Donnerstag, 16. August 2012

J. hat dir eine Nachricht auf Badoo hinterlassen

Lieber J.

Du hast mich eingeladen, bei Badoo Mitglied zu werden – oder vielleicht auch nicht. Zumindest behauptet Badoo, du habest mir eine Nachricht geschrieben, aber umd diese Nachricht zu lesen, muss ich Mitglied von Badoo werden. Vielleicht ist die Nachricht selbst auch von Badoo und gar nicht von dir selbst: «Ich bin neu auf Badoo, das ist eine supertolle Seite und hier können wir chatten und miteinander in Kontakt bleiben…»

Das wäre nicht nett von Badoo, aber so funktionniert diese Seite. und so wurde sie zur Nummer 5 unter den sozialen Netzwerken. Im Jahr 2009 hat die Studie «The Privacy Jungle: On the Market for Privacy in Social Networks, WEIS '09: Proceedings of the Eighth Workshop on the Economics of Information Security» Badoo in Punkto Respekt vor der Privatsphäre als schlimmste aller 45 analysierten Netzwerke klassiert. Indem du dein Badoo-Konto z.B. mit Facebook oder deinem e-Mail-Konto verbindest, werden alle deine Freunde, Kontakte, Geschäfstpartner mit solchen fingierten e-Mails angeschrieben. Ich hoffe, du verstehst, weshalb ich mich nicht eingeschrieben habe, um «deine Nachricht» zu lesen.

Wenn wir uns nun aber schon über soziale Netzwerke unterhalten: Badoo hat immerhin ein tragfähiges Geschäftsmodell, da manches gratis aber vieles auch kostenpflichtig ist. 22% der Benutzer nutzen mindestens teil- und zeitweise Bezahlfunktionen. Dies hat Facebook nicht wirklich. Deshalb sind die völlig überbewerteten Aktien von Facebook auch seit allem Anfang ständig am sinken. In den reichen Ländern stagnieren die Mitgliederzahlen und in den Entwicklungsländern, wo Facebook noch boomt, schauen sich fast alle ihr Konto auf dem Telefon an, wo keine Werbung eingeblendet werden kann.

Aber wozu geschlossene Netzwerke? Ist der Vorteil des Internets nicht die grosse Offenheit? Du hast Yahoo, Peter Hotmail, ich nutze Thunderbird, Maya Outlook und Kaspar Lotus Notes - und alle können sich gegenseitig e-Mails zusenden. Deshalb brauchen wir keine zusätzlichen «Privat-e-Mails», weder in Facebook, noch in Badoo. Chatten, e-mailen, bloggen, sich austauschen, das können wir alles ohne diese Seiten.

Gut, die Leute verbringen gerne Zeit gemeinsam im Gemeinschaften. Im virtuellen Raum nennt man dies «soziales Netzwerk». Das grösste ist sicher Facebook. Facebook hat den Vorteil der grossen Mitgliederzahl. Der Nachteil ist die Sicherheit und die Privatsphäre. Beides tritt Facebook mit den Füssen.

Für geschäftliche Belange ist Facebook nicht zu empfehlen. Dazu gibt es Geschäfstnetzwerke. Linkedin (und im deutschen Sprachraum Xing). Hier verbindet man sich nicht mit Frau und Kinder, Saufkumpanen und Kollegen vom Fussballclub, Verwandten, Freunden, sondern mit Geschäftspartnern, Kunden, Lieferanten, Bekannten aus dem Bereich des geschäftlichen Lebens. Entsprechend sind auch die persönlichen Angaebn geschäftlicher Art. Bei Linkedin können Empfehlungen abgegeben werden an Geschäftspartner, Kunden oder Lieferanten. Das ist eine gute Sache. Aber wie auch bei Facebook sind die Sicherheitseinstellungen mit bedacht zu wählen: Soll mein Profil nur intern sichtbar sein oder auch mit Google auffindbar? Letzteres macht wohl nur Sinn, wenn man selbständif erwerbend ist.

Aber trotzdem: Vergiss nicht die Regeln der sozialen Netzwerke im Internet. Oder lies mein Buch Identitäten im Internet – das Ende der Anonymität, als e-Buch oder auf Papier…

Liebe Grüsse
E.

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