheiden kann, welche Browser vertrauenswürdig sind und welche nicht, gibt es keine Garantie dafür, dass sie einem bestimmten Browser vertrauen wird. Jeder neue Browser wird standardmäßig nicht als vertrauenswürdig eingestuft, bis er auf irgendeine Weise nachgewiesen hat, dass er vertrauenswürdig ist. Dies liegt im Ermessen der Prüfer. 

Außerdem würde jeder, der nicht mehr mit veralteter Software arbeitet, bei der diese Spezifikation nicht unterstützt wird, irgendwann vom Web ausgeschlossen werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass das wichtigste Beispiel für einen Attestierer Google Play auf Android ist. Das heißt, Google entscheidet, welcher Browser auf seiner eigenen Plattform vertrauenswürdig ist. Ich sehe nicht ein, wie man von ihnen Unparteilichkeit erwarten kann.  

Unter Windows würden sie sich wahrscheinlich über den Windows Store an Microsoft wenden, und unter Mac würden sie sich an Apple wenden. Wir können also davon ausgehen, dass zumindest Edge und Safari vertrauenswürdig sind. Jeder andere Browser bleibt den Gunsten dieser drei Unternehmen überlassen.

Natürlich fällt Ihnen im vorherigen Absatz eine eklatante Auslassung auf. Was ist mit Linux? Nun, das ist die große Frage. Wird Linux vollständig vom Surfen im Internet ausgeschlossen? Oder wird Canonical durch die Kontrolle der Snaps-Paket-Repositorys zum Entscheider? Wer weiß. Aber für Linux sieht es nicht gut aus.  

Das allein wäre schon schlimm genug, aber es kommt noch schlimmer. Die Spezifikation weist stark darauf hin, dass ein Ziel darin besteht, sicherzustellen, dass echte Menschen mit der Website interagieren. Es wird in keiner Weise klargestellt, wie dies erreicht werden soll, daher bleiben uns einige große Fragen, wie dies erreicht werden soll. Werden Verhaltensdaten verwendet, um festzustellen, ob sich der Benutzer menschenähnlich verhält? Werden diese Daten den Attestierern vorgelegt? Werden Barrierefreiheitstools, die auf der Automatisierung der Eingabe in den Browser basieren, dazu führen, dass dieser nicht mehr vertrauenswürdig ist? Wird es Erweiterungen betreffen?  

Die Spezifikation sieht derzeit zwar eine Ausnahmeregelung für Browsermodifikationen und -erweiterungen vor, diese können jedoch die Automatisierung von Interaktionen mit einer Website trivial machen. Entweder ist die Spezifikation also nutzlos oder es werden irgendwann auch dort Einschränkungen angewendet. Ansonsten wäre es für einen Angreifer trivial, das Ganze zu umgehen.  

Können wir uns einfach weigern, es umzusetzen? 

Leider ist es dieses Mal nicht so einfach. Jeder Browser, der sich dafür entscheidet, dies nicht zu implementieren, wäre nicht vertrauenswürdig und jede Website, die sich für die Verwendung dieser API entscheidet, könnte daher Benutzer dieser Browser ablehnen.  

Google verfügt auch über Möglichkeiten, die Akzeptanz durch Websites selbst zu steigern. Erstens können sie ganz einfach alle ihre Eigenschaften von der Verwendung dieser Funktionen abhängig machen, und die Nichtnutzung von Google-Websites ist für die meisten Browser bereits ein Todesurteil. Darüber hinaus könnten sie versuchen, Websites, die Google Ads verwenden, vorzuschreiben, diese API ebenfalls zu verwenden, was sinnvoll ist, da das erste Ziel darin besteht, gefälschte Anzeigenklicks zu verhindern. Das würde schnell dafür sorgen, dass jeder Browser, der die API nicht unterstützt, dem Untergang geweiht wäre. 

Es gibt Hoffnung.

Es besteht eine überwältigende Wahrscheinlichkeit, dass das EU-Recht einigen wenigen Unternehmen keine weitreichende Entscheidungsbefugnis einräumen wird, welche Browser zulässig sind und welche nicht.  

Es besteht kein Zweifel, dass die Prüfer einem enormen Druck ausgesetzt wären, so fair wie möglich zu sein. Leider sind Gesetzgebungs- und Justizapparate in der Regel langsam, und es lässt sich nicht sagen, wie viel Schaden entstehen wird, während Regierungen und Richter dies prüfen.  

Wenn dies vorangetrieben wird, wird es eine schwierige Zeit für das offene Web und könnte kleinere Anbieter erheblich beeinträchtigen. Es ist seit langem bekannt, dass Googles Dominanz auf dem Webbrowser-Markt das Potenzial hat, zu einer existenziellen Bedrohung für das Web zu werden. Mit jeder schlechten Idee, die sie auf den Tisch brachten, wie FLOC, TOPIC und Client Hints, kamen sie der Verwirklichung dieses Potenzials näher.  

Bei Web Environment Integrity handelt es sich eher um das Gleiche, aber auch um einen Schritt über den Rest, was die Bedrohung angeht, die es darstellt, insbesondere da es dazu genutzt werden könnte, Microsoft und Apple zur Zusammenarbeit mit Google zu ermutigen, um den Wettbewerb sowohl im Browser- als auch im Betriebssystembereich einzuschränken.  

Es ist unbedingt erforderlich, dass sie darauf aufmerksam gemacht und daran gehindert werden, voranzukommen. ​Während unsere Wachsamkeit es uns ermöglicht, all diese Versuche, das Web zu untergraben, zu bemerken und uns dagegen zu wehren, besteht die einzige langfristige Lösung darin, Google zu gleichen Wettbewerbsbedingungen zu verhelfen. Da hilft die Gesetzgebung, aber auch die Reduzierung ihres Marktanteils.  

Ebenso wird unsere Stimme für jeden Vivaldi-Benutzer stärker, sodass wir in diesen Diskussionen effektiver sein können. Wir hoffen, dass die Nutzer des Internets dies erkennen und ihre Browser entsprechend auswählen. ​Der Kampf dafür, dass das Internet offen bleibt, wird langwierig sein und es steht viel auf dem Spiel. Lasst uns gemeinsam kämpfen.  

Julien Picalausa (Vivaldi)

Montag, 23. September 2019

Wenn Computer selber wissenschaftlich publizieren

Prof. Dr. Rüdiger Buchkremer (ex HTW Chur) hat sich am IFID-Institut in den letzten zwei Jahren intensiver mit der Systemmedizin beschäftigt. Einerseits analysierte er umfangreiche Textmengen zu einem medizinischen System und fasst die wichtigsten Erkenntnisse mit künstlicher Intelligenz zusammen. Anderseits fand er auch Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Krankheiten, sowie besonders seltenes Wissen zu einer medizinischen Fragestellung. Die Techniken werden bereits angewandt und darüber publiziert. Im Film erklärt er das im Gespräch mit Jochen Werner, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen und David Matusiewicz, Medizinökonom und Institutsdirektor an der FOM, sehr anschaulich und verständlich.



Dabei geht es nur am Rande um Medizin und viel mehr um künstliche Intelligenz. In Dr. Werners Fachgebiet werden jährlich rund 6000 wichtige Papers publiziert. Ergo müsste er täglich deren 20 lesen. Künstliche Intelligenz fasst die 6000 Publikationen zusammen. Das ist einerseits toll, andererseits auch beängstigend, wenn Computer Publikationen zusammenfassen und selbständig neue Artikel oder Bücher publizieren.

Montag, 9. September 2019

Vivaldi, der anpassungsfähigste Browser nun auch für Android

Bild: Vivaldi
Bereits vor anderthalb Jahren habe ich auf den Vivaldi-Browser aufmerksam gemacht, der sehr viele praktische Funktionen aufweist, da er eine Nutzergemeinschaft hat, die sich aktiv einbringt und vom norwegischen Hersteller auch ernst genommen wird. Damals gab es noch den Wermutstropfen, dass er nicht für Android-Geräte verfügbar ist. Ich wusste zwar, dass eine Android-Version in Entwicklung war (und auch schon sicher ein halbes Jahr, dass sie dieses Jahr endlich kommt), durfte aber noch nichts darüber schreiben.

Bilder: Vivaldi
Nun ist es offiziell: Vivaldi gibt es auch für Android. Die Leistungsfähigkeit von Vivaldi kann man nun auch auf einem Mobilgerät nutzen, einschliesslich der Ende-zu-Ende verschlüsselten Synchronisierung seiner Passwörter, Lesezeichen, Notizen, geöffneten Tabs und mehr. Im Play-Store gibt es die Vivaldi-Android-Beta-Version. Die Hersteller freuen sich auf Kommentare, Rückmeldungen und Anmerkungen. Beta tönt ein bisschen nach unausgegoren. Man muss aber wissen, dass Vivaldi-Chef von Tetzchner schon mehr als ein Jahr eine Vorabversion nutzte, bevor überhaupt den Testern eine Alpha-Version überreicht wurde.

Beim Aufrufen der App wird die Startseite angezeigt, die mehrere Registerkarten enthält. Auf diese Weise können Lieblingsseiten schneller geöffnet werden, ohne sie in der Adressleiste eingeben zu müssen. Es ist vollständig benutzerdefinierbar. Der mobile Browser unterstützt sowohl helle als auch dunkle Themen. In der Standardeinstellung wählt es das Standardthema des Systems.

Das mobile Browser-Design von Vivaldi bietet eine benutzerfreundliche Benutzeroberfläche, welche die Navigation erleichtert, indem ein oder zwei Antippen genügen. Eine andere tolle Funktion ist der Filter, der alle heruntergeladenen Dateien basierend auf dem Dateiformat anzeigt. Alle Menüs im Inneren sind zur einfachen Navigation nach links und rechts verschiebbar.

"Notizen" ist etwas, das für einen mobilen Browser einzigartig ist. Es ermöglicht, eine normale Notiz oder eine Notiz mit Checklisten während dem Browsen zu erstellen. Dank der Synchronisierungsfunktionalität können die Notizen geräteübergreifend - etwa auf den Laptop oder Schreibtisch-PC - synchronisiert werden.

Ein anderes interessantes Merkmal ist die einfache Umschaltung zwischen den Suchmaschinen in der Adresszeile. Wahrscheinlich die nützlichste Funktion unter den vielen, ist 'Capture'. Es ermöglicht, Screenshots von Webseiten zu machen, entweder der gesamten Webseite oder nur des sichtbaren Bereichs. Sie sprechen nicht deutsch? Dann kann Vivaldi noch 52 andere Sprachen.

Hier gibt es den Android-Vivaldi: https://vivaldi.com/de/android/

Samstag, 9. Juni 2018

Den Klauen Amazons enttrinnen

Vor kurzem bekam ich ein e-Mail eines kleinen Verlages, der mich bat an einer Umfrage teilzunehmen. Das Formular liess mir das Blut in den Adern stocken: Gefragt wurde nach Name, Adresse, Telefon, etc. etc. Dann schaute ich mir das Video an:



Formal ist das Video nicht besonders toll. Insbesondere der Ton ist zu leise. Interessant jedoch, wie der Verleger offen über seine Überlegungen und Gedanken spricht: Was Amazon aus kommerzieller Sicht richtig macht und wie er von den grossen Giganten abhängig ist und wie er aus dieser Abhängigkeit ausbrechen will.

Die Überlegungen sind so falsch nicht. Ob es gelingen wird? Zumindest einige Dinge macht dieser Mann meiner Meinung nach richtig:
  • Er berlegt sich, was für sein Geschäft wichtig ist.
  • Er überlegt sich ob er das besser alleine stemmt oder besser auslagert.
  • Er tritt mit seinen online Kunden in einen Dialog.
  • Er ist transparent, ehrlich und offen.
Mit diesen vier Punkten könnte es in der schmalen Nische, in der der Verlag tätig ist gelingen. Wir werden sehen.

Sonntag, 4. März 2018

So wird das Lesen am Bildschirm attraktiv

Am Anfang war diese Skizze.
Am Schreibtisch vor dem Computer sitzen ist wohl der Klassiker. Laptops kann man auch auf den Knien halten, auf einer Gartenbank oder im Zug. Und wie ist es, wenn es man sich beim Lesen so richtig bequem macht?

Dieser Frage eines Computerbenutzers haben sich die Entwickler des Browsers Vivaldi angenommen. Was herausgekommen ist, sieht man im folgenden kurzen Film. Vivaldi läuft unter Linux, MacOS und Windows, jedoch nicht auf Tabletts.



Vivaldi hat auch sonst noch viele überraschende Funktionen, welche den Aufenthalt in virtuellen Welten angenehmer gestalten. So wird die Hintergrundbeleuchtung in der Nacht etwas abgedunkelt, oder die Rahmenfarbe passt sich dem Favicon an. Wer eine entsprechende Lampe von Philipps hat, kann diese die Favicon-Hauptfarbe ebenfalls übernehmen lassen...

Neben dieser Spielerei gibt es noch eine ganze Liste wirklich nützlicher Funktionen, unter anderem für Notizen oder Lesezeichenverwaltung. Es zeigt sich, dass Vivaldi eine sehr grosse aktive Nutzergemeinschaft hat, die sich einbringt und die vom norwegischen Browser-Hersteller ernst genommen wird.

Mittwoch, 24. Januar 2018

Cyberkriminalität in der Schweiz

Über 81% aller Schweizer Firmen sind von Cyberkriminalität in der einen oder anderen Form betroffen, doch nur ein kleiner Teil von ihnen hat aber auch schon griffige Schutzmassnahmen ergriffen.



Dieser Kurzfilm gibt einen kurzen Überblick. Unter dem Stichwort Sicherheit findet man hier in der Schlagwortwolke weitere Hilfestellungen.

Freitag, 11. August 2017

30 Jahre HyperCard - jetzt läuft es wieder

Andrew Ferguson hatte in den letzten Wochen an einem spannenden Projekt gearbeitet und exakt heute, am 11. August, dem 30. Geburtstag von HyperCard, darüber informiert.

Vor ein paar Monaten hat das Internet-Archiv Unterstützung für die In-Browser-Emulation der alten Mac-Software hinzugefügt. Während dies theoretisch erlaubt, HyperCard-Stapel online zu emulieren, sind die meisten Stapel in StuffIt-Expander-Dateien (.sit, .sea, ...), und der Prozess sie zu extrahieren war langsam und zeitaufwendig (es erfordert die Verwendung von Emulatoren oder alten Macs).

Ferguson hat jetzt einen automatisierten Prozess entwickelt, um das alles zu tun. Das Ergebnis ist, dass jeder Stapel in einer StuffIt-Expander-kompatiblen Datei oder einem Mac-Disk-Image in wenigen Klicks zum Internet-Archiv hochgeladen werden kann, wo man ihn in einem Browser (keine Plugins erforderlich) ausführen kann.

Es gibt wohl keinen bessereb Tag, als den heutigen 11. August, den 30. Jahrestag, an dem HyperCard eingeführt worden war, um seine Stapel wieder laufen zu lassen. Um sie hochzuladen, gehe zu HyperCardOnline.tk.

Und wer keine Stapel zum hochladen hat, kann in die HyperCard-Stapelsammlung im Internet-Archiv gehen und hunderte, bald tausende von Stapeln laufen lassen, die bereits hochgeladen sind.

Die Mehrheit der Stapel, die bereits online sind, stammen aus der AOL/MHC-Sammlung, welche von Jacqueline Landman Gay geretttet worden war. Andrew Ferguson sucht noch weitere Stapel, respektive Stapelsammlungen, damit er sie auch hochladen kann. Er weiß bereits bescheid über die University-of-Michigan-Sammlung, HyperCard.de und die Info-Mac-Archive.

Im Internetarchiv befinden sich übrigens auch die Handbücher - falls diese in der eigenen Handbibliothek nicht mehr greifbar sind.

Dienstag, 11. Juli 2017

HyperCards Urenkel kommt

(Rheinwerk-Verlag)
In Deutschland scheint LiveCode bekannt zu werden. Dies schrieb vor einigen Wochen zumindest Hauke Fehr. Fehr muss es wissen, denn er programmiert seit rund dreissig Jahren mit verschiedenen Programmiersprachen. Dabei verwendet er LiveCode etwa für Sprachlernprogramme oder Auftragsverwaltungen für KMU.  Als Linguist und Hochschuldozent hat er ein besonderes Gespür fürs Lernen und Lehren.

Im englsichsprachigen Raum ist LiveCode schon viel bekannter, sowohl bei professionellen Programmierern, jedoch auch bei Schülern und Lehrern. Als Urenkel des unvergesslichen HyperCard wird LiveCode in amerikanischen oder schottischen Schulen Primar- und Sekundarschulen im Informatikunterricht eingesetzt. Doch LiveCode ist weit mehr als für Spiel- und Lernzwecke geeignet. KLM entwickelte sein Ticketbuchungssystem ebenso mit LiveCode, wie die NASA Überwachungs- und Kontrollprogramme für die Landsat-7-Satelliten.

Für LiveCode sprechen mehrere Punkte: die niedrige Einstiegshürde, die Anfängerfreundlichkeit, die schnelle Lernkurve, der effiziente und zügige Arbeitsablauf, rasch funktionierende Prototypen und die Möglichkeit mit zwei, drei Mausklicken Programme für Android, iOS, Linux, MacOS und Windows gleichzeitig zu generieren. Und vergessen wir nicht die Programmierung in (fast) natürlicher (englischer) Sprache:
put "hello" into line 1 of field "client"
Dabei unterscheiden wir zwei unterschiedliche LiveCode-Lizenzen: eine kommerzielle, relative teure, die es erlaubt, die Programme auch kommerziell zu vertreiben, etwas im App- oder im PlayStore. Daneben gibt es auch die kostenlose Gemeinschaftsausgabe. Der Leistungsumfang ist genau der gleiche - nur können die erstellten Apps nur getauscht oder ebenso kostenlos verbreitet werden. Leider ist LiveCode im Moment nur Englisch erhältlich; lokalisierte deutsch- oder französischsprachige Versionen fehlen noch. Immerhin liegt nun mit Eigene Apps programmieren: Schritt für Schritt mit LiveCode zur eigenen App – für Windows, Mac, iOS und Android. von Hauke Fehr das erste Kompendium auf deutsch vor. Flüssig und verständlich geschrieben, zu einem fairen Preis. Eine Leseprobe bezeugt das.


weiter im Netz:
Hinweis: Der Autor dieses Artikels hat sich an der Kickstarterkampagne der LiveCode Community Edition beteiligt. Es bestehen nur ideelle und keinerlei finanzielle Verbindungen zu LiveCode.

Dienstag, 13. Juni 2017

Brief zukleben für Dummies (auch bei e-Mail)

Endlich: Zum Schluss dieser kleinen fünfteiligen Filmserie von Alexander Lehmann kommen wir nun zu James Bond. Ja, wenn es um Verschlüsselung geht, denken alle ja gleich an den britischen Agenten und die tollen Werkzeuge, die er aus der Werkstatt von Q bekommt.

Nur leider ist das ein sprachliches Problem: Was im Internet "verschlüsseln" heisst, hat gar nichts mit Enigma, Geheimcode und so zu tun, sondern es handelt sich dabei um das simple "zukleben eines Couverts", was bei der realen Briefpost ja nicht wirklich etwas aussergewöhnliches ist. Weshalb sträuben wir uns im Internet so dagegen, unsere Brieflein zuzukleben?



Vergleichstabelle:
https://www.eff.org/de/node/82654

Dienstag, 30. Mai 2017

Eingeschriebene Brief im Internet - das gibt's doch nicht!

Sensible oder zumindest private Daten behandeln wir mit Vorsicht. Senden sie in einem eingeschriebenen Brief, legen die Akten in einen verschlossenen Metallschrank oder gar in ein Bankschliessfach. Na ja, oder kopieren sie auf einen USB-Stick, den wir in den Hosensack stecken. Spätestens dann, müssen wir uns über die Möglichkeiten - nein: wie war das schon wieder mit den bösen Spionen, welche Viren per e-Mail versenden, heimlich Dokumente von unserem PC kopieren? Sicherheit geht uns alle extrem etwas an! Der vierte Film dieser kleinen Serie ist zum Thema Verschlüsselung: Daten Verschlüsseln Einfach Erklärt



Truecrypt:
http://www.heise.de/download/truecryp...

Veracrypt:
http://www.heise.de/download/veracryp...

Cyphershed:
https://www.ciphershed.org/

Vergleichstabelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Compari...
Wikipedia über Truecrypt: https://de.wikipedia.org/wiki/TrueCrypt

Dienstag, 2. Mai 2017

Ist Anonymität im Internet möglich?

Wie man sicher ins Internet gelangt, erklärte der letzte Beitrag. Aber anonym ist man dann noch lange nicht. Im dritten Filmbeitrag von Alexander Lehmann geht es um Möglichkeiten, wie man wirklich anonym surfen kann (oder könnte?): Das Tor-Netzwerk. Zumindest bei den Spionen macht man sich somit natürlich sofort verdächtig. Hat der etwas zu verbergen?



Ich habe mich früher schon einmal mit dem Tornetzwerk beschäftigt. Damals war das noch reichlich kompliziert. Heute ist das aber "simple comme bonjour" - einfach wie Guten-Tag-sagen. Mir geht es nicht darum, ob ich etwas zu verbergen habe, sondern, dass mir die Szene mit den unzähligen Paparazzi schlicht nicht behagt.

Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Projektes: https://www.torproject.org/

Tor-Browser herunterladen: https://www.torproject.org/
Eff-Erklär-Grafik: https://www.eff.org/de/pages/tor-and-...

Wikipedia über Tor: https://de.wikipedia.org/wiki/Tor_(Ne...)
Wikipedia über das Darknet: https://de.wikipedia.org/wiki/Darknet

Dienstag, 18. April 2017

Wenn das Internet unsere e-Mails einfach auffrisst

Hatten Sie auch schon einmal das Gefühl, dass e-Mails einfach verloren gehen? Mein Bruder ist der Sache nachgegangen - bis ins Vereingte Königreich. Dort, in den Heiligen Hallen (oder eher Kellern) der ehrwürdigen Universität von Oxford kam er einem erstaunlichen Geheimnis auf die Spur. Sein Bericht, Eaten E-Mails, erschien im März in englischer Sprache.

Wir alle mögen keine Junk-Mails, aber in dieser Woche habe ich gelernt, dass es irgendwann etwas Schlimmeres gibt: E-Mails, die im Internet «gegessen» werden und niemals ankommen. Ich bin in der Regel genervt, wenn die Leute fragen: «Hast du mein E-Mail bekommen?» - weil wir es immer tun. Es ist eher eine Frage, ob wir es gelesen oder warum wir nicht darauf reagiert haben. Ich glaube nicht, dass sich das ändern wird, aber in dieser Woche habe ich über E-Mails gelernt, die ohne Spur verschwinden.

Ich habe einen «lebenslangen» -Weiterleitungsdienst der Universität Oxford benutzt, weil ich dachte, dass dies ein guter Weg wäre, um sicherzustellen, dass ich unabhängig von meiner aktuellen akademischen Zugehörigkeit erreicht werden könnte. Leider habe ich bei mehreren Gelegenheiten keine E-Mails erhalten, die mir an mein Alumni-Konto geschickt worden sind. Dazu gehören ein Bestätigungsmail von COST-Aktionen (cost.eu - brillante Unterstützung aus ihrer IT), Informationen über wechselnde Kontaktdaten (an die «alte» und «neue» E-Mail-Adresse geschickt, aber nur an einer erhalten) oder ernsthafte Entscheidungsbriefe aus den Redaktionen wissenscahftlicher Zeitschriften (die ich auf der Zeitschrift-Website überprüfen kann). Es gab keine Spur von diesen Mails (weder im Spam-Ordner noch in der Spam-Quarantäne). Sobald ich herausgefunden habe, dass dies nicht ein isolierter Fall war, habe ich mich mit der IT in Oxford in verbindung gesetzt, um zu erfahren, dass dies ein «bekanntes Problem» sei (nur niemand hat mir davon erzählt):
«Einige Domains haben sich dafür entschieden, eine Richtlinie zu veröffentlichen, die besagt, dass, wenn die E-Mails weitergeleitet werden (d.h., wenn die Empfänger sie von anderen Servern erhalten als die, die die Domains angeben), sie abgelehnt werden sollen. Die Anbietern gehorchen dieser Politik und lehnen daher die Sendung ab, weil sie über unsere Server und nicht über die Quellserver, die sie angeben, kommen.»
Es ist anscheinend ein generisches Problem mit der E-Mail-Weiterleitung, wo die Richtlinien des Sendens von Domains «Schuld» sind. Das bedeutet, dass ich nichts dagegen tun kann, außer (weitgehend) auf den Weiterleitungsdienst zu verzichten.

Montag, 26. Dezember 2016

Digitale Geräte schenken - Hilfe für Eltern und Grosseltern

Vorgestern war bei den meisten Kindern Weihnachtsbescherung - wenn sie nicht schon seit Halloween und St. Nikolaus Dauerbescherung haben. Vor vierzehn Tagen schrieb zu diesem Thema Maren Levin einen wichtigen Artikel unter dem Titel: Gehören digitale Geräte unter den Weihnachtsbaum? Levin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei LegaKids, der absolut tollen Lernspielseite Legakids - nicht nur für Kinder mit Lese- und Rechtschreibeschwäche.

Da nach Weihnachten ja immer auch vor Weihnachten ist und die Geschenkorgie mit Neujahr, Dreikönigstag, Ostern, Zeugnistag, Geburtstag, Schulbeginn weitergehen kann, das Wichtigste hier zusammengefasst:
  • Zuerst muss man sich im Klaren sein, ob es ein digitales Gerät geben soll oder nicht, denn es gibt gute Gründe dafür, aber auch gute Gründe dagegen. Dabei spielt weit mehr eine Rolle, als der Wunsch des Kindes und vielleicht noch das Alter. In der Broschüre „Digitale Weihnachtsgeschenke für Kinder!?“ finden Eltern, Paten und Grosseltern wichtige Hinweise und Denkanstösse.
  • Wenn es dann etwas aus der digitalen Welt geben sollte, stellt sich die Frage nach dem Was. Mit einer Suchmaschine können Spiele nach Kriterien wie etwa Spielspaß, Bedienung und technische Qualität oder Altersgruppe gesucht werden. Ausserdem wird ein kurzer illustrierter Überblick über die Rahmenhandlung des Spiels gegeben.
Kurz: Ob man zu Pastorini geht und ein pädagogisch wertvolles Holzspielzeug kaufen will, oder ob es ein digitales Gerät geben soll oder doch eher ein virtuelles oder reelles Spiel: gute Geschenke fallen nicht vom Himmel, sondern müssen seriös ausgesucht werden. Dies wird aus Levins Beitrag einmal mehr deutlich.

Montag, 17. Oktober 2016

Kanton Bern darf Software als Open Source mit anderen Gemeinwesen teilen

Der Kanton Bern darf eigene Software ohne neue gesetzliche Grundlage veröffentlichen. Dies zeigt ein juristisches Gutachten, das kürzlich veröffentlicht worden ist. Dadurch kann der Kanton seinen politischen Auftrag erfüllen, bei der Softwarenutzung und -entwicklung Synergien mit anderen Gemeinwesen zu nutzen. Der zur Förderung offener und freier Systeme CH Open begrüsst dieses wegweisende Gutachten, das auch anderen öffentlichen Stellen als Grundlage für die offizielle Freigabe von Open Source Software dienen kann. Publikation von öffentlich finanzierter Software-Entwicklung sollte so selbstverständlich werden wie die Freigabe von Open Government Data.

Pressemitteilung von CH Open

Freitag, 30. September 2016

Bibliotheken ins Netz verknüpfen

Carol Jean Godby, Shenghui Wang und Jeffrey K. Mixter verfassten kürzlich ein Buch zum Thema, wie die Sichtbarkeit von Bibliotheksbeständen im Web durch sogenannte „Library Linked Data” erhöht werden kann. Die Verfasser arbeiten alle in der Forschungsabteilung des OCLC.

Weil die meisten Suchen nach Informationen überall im Internet gestartet werden, nur nicht in Bibliotheken oder Online-Bibliothekskatalogen selbst, konzentriert sich die Neuerscheinung auf die konzeptionellen und technischen Herausforderungen, die mit der Veröffentlichung von Linked Data – hergeleitet von den traditionellen Bibliotheks-Metadaten – einhergehen. Die Verfasser gehen davon aus, dass dieser Prozess ist nicht rückgängig zu machen ist. Die Bearbeitung von Daten hin zu einer Datenform, die das Web besser versteht und verarbeiten kann, wird die Bedeutung der Bibliotheken im Internetzeitalter wieder stärken.



Das Webinar erklärt (in amerikanischem Englisch) die Transformation des Internets von einem Netz von Dokumenten zu einem Netz von verknüpfbaren Daten, wie es im neu erschienenen Buch "Library Linked Data in the Cloud: OCLC's Experiments with New Models of Resource Description" beschrieben wird. Das Webinar dauert eine Stunde. Das Buch kann jede Buchhandlung besorgen, eine Bestellung ist auch im Netz möglich.


Montag, 27. Juni 2016

Disruption in der Schule?

Brauchen dank Tablett keinen Lehrer mehr?
Die deutsche Bertelsmann-Stiftung ist überzeugt, dass Lehrer, die wie weiland Aristoteles mit seinen Schülern im Kreise zusammensitzen und philosophieren, passé seien. Solche Schule, apostrophiert mit Negativbegriffen wie «Frontalunterricht», gilt als antiquiert, unfair, ineffizient, teuer und langweilig. Vor allem aber kann diese Art von Schule die Bildung der Massen nicht meistern. Wie die schöne neue Schule aussehen könnte, zeigt ein lesenswerter Kommentar von Claudia Wirz in der Serie «Chancen der Digitalisierung» der Neuen Zürcher Zeitung.

Dabei werden wichtige und richtige Fragen aufgeworfen wie: Reicht für die Bildung von morgen die Beziehung zu einem Computer? Und wird die Schule dadurch sogar besser? Wirz hält korrekterweise fest, dass Schule von alters her Beziehungsarbeit sei, die je nach Konstellation mal mehr, mal weniger gelänge - auch wenn man diesen Aspekt im ausführlichen Artikel durchaus noch etwas vertiefen hätte können. Ebenso wie Hinweise auf die Auswirkung digitalen Lernens auf unser Hirn, wie sie etwas Manfred Spitzer und andere sehr wohl geben. Richtig eingesetzt sind die digitalen Medien sicher ein Segen. Das humanistische Ideal einer guten Bildung für alle wird damit käumlich Realität.

Oft bleibt gerade beim digitalen Lernen bleiben das Frontale und das Autoritäre erhalten - Frontalunterricht in einer «coolen» Form quasi. Gerade der funktionale Ansatz, der mit dem neuen Lehrplan 21, der dem kompetenzorientierten Unterricht verschrieben ist, auf die Schule zukommt, besteht die Gefahr, dass die Bildung der Zweckmäßigkeit unterordnet wird. Das ist das Gegenteil humanistischer Bildung, die ein harmonisches Ganzes anstrebt, das das Emotionale einbezieht, mit dem Ziel, dem Menschen die Ermächtigung zum Selberdenken zu geben. Nur das mache den Wissensträger mündig und unabhängig, schreibt Wirz, für die Erziehung zur Selbständigkeit brauche es immer noch den analogen sozialen Verbund.


Mehr zur Wechselwirkung Digitales Leben - menschliches Hirn

Donnerstag, 26. November 2015

Technische Fallstricke im Schulunterricht

Die NZZ warnt, die Mathematik sei in Gefahr und bald hätten die Kinder lauter Sechser in der Rechenprüfung, obwohl sie nicht mehr rechnen könnten. Was treibt das über 200jährige Traditionsblatt zu dieser pessimistischen Prognose?

Mit einem kleinen Programm, das auf einem Telefon installiert werden kann, einer sogenannten App namens PhotoMath fotografieren die Schüler eine Rechenaufgabe, und die App löst sie für einen. Verstehen muss man da nichts mehr. PhotoMath offeriert immerhin noch Erklärungen zur Lösung, doch die NZZ vermutet, dass die meisten Kinder dann schon bei der nächsten Aufgabe sind.

unterstufe.ch
Mein erster Gedanke war: Es geht doch nichts über die guten alten Textaufgaben... Die sind zwar politisch nicht korrekt, da in der Rechenstunde Lesekompetenz gefragt ist, hingegen können sie sehr angewandt und aus dem Leben gegriffen sein - und PhotoMat kann sie zumindest heute noch nicht lösen.

Doch spicken wird auch in anderen Fächern einfacher. Dort braucht es zwar noch einen Klassenprimus (oder einen Cousin ausserhalb des Schulzimmers), der auf die richtigen Lösungen kommt. Mit Beep, einer anderen App, werden diese dann in Windeseile an alle versandt. Diese Erweiterung des Schülernatels ist ein simples Kommunikationssystem. Im Gegensatz zu SMS liegt das Benachrichtungssignal auf einer Frequenz von 14,800 Herz. Dies ist ein Ton, den Erwachsene nicht mehr hören können.

Erwachsene haben aber etwas mehr Taschengeld, als die Kinder und können sich einen kleinen Störsender zutun, der den Natel- und WLAN-Empfang im Umkreis von 20 Metern unterbindet. Bis es in der modernen Schule jedoch soweit kommt, sollte sich der Lehrerverband beim BAKOM für eine Gesetzesänderung einsetzen: Während der Einsatz etwa in Gefängnissen erlaubt ist, müsste ein Lehrer oder eine Schule mit einer Busse von bis zu hunderttausend Franken rechnen. Vielleicht einfacher wäre es, mit den Kindern das Ganze zu thematisieren und Dafür und Dawider sorfältig abwägen lassen.

Freitag, 13. November 2015

Werbeblocker verbreiteter als vermutet

Werbeblocker sind verbreiteter als man denkt. Gemäss einer Untersuchung des Online-Vermarkterkreises des deutschen Bundesverbandes Digitale Wirtschaft werden auf 21,49% aller aufgerufenen Seiten die Reklamen geblockt. Nun will der Verband die Blockierrate regelmässig erheben.

In seinem Kommunique schreibt er, die Werbeunterdrückung füge der digitalen Wirtschaft einen erheblichen Schaden zu. Vielen Nutzern fehle offensichtlich noch das Bewusstsein für die Bedeutung für die Finanzierung von Internetangeboten.

Diese Aussage ist etwas zu einfach geraten. Erstens sind die Werbeblocker eine direkte Folge der überbordenden Werbeindustrie. Aufklappende Fenster, blinkende Inserate, selbtätig ablaufende Filme, Inserate, welche Inhalte überdecken verärgern viele Benutzer und lassen sie zum Zweihänder greifen. Zweitens bieten Werbeanbieter auch Kreti und Pleti an auf ihren privaten Seiten oder Blogs Reklame zu schalten und theoretisch (nach 1000 Klicks) ein paar Rappen zu verdienen. Auch dies führt zu einem Überangebot. Drittens ist es verständlich, wenn eine Tageszeitung ihre Internetausgabe mit Inseraten mitfinanziert. Wenn sich jedoch der zahlende Abonnent der digitalen Ausgabe all' diese Reklamen auch noch anschauen oder zumindest wegklicken muss, ist es nachvollziehbar, dass er einen Werbeblocker installiert.

Bekannte Werbeblocker sind Adblock Plus, der jedoch nichtstörende Werbung in der Grundeinstellung passieren lässt. Der Werbeblocker nennt sich entsprechend "für ein Internet ohne nervige Werbung". Wer alles ausblenden will, muss dies explizit so einstellen. Von Haus aus alles blockiert AdBlock von Michael Gundlach. Ein prozessorfreundlicher und bescheidener Werbeblocker ist µBlock. Er ist äusserst effizient und weist sowohl einen geringen Speicherbedarf und eine niedrige CPU-Belastung auf. Gleichzeitig werden Tausende an Filtern.

Montag, 10. August 2015

Schlagen Sie Sherlock Holmes ein Schnäppchen

Quelle: Matthew Forzan
Um zu vermeiden, dass die Geheimdienste und großen multinationalen Gesellschaften uns im Internet schärfer beobachten als Sherlock Holmes, haben wir bereits Firefox installiert und den Browser angepasst, so dass er verdächtige Spuren jedes Mal löscht, wenn wir den Computer ausschalten.

Aber das ist nicht alles. In Firefox können Sie mit zwei, drei Handgriffen kleine Erweiterungen oder Module hinzufügen, welche Ihre Ausflüge ins Internet absichern. Hier sind ein paar, die ich sehr empfehlen kann. Lesen Sie dazu die beigefügten Erklärung. 

Um ein Modul hinzuzufügen, folgen Sie einfach der Verknüpfung (es öffnet sich ein neues Fenster). Dort können Sie auf den Link klicken, und die Installation erfolgt sofort innert Sekunden und ohne Kosten. 

Disconnect
Die Erweiterung Disconnect sollte zuerst installiert werden. Sie blockiert mehr als 2000 Webseiten, die versteckt im Schatten der von Ihnen besuchten Internetseiten operieren, um Sie auszuspionieren. Sie profitieren doppelt: Zuerst werden Sie nicht mehr ausspioniert und zweitens wird das Internet bis zu 27% schneller, weil diese Seiten nicht mehr immer im Geheimen geladen werden. 

HTTPS Everywhere
Die normale Adresse einer Internetseite beginnt mit http. Andere mit https. Der Unterschied ist das kleine s. Das S steht für Sicherheit. In der Tat wird eine https-Verbindung zwischen Ihrem Computer und dem Server verschlüsselt. Die HTTPS Everywhere-Erweiterung kontrolliert jedes Mal, wenn Sie eine Webseite aufrufen, ob es nicht auch möglich ist, eine sichere Verbindung mit https statt http aufzubauen. Wenn dies der Fall ist, wird die Adresse automatisch angepasst. Mit HTTPS Everywhere surfen Sie so oft wie möglich auf dem sicheren Weg, ohne sich selbst darum kümmern zu müssen. So installieren: Klicken Sie auf "Install in Firefox". 

Werbeblocker
Wählen Sie einen der beiden Werbeblocker und installieren ihn.
  • Adblock Plus blockiert Werbung auf YouTube-Videos, intrusive Werbebanner, Trackers, ganz nach Ihren Wünschen. Er blockiert auch die schmerzhaftesten Werbespots aber standardmäßig lässt er "diskrete" Werbung durch (was man in den Einstellungen anders konfigurieren kann). 
  • µBlock blockiert alle Anzeigen und gefährlichen Websites, ebenso Malware (bösartige Websites, die heimlich Schad-Software installieren). Das ist meine persönliche Empfehlung.
Spione an der Nase herumführen
An jeder Seite, die Sie besuchen, erzählt Ihr Browser viele Details über Ihr Privatleben, respektive über Ihren Computer. Die Erweiterung Blender erzählt den Spionen alles ausser der Wahrheit. Ja, es überträgt die Informationen, wie beispielsweise Bildschirmauflösung, Betriebssystem usw. auch, aber nicht diejenigen von Ihrem Computer, sondern diejenigen der Mehrheit aller Nutzer im Internet weltweit. Blender ermöglicht es Ihnen, sich in der Menschenmenge zu verstecken, indem es nichtssagende Durchschnittswerte über instellierte Schriften, verwendeten Computer, Browser, Betriebssystem, etc. angbit. Es lohnt sich jedoch in den Einstellungen anzugeben, dass dies nicht für die Systemsprache gelten soll, da Sie sonst jeweils auf die englischsprachigen Seite weitergeleitet werden.

Testen Sie diese empfohlenenn Einstellungen, indem Sie vor und nach der Installation die folgende Verknüpfung aufrufen: https://panopticlick.eff.org und die Ergebnisse vergleichen. Diese Seite ist nur ein Spiegel, der Ihnen zeigt, was Ihr Browser hinter Ihrem Rücken über Sie erzählt.

Andere Tricks und Einstellungsempfehlungen folgen.

Montag, 29. Juni 2015

Verräterische Papierschnitzel aus Ihrem Rechner entfernen

Quelle: Techn. Universität, Berlin
Nachdem Sie nun mit Firefox ins Internet gehen. Kommt nun der Moment, Firefox auch korrekt einzustellen. Stellen Sie Ihren Browser so ein, dass Cookies beim Beenden automatisch gelöscht werden. So bekommen Sie bei jeder Sitzung eine neue ID von Google, und es besteht keine Verknüpfung zur vorigen.

Weshalb ist das wichtig? Cookies sind kleine Textdateien, welche auf Ihrem Computer abgelegt werden, während Sie eine Seite im Internet besuchen. Zum Beispiel, dass Sie den Fahrplan der S-Bahn von Freiburg nach Düdingen suchen. Oft funktionieren Webseiten ohne diese Textschnitzel nicht mehr richtig. Damit aber nicht andere Seiten diese auslesen können, müssen sie so schnell wie möglich nach Gebrauch wieder vernichtet werden.
  • So geht’s in Firefox: klicken Sie auf „Extras -> Einstellungen -> Datenschutz". Bei den neusten Versionen ohne Menübalken, klicken Sie rechts oben auf die drei waagrechten Balken und dort auf „Einstellungen -> Datenschutz".
  • Wählen Sie aus dem oberen Klappmenü den Eintrag „Nach benutzerdefinierten Einstellungen anlegen", und aktivieren Sie den Punkt „Die Chronik löschen, wenn Firefox geschlossen wird". „Chronik" bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Surfspuren, die Sie über den daneben stehenden Button „Einstellungen" selektieren.
  • Zur Wahl stehen neben den Cookies auch zum Beispiel der Cache und der Verlauf.
Von der Option, erst gar keine Cookies anzunehmen, rate ich ab, da manche Web-Dienste sonst nicht korrekt funktionieren. Sie können jedoch getrost einstellen, dass Cookies von Drittanbietern/Drittseiten blockiert werden. Ebenfalls können - oder sicherer: sollen - Sie ankreuzen, dass die Cookies gelöscht werden, sobald Sie Firefox schliessen.

Das ist noch nicht alles. In den kommenden Wochen werde ich Ihnen noch zwei, drei Handgriffe mehr zeigen, wie Sie ins Internet können, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen.