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Samstag, 9. Juni 2018

Den Klauen Amazons enttrinnen

Vor kurzem bekam ich ein e-Mail eines kleinen Verlages, der mich bat an einer Umfrage teilzunehmen. Das Formular liess mir das Blut in den Adern stocken: Gefragt wurde nach Name, Adresse, Telefon, etc. etc. Dann schaute ich mir das Video an:



Formal ist das Video nicht besonders toll. Insbesondere der Ton ist zu leise. Interessant jedoch, wie der Verleger offen über seine Überlegungen und Gedanken spricht: Was Amazon aus kommerzieller Sicht richtig macht und wie er von den grossen Giganten abhängig ist und wie er aus dieser Abhängigkeit ausbrechen will.

Die Überlegungen sind so falsch nicht. Ob es gelingen wird? Zumindest einige Dinge macht dieser Mann meiner Meinung nach richtig:
  • Er berlegt sich, was für sein Geschäft wichtig ist.
  • Er überlegt sich ob er das besser alleine stemmt oder besser auslagert.
  • Er tritt mit seinen online Kunden in einen Dialog.
  • Er ist transparent, ehrlich und offen.
Mit diesen vier Punkten könnte es in der schmalen Nische, in der der Verlag tätig ist gelingen. Wir werden sehen.

Montag, 26. Dezember 2016

Digitale Geräte schenken - Hilfe für Eltern und Grosseltern

Vorgestern war bei den meisten Kindern Weihnachtsbescherung - wenn sie nicht schon seit Halloween und St. Nikolaus Dauerbescherung haben. Vor vierzehn Tagen schrieb zu diesem Thema Maren Levin einen wichtigen Artikel unter dem Titel: Gehören digitale Geräte unter den Weihnachtsbaum? Levin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei LegaKids, der absolut tollen Lernspielseite Legakids - nicht nur für Kinder mit Lese- und Rechtschreibeschwäche.

Da nach Weihnachten ja immer auch vor Weihnachten ist und die Geschenkorgie mit Neujahr, Dreikönigstag, Ostern, Zeugnistag, Geburtstag, Schulbeginn weitergehen kann, das Wichtigste hier zusammengefasst:
  • Zuerst muss man sich im Klaren sein, ob es ein digitales Gerät geben soll oder nicht, denn es gibt gute Gründe dafür, aber auch gute Gründe dagegen. Dabei spielt weit mehr eine Rolle, als der Wunsch des Kindes und vielleicht noch das Alter. In der Broschüre „Digitale Weihnachtsgeschenke für Kinder!?“ finden Eltern, Paten und Grosseltern wichtige Hinweise und Denkanstösse.
  • Wenn es dann etwas aus der digitalen Welt geben sollte, stellt sich die Frage nach dem Was. Mit einer Suchmaschine können Spiele nach Kriterien wie etwa Spielspaß, Bedienung und technische Qualität oder Altersgruppe gesucht werden. Ausserdem wird ein kurzer illustrierter Überblick über die Rahmenhandlung des Spiels gegeben.
Kurz: Ob man zu Pastorini geht und ein pädagogisch wertvolles Holzspielzeug kaufen will, oder ob es ein digitales Gerät geben soll oder doch eher ein virtuelles oder reelles Spiel: gute Geschenke fallen nicht vom Himmel, sondern müssen seriös ausgesucht werden. Dies wird aus Levins Beitrag einmal mehr deutlich.

Freitag, 13. November 2015

Werbeblocker verbreiteter als vermutet

Werbeblocker sind verbreiteter als man denkt. Gemäss einer Untersuchung des Online-Vermarkterkreises des deutschen Bundesverbandes Digitale Wirtschaft werden auf 21,49% aller aufgerufenen Seiten die Reklamen geblockt. Nun will der Verband die Blockierrate regelmässig erheben.

In seinem Kommunique schreibt er, die Werbeunterdrückung füge der digitalen Wirtschaft einen erheblichen Schaden zu. Vielen Nutzern fehle offensichtlich noch das Bewusstsein für die Bedeutung für die Finanzierung von Internetangeboten.

Diese Aussage ist etwas zu einfach geraten. Erstens sind die Werbeblocker eine direkte Folge der überbordenden Werbeindustrie. Aufklappende Fenster, blinkende Inserate, selbtätig ablaufende Filme, Inserate, welche Inhalte überdecken verärgern viele Benutzer und lassen sie zum Zweihänder greifen. Zweitens bieten Werbeanbieter auch Kreti und Pleti an auf ihren privaten Seiten oder Blogs Reklame zu schalten und theoretisch (nach 1000 Klicks) ein paar Rappen zu verdienen. Auch dies führt zu einem Überangebot. Drittens ist es verständlich, wenn eine Tageszeitung ihre Internetausgabe mit Inseraten mitfinanziert. Wenn sich jedoch der zahlende Abonnent der digitalen Ausgabe all' diese Reklamen auch noch anschauen oder zumindest wegklicken muss, ist es nachvollziehbar, dass er einen Werbeblocker installiert.

Bekannte Werbeblocker sind Adblock Plus, der jedoch nichtstörende Werbung in der Grundeinstellung passieren lässt. Der Werbeblocker nennt sich entsprechend "für ein Internet ohne nervige Werbung". Wer alles ausblenden will, muss dies explizit so einstellen. Von Haus aus alles blockiert AdBlock von Michael Gundlach. Ein prozessorfreundlicher und bescheidener Werbeblocker ist µBlock. Er ist äusserst effizient und weist sowohl einen geringen Speicherbedarf und eine niedrige CPU-Belastung auf. Gleichzeitig werden Tausende an Filtern.

Montag, 19. Januar 2015

Internet, bitte bevormunde uns

Hat andere Qualitäten:
miteinander fernsehen (1958).
«Man schaltet den Fernseher ein, um sein Gehirn abzuschalten. Und man schaltet den Computer ein, um sein Gehirn einzuschalten», sagte der 2011 verstorbene ehemalige Apple-Chef Steve Jobs an der Mac World 2004. Eli Pariser widerspricht ihm, wenigstens teilweise: «Die personalisierte Filterung wird immer besser, und so werden wir immer weniger Energie für die Auswahl eines bestimmten Inhalts aufbringen werden.»

Angefangen hat die Bevormundund mit der Lancierung von Google Instant im Jahr 2009: Die Suchmaschine gibt schon bei der Eingabe vor, zu wissen, was man sucht. Nach Einschätzung von Sheryl Sandberg, Facebooks Nummer 2, kommen uns bereits in drei bis fünf Jahren Websites, welche nicht auf den einzelnen Nutzer abgestimmt sind, «seltsam veraltet» vor.

Montag, 1. September 2014

Google-News schneller geladen als Tagi oder NZZ?

Dass Kommunikation im Internet nicht sicher ist, weiss man spätestens seit den Enthüllungen über den amerikanischen Geheimdienst NSA. Nun rückt eine andere Frage in den öffentlichen Fokus: Wie neutral ist und sollte das Netz sein?
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Abends auf der Couch möchte man sich über die Geschehnisse des Tages informieren, besucht also verschiedene Nachrichtenseiten im Internet. Doch die Artikel lokaler Zeitungen werden nur schleppend geladen, Videos der öffentlichrechtlichen TV-Sender ruckeln unerträglich – die einzigen Nachrichten, die schnell erscheinen, sind die grosser amerikanischer Konzerne wie Yahoo- oder Google-News. Etwas irritiert bleibt man bei deren Inhalten hängen und sucht sie künftig direkt auf.

Neue Produkte, alte Leitungen

So oder ähnlich könnte die Zukunft des Internets aussehen, würde die Netzneutralität aufgehoben. Hinter diesem abstrakt und bürokratisch anmutenden Begriff steckt nichts als die Tatsache, dass im Netz alle Daten mit gleicher Geschwindigkeit und Güte übertragen werden, unabhängig von ihrem Inhalt, Absender oder Empfänger. Ein Video auf der Plattform Youtube wird also genauso schnell oder langsam geladen wie eines des Konkurrenten Vimeo; die Website einer konservativen Zeitung oder Partei so schnell wie die einer sozialdemokratischen oder liberalen. Einzig der gewählte Internetanschluss eines Endnutzers limitiert die Geschwindigkeit, mit welcher die Daten übertragen werden.
Diese Neutralität war bisher ein ungeschriebenes Gesetz im Internet, doch nun ist darüber ein weltweiter Konflikt ausgebrochen, der zu Gesetzesinitiativen, Diskussionsrunden und Petitionen geführt hat. Internetpioniere melden sich zu Wort, die EU arbeitet an einem Gesetzesvorschlag, und amerikanische Lobbyisten versuchen mit Millionen von Dollars die Debatte zu beeinflussen. Auch in der Schweiz erwägt man, die Netzneutralität gesetzlich zu verankern.
Dabei geht es um Grundsätzliches: Gelten im Internet die Gesetze des freien Marktes und der Preisbildung? Oder ist das Netz ein öffentliches Gut, ein Medium der freien Meinungsäusserung, dessen Zukunft als solches es zu schützen gilt?

Quelle: M.L. in: NZZ

Samstag, 15. März 2014

Geistloses Fernsehen

Als das Fernsehen noch weniger schlecht
war: 3 nach 9 im Jahre 1976 (Foto: Stern)
Geistlos ist zu hart; geistarm wäre inhaltlich richtiger - aber das zöge weniger als Titel... Kürzlich feierte das Zweite Deutsche Fernsehen sein 50jähriges Bestehen. Einer der grossen Fernsehschwätzer (ist das die richtige deutsche Übersetzung für Talker?), Alfred Biolek, schrieb zu diesem Anlass in der Süddeutschen Zeitung:
Ist das Fernsehen schlechter geworden? Ich weiss es nicht, ich schau so wenig fern. Für Menschen, die im geistigen Bereich unterhalten werden wollen, hat sich das Fernsehen entfernt.
Stimmt diese Beobachtung? Oder war das Schlechte früher etwas weniger schlecht, gar ein bisschen besser? Die Neue Zürcher Zeitung zumindest vermutet, dass dies wahrscheinlich stimme.

Samstag, 6. April 2013

Einsamkeit als Problem
moderner Gesellschaften

Bild:Caspar David Friedrich
Ob Handy, Facebook oder Twitter: In einem Zeitalter, in dem die technische Kommunikation immer mehr überhandnimmt, mag die Frage nach der Einsamkeit antiquiert erscheinen. Und doch gibt es sie, die Augenblicke der Leere. Ein Gastbeitrag von Hans Peter Dreitzel.

Es scheint ein Widerspruch: Die Vernetzung unter den Menschen nimmt immer mehr zu, und doch fühlen sich immer mehr Menschen von Einsamkeit bedroht. Historisch gesehen leben wir in einer Gesellschaft, in der die Chance, in Kontakt zu fremden Menschen zu gelangen, unvergleichlich hoch ist. Das liegt zum einen daran, dass Verstädterung und Globalisierung zu immer grösserer Mobilität zwingen, und zum anderen an der rasanten Entwicklung der elektronischen Kommunikationstechniken. Indes sind die allermeisten Begegnungen mit anderen Menschen flüchtiger Natur: Man sieht sich bei der Arbeit, im Verkehr, beim Einkauf, auf Behörden, beim Arzt, also in Situationen, in denen nur das Nötigste gesprochen wird. Oder man trifft sich bei Konferenzen, auf Geschäftsreisen, in den Ferien oder bei sportlicher Betätigung. Auch hier bleiben die Kontakte fast immer kurzfristig, oft einmalig: zum Abschied ein unverbindliches «Man sieht sich . . .», «Wir telefonieren mal!». Diese Kontakte bleiben auf partielle soziale Rollen beschränkt, sind dem Augenblick verhaftet und von vornherein aufs Vergessen angelegt.

Entindividualisierte Begegnungen
Soziologen haben in modernen Gesellschaften immer wieder einen durchgängigen Individualisierungsprozess erkennen wollen. Das scheint aber nur für die ganz engen Beziehungen zuzutreffen, für die die ganze Persönlichkeit eines Menschen relevant ist. In anderen Bereichen des sozialen Miteinanders ist eher das Gegenteil zu beobachten:
eine Entindividualisierung unserer Begegnungen. Diese Tendenz steigert sich noch in der Virtualisierung unserer Kontakte durch die elektronischen Medien: Dort lässt sich einerseits eine Hypertrophie der Kontakte, etwa durch die ständige Erreichbarkeit per Handy oder E-Mail, beobachten und andererseits ein Verlust an persönlichen, sinnlich erfahrbaren Begegnungen mit einem leibhaftigen Gegenüber. Im Chatroom wird der andere vollends zum Phantom: Die Identität des Gesprächspartners ist nicht mehr feststellbar, und mit der Zurechenbarkeit der Äusserungen schwindet auch die Verantwortlichkeit für sie.

Zwar sind heute unsere meisten Kontakte mit fremden Menschen nicht mehr bedrohlicher Natur; wir müssen normalerweise nicht fürchten, dass der mir Fremde mich beraubt oder gewalttätig wird (gerade diese allgemeine Friedlichkeitserwartung macht die jugendlichen U-Bahn-Schläger so unheimlich). Aber unsere meisten Kontakte mit anderen Menschen sind funktionaler Natur und befriedigen damit nicht unser fundamentales Bedürfnis danach, als ganze Person mit unseren eigenen biografisch gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen, Neigungen und Eigenschaften wahrgenommen zu werden. «Nur auf dem Umweg über andere hat sich der Mensch» (H. Plessner).

Das ist ein alter Erkenntnis-Grundsatz der philosophischen Anthropologie. Erst im Spiegel solcher, denen wir vertraut sind, können wir unsere eigene Identität ausbilden und behaupten. Wir brauchen also andere Menschen nicht nur zur Bewältigung von Aufgaben, die besser kooperativ gelöst werden können, wir brauchen sie auch zum Austausch und zum Mit-Teilen unserer inneren Erfahrungen, unserer Gefühle und Empfindungen, die sich eben nur auf dem Umweg über andere klären lassen und als sinnvoll erfahren werden können. Menschen aber, die uns dieses notwendige Gegenüber sein können, sind – im krassen Gegensatz zur Vielzahl unserer funktionalen Kontakte – ein knappes Gut. Daher die immer häufiger empfundene Bedrohung durch die Möglichkeit zu vereinsamen.

Blosses Allein-Sein freilich macht noch nicht einsam, wie man sich umgekehrt gerade auch in der Menge sehr einsam fühlen kann. Allein zu sein, ist ein Zustand – Einsamkeit ist ein Gefühl, dessen doppelter Kern aus der Angst vor Hilflosigkeit und dem Mangel an physischen und psychischen Streicheleinheiten besteht. Jeder Mensch braucht Hautkontakt – und braucht auch Anerkennung durch Wertschätzung. Dass geteiltes Leid halbes Leid und geteilte Freude doppelte Freude ist, das sind Erfahrungen, die jeder Mensch, der in einer unzerstörten Familie aufgewachsen ist, schon in seiner Kindheit gemacht hat und die das ganze Leben lang als Sehnsuchtsbild alle Partnersuche von innen her steuern.

Die auf das Elternpaar mit ein, zwei Kindern reduzierte Familie, die kinderlosen Paare und die selten gewordenen engen Freundschaften sind die letzten verbliebenen Refugien menschlicher Begegnungen, in denen von vornherein und immer die Person als ganze gemeint ist. Wer solche ganzheitliche Beziehungen entbehren muss, wird ständig mit Einsamkeitsgefühlen zu kämpfen haben.

Nicht alle sind vernetzt
Es gibt Positionen im sozialen Gefüge, die dafür besonders anfällig sind. Da sind die allein lebenden Alten, die nur noch geringe Chancen haben, einen Partner zu finden, und denen das Know-how für den Zugang zu den Internetforen fehlt. Da sind die frisch Geschiedenen, die mit ihrem Partner oft einen grossen Teil ihres alten Freundes- und Bekanntenkreises verlieren. Da sind die Flüchtlinge, die die neue Sprache noch nicht beherrschen. Da sind die durch Mobbing Isolierten, die kaum noch jemanden finden, der zu ihnen hält. Da sind die Abhängigen, die mit ihrer Sucht alle ihre Kontakte zerstören. Und da sind die im Wahnsinn Gefangenen, deren inneres Erleben sie der Welt entfremdet. Diesen Menschen ist gemeinsam, dass ihnen die kulturellen Mittel fehlen, die erst den Zugang zu den Kontakten mit anderen Menschen ermöglichen. Kontakte zu knüpfen und Partnerschaften einzugehen, wird aber heute gesellschaftlich von jedem erwachsenen Menschen wie selbstverständlich erwartet. Wer dabei scheitert, erlebt sich leicht als Versager und schämt sich dafür – was dann die Kontaktchancen weiter mindert und die Suche nach therapeutischer Hilfe blockiert.


Hans Peter Dreitzel ist Professor em. für Soziologie und Gestalt-Psychotherapeut. Zuletzt erschienen: «Gestalt und Prozess. Eine psychotherapeutische Diagnostik» (2004). Der Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung.

Freitag, 20. Januar 2012

1984 revolutionierte Apple den PC,
2012 das Schulbuch

Mit einem Paukenschlag startet Apple ins Jahr 2012. Nach dem intuitiven PC (Macintosh, 1984), dem persönlichen digitalen Assistenten (Newton, 1993), dem Online-Laden für Software und Inhalte (iTunes-Store, 2003), dem alleskönnenden Natel (iPhone, 2007) und dem Tablettcomputer (iPad, 2010) preschen die Kalifornier erneut vor. Dabei bleiben sie sich selber treu undkehren zurück in ein altes Kerngeschäft: das Bildungswesen. Mit dem iPad und elektronischen Büchern will Cupertino den Bildungssektor umkrempeln.

In Zukunft sind Schulbücher interaktiv. Das scheint unbestritten. Und wenn alle Schulbücher von der Fibel in der ersten Primarklasse bis zu den Vorlesungsskripten an der Universität in einem iPad drin sind, hat das auch logistische und gesundheitliche Vorteile. Apple schwebt vor, dass jeder Schüler oder Student nur noch ein Tablet-Gerät (natürlich aus Cupertino) bei sich hat. Die Lerninhalte können interaktiv erarbeitet werden, sind immer aktuell und sind dank Anschluss ans Netz immer aktuell.

Konsequenter Fortgang
Bereits heute werden die Tablett-Geräte von Apple in der Weiterbildung eingesetzt. Es gibtüber 22 000 Anwendungen in der Abteilung «Bildung», sei es ein kleines Helferlein oder richtig professionelle Erklärprogramme. Auch gibt es bereits «iTunes U». Das U steht für Universität und ermöglicht es, Vorlesungen von Universitäten und Schulen zum kostenlosen herunterzuladen. Bis jetzt ist das Angebot vor allem englisch und Amerika-lastig, auch wenn schon mehr als ein Dutzend deutscher Universitäten sich am Dienst beteiligt.

Diese Stärke im Bildungssektor (seinerzeit gab es etwa im Kanton Zürich sogar ein Macintosh-Obligatorium) will Aplle nun weiter ausbauen. Mit dem neuen Autorenprogramm «iBook Author», kann man auf dem Macintosh interaktive elektronische Bücher für das iPad erstellen. Doch selbstlos ist Apple-Chef Phil Schiller, der grossartig von der «Neuerfindung des Schulbuchs» spricht nicht. Bereits hat er Zusammenarbeitsverträge mit den wichtigsten Schulbuch-Verlagen der Vereinigten Staaten abgeschlossen. Das ist ein strategisch geschickter Schachzug.

So verdient Apple Geld
So kann Apple gleich mehrfach Geld verdienen: Zuerst mit dem Gerät, dann mit der Herstellungsumgebung für die Schulbücher und zuletzt it dem Schulbuch selbst. Im iBookstore, der viruellen Buchhandlung der Kalifornier, beträgt die Buchhandelsmarge 30 Prozent. Selbst wenn der Preis für Schulbücher auf 15 Franken limitiert ist, ergibt dies eine nette Summe. In den USA sind bereits heute 1,5 Millionen iPads an Bildungseinrichtungen im Einsatz – Tendenz steigend. Finanzanalysten schätzen den Schulbuchmarkt der USA auf etwa zehn Milliarden Dollar. In Deutschland setzen Klett, Oldenbourg, Schroedel & Co über 500 Millionen Franken um, in der Schweiz mögen es etwa 50 Millionen sein.

Ob dieses Geld weiterhin vor allem in den Kassen der staatlichen (kantonalen) Lehrmittelverlage landet, oder ob inovative kleine Unternehmen nun die Chance wahrnehmen und wie Apple vorpreschen, wird sich weisen. Sicher ist, dass immer mehr Wissen digital zur Verfügung steht; man denke nur an all' die von Google, der EU und Frankreich eingescannten Bücher. Sicher ist auch, dass bisher die Konkurrenz im Tablett-Markt dem Marktführer Apple bisher mehr schlecht als recht nachgeeilt ist. Während deutsch Bildungspolitiker sich beklagen, die Schulen hätten kein Geld für teure Geräte, hat der türkische Wirtschaftsminister Zafer Caglayan für die nächsten 4 Jahre 15 Millionen Tabletts für die türkischen Schulen bestellt.

Bild: Apple

Samstag, 10. September 2011

Verkündigung des Evangliums
mit den Mitteln des dritten Millenariums

Publikationen über die sogenannten neuen Medien gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. Doch manchmal braucht es doch noch eines mehr. Mit "Gehet hin und bloggt" erschien kürzlich ein Büchlein, das sich an eine spezielle Sondergruppe wendet: kirchliche Würdenträger.

Ja, kirchliche Würdenträger, das ist kein Verschreiber. In der Tat hat der Papst, der seit einiger Zeit in allen Winkeln des Internets unterwegs ist und die neuen Medien auf vielseitige Weise nutzt, seinen aus Seelsorgern, Priestern und Ordensleuten bestehenden Aussendienst zur Mithilfe aufgerufen. Um die ins Internet abwandernden Menschen weiterhin zu erreichen und um einen Fels in der Brandung freikirchlicher Angebote zu stellen, sollen sie bloggen, bis sich die Kirchtürme biegen.

Soweit der knackig formulierte Waschzettel des Kompendiums. Aber wie sieht das dann konkret aus, ohne dass einem die Haare zu Berge stehen? Mit viel Einfühlungsvermögen werden Leute, die ihre Fachkenntnis in der Theologie und nicht in der PC-Anwendung haben, dort abgeholt, wo sie stehen. Schritt für Schritt werden sie in die Welt des Internets eingeführt. Gestandene Priester und altgediente Ordensleute sollen in der heutigen Zeit nicht nur das Geheimnis der Realpräsenz Christi kennen und mit dem Thuribulum umgehen, sondern sich einigermassen sicher in der virtuellen Welt bewegen können.

In einfacher und anschaulicher Sprache stellt das Büchlein dar, um was es geht – und wie es geht. Wer ein e-Mail lesen kann, wird mit diesem Ratgeber innert weniger Tage zu einem versierten Blogger und Verkündiger des Evangeliums im Internet. Und wenn ihre Schwiegermutter mit dem Internet auf Kriegsfuss steht, sich jedoch nicht durch sprachlichen Weihrauch und Beispiele aus der Welt der Kirchtürme beirren lässt, dann wäre das eventuell auch etwas für sie.

Nach all' diesen Lobeshymnen sei gestanden, dass der Autor dieses Artikels mit dem Herausgeber des Büchleins identisch ist. Die Rückmeldungen der letzten Monate lässt aber durchaus darauf schliessen, dass es mir gelungen ist, sachlich fundiert und kompetent zu schreiben in einer Sprache, welche die doch etwas aussergewöhnliche Zielgruppe, die zu einem grossen Teil aus blutigen Laien besteht, gut versteht und sich angesprochen fühlt.

Gehet hin und bloggt : Kompendium für Priester und Ordensleute zur Verkündigung des Evangliums mit den Mitteln des dritten Millenariums. Zürich, 2011: Émosson. Virtuelle Buchhandlung mit grosszügiger Vorschau.


Montag, 22. November 2010

Waisen der Informatik – Kinder lieben das Internet, die Eltern schauen lieber weg

Die Gefahren für Kinder im Internet werden in der Schweiz derzeit heftig diskutiert. Eine neue europäische Studie nährt die Vermutung, dass das Problem der sexuellen Übergriffe in Chatrooms nicht so gross ist, wie es in der derzeitigen Debatte erscheint, während andere Gefahren, die den Kindern mehr zu schaffen machen – Cybermobbing –, leicht übersehen werden. Eine weitere interessante Erkenntnis dieser Studie ist, dass viele Eltern nicht wissen, was ihre Kinder im Internet erleben.

Stefan Betschon schrieb Ende Oktober in der Neuen Zürcher Zeitung: Elternabend in einer Stadtzürcher Primarschule. Eine besorgte Mutter will wissen, wie es andere Eltern mit dem Internet halten. Sie habe ihrem Sohn Facebook verboten, er behaupte aber, dass alle anderen Kinder dieses soziale Netzwerk nutzten. Mein Sohn hat mir dasselbe erzählt, und alle seine Kameraden, die ich persönlich kenne, sind mit dem Internet aus eigener Anschauung bestens vertraut. Wie viele Fünftklässler denn Facebook nutzen dürften, will die Mutter wissen. Fragende Blicke, niemand erhebt die Hand. Einige der Eltern haben vielleicht tatsächlich keine Ahnung, was ihre Kinder im Internet treiben, andere sind unsicher, ob es denn politisch korrekt sei, den Kindern das Internet zu erlauben.

Wie Kinder vor den Gefahren des Internets geschützt werden können, ist eine Frage, über die in der Schweiz derzeit vielerorts debattiert wird. In der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens herrschte am Freitag vergangener Woche quer durch alle Parteien seltene Einigkeit: Chatten im Internet sei für Kinder «brandgefährlich»; weil die Bundespolitik versagt habe, seien den kantonalen Polizeistellen die Hände gebunden, und sie könnten die Kinder nicht mehr vor Pädophilen schützen. (Ganzen Kommentar lesen)

Die erwähnte breit angelegte Studie der EU gibt Auskunft über die Art und Weise, wie die Kinder das Internet nutzen. 12 Prozent der Kinder haben im Cyberspace auch negative Erfahrungen gemacht. Doch auch wenn ihnen der Anblick von Laptop, Internet-Router und Handy so vertraut ist wie derjenige von Playmobil und Lego, fällt ihnen das Hineinwachsen ins digitale Leben trotzdem nicht leicht. Eltern und Lehrer sind keine Digital Natives und haben es deshalb besonders schwer, den Kindern die nötige Begleitung zukommen zu lassen.

Schlimmer noch: Viele Eltern wissen nicht, was den Kindern im Internet widerfährt: 41 Prozent der Eltern, deren Kinder angaben, Sexbildchen gesehen zu haben, glauben, dass ihr Kind solches noch nie zu Gesicht bekommen habe; mehr als die Hälfte der Eltern, deren Kinder Sex-Nachrichten zugeschickt erhielten, geben an, dass ihr Kind davon verschont geblieben sei.

Die Autoren wollen in einer weiteren Publikation darlegen, wie den heranwachsenden Digital Natives am besten zu helfen sei. Doch ereits jetzt fordern sie, dass die Vorbereitung der Kinder fürs digitale Leben eher früher als später beginnen soll. Das ist eine grosse Herausforderung für Schule und Elternhaus - wobei auch den Eltern die nötigen Handreichungen gegeben werden müssen.

Mehr zur Studie: Kinder und die Schattenseiten des Internets
Bilder: Imago; Philognosie

Donnerstag, 7. Oktober 2010

IPv6 wird nur schleppend eingeführt

Salopp ausgedrückt gehen dem Web die Adressen aus. So wie Telefonnummern zum gewünschten Apparat führen, werden im Internet Computer und andere Geräte mit einer Nummer versehen, damit die Daten an den richtigen Ort gelangen. Die Art und Weise, wie die Geräte miteinander kommunizieren, wird durch das Internet-Protokoll Version 4 bestimmt (IPv4). Das vor fast dreissig Jahren entwickelte System ist den heutigen Ansprüchen allerdings nicht mehr gewachsen. Im Moment hat die für die Verwaltung zuständige Organisation Internet Assigned Numbers Authority (IANA) noch etwas mehr als 210 Millionen Adressen in Reserve, doch pro Sekunde werden weltweit an Provider rund 20 Adressen vergeben, weit über eine Million pro Tag.

Zwar wird die Verknappung der IP-Adressen seit Jahren mittels eines Verfahrens (Network Adress Translation) entschärft, über das mehrere private oder firmeninterne Rechner dieselbe öffentliche IP-Adresse nutzen. Auch wenn das Nachteile bringt und gegen das Prinzip verstösst, wonach jeder Rechner im Netz direkt ansteuerbar sein sollte.

Eine zukunftsgerichtete Lösung des Problems verspricht aber nur IPv6: das Internet-Protokoll der nächsten Generation. Es schafft die Voraussetzungen, dass dem Wachstum des Internets nach heutigem Ermessen keine Grenzen mehr gesetzt sind. Dafür soll der neue Standard dank einer unglaublichen Zahl an verfügbaren Adressen sorgen (siehe Kasten).

Viele Vorteile mit IPv6

Schnelle Remedur ist schon deswegen nötig, weil der Bedarf an zusätzlichen IP-Adressen schneller wächst denn je. Einerseits wird das Internet in Schwellenländern immer populärer, andererseits explodiert der Internetzugriff via Natel. Gemäss Ericsson hat die Zahl der Mobiltelefonbenutzer im Juli die Schwelle von 5 Milliarden überschritten. Griffen 2009 erst 360 Millionen Anwender via Natel aufs Web zu, soll sich die Zahl laut Ericsson bis 2015 auf 3,4 Milliarden vervielfachen.

Ein weiterer Wachstumsmotor mit noch grösserem Potenzial ist das sich anbahnende Internet der Dinge. Darunter versteht man die Vernetzung von Gegenständen, Geräten und Maschinen, die miteinander kommunizieren. In der Testphase sind etwa Autos, die zur Erhöhung der Verkehrssicherheit miteinander Informationen austauschen. Szenarien sind auch intelligente Stromzähler, die Verbrauchswerte automatisch an das EW melden, oder Hundehalsbänder mit eigener IP-Adresse, die Fidos Standort auf einer Website anzeigen können. Ericsson prognostiziert, dass bis Ende des Jahrzehnts 50 Milliarden Geräte via Internet miteinander verbunden sein werden – und alle brauchen eine Internet-Adresse.

Der Umstieg auf IPv6 bietet mehr als nur einen grösseren Adressraum. Das Protokoll überwindet auch weitere Grenzen, an die das Internet gestossen ist. Mit dem neuen Standard können sich Geräte durch Autokonfiguration einfacher ins Netz einwählen, der Transport der Daten wird optimiert, und IPv6 verspricht mehr Sicherheit. Dafür ist unter anderem der gigantische, aufgrund seiner Dimension kaum «bevölkerte» Adressraum verantwortlich. Er erschwert es den Herstellern von Viren und anderer Malware, das Adresssystem auf der Suche nach PC zu scannen. Manche Fachleute meinen, aus ökonomischer Sicht sei der Zeitaufwand dafür zu gross. Ein Fortschritt bringt auch die Erweiterung IPv6 Mobile, die mobile Geräte unabhängig von ihrem Standort mit einer fixen Adresse versieht. Heute gibt es allerdings noch kaum Natels, die für den neuen Standard schon gerüstet sind.

Hohe Investitionskosten

Es spricht also vieles für IPv6, und dennoch wird der bereits 1998 verabschiedete Standard schleppend eingeführt. Obwohl die OECD Regierungen und Internet-Provider zu einem raschen Umstieg drängt, können heute erst 5 Prozent der rund 1800 Subnetze des Internets mit IPv6-Technik umgehen. Eine Hemmschwelle sind die Investitionen in Hard- und Software, welche die Netzbetreiber leisten müssen. Zu den ersten Internet-Providern, die in der Schweiz vornehmlich für Firmen IPv6-Zugänge anbieten, gehören unter anderen Init7, Genotec und Interway.

Weil erst wenige Websites auch über IPv6 oder gar ausschliesslich über das neue Protokoll zu erreichen sind, besteht wenig Zugzwang. Solange das Protokoll keinen Durchbruch vermeldet, ist der Reiz, Websites mit IPv6-Adressen anzubieten, gering. Für Fachleute ist klar, dass die nicht kompatiblen Standards über Jahre parallel betrieben werden und Provider Übersetzungsverfahren oder einen sogenannten Dual-Stack-Modus nutzen müssen, bis die Zukunft die Vergangenheit abgelöst hat.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, leicht bearbeitet

Donnerstag, 2. September 2010

Vierte Gewalt gefährdet Demokratie

Weit verbreitet ist die Befürchtung, es gehe puncto Qualität der journalistischen Angebote vor allem bergab. Diese Ansicht teilt auch der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof. Am 13. Auhust 2010 hat er ein umfassendes Datenmaterial der Öffentlichkeit vorgestellt, das einen Überblick über die Schweizer Medienlandschaft verschafft und die düsteren Perspektiven wissenschaftlich bekräftigt.

Im Kern geht es den Forschern um eine politische, inhaltliche Frage: Unterrichten die Schweizer Medien die Bevölkerung so, dass die Bürger wohlinformiert an den demokratischen Prozessen teilnehmen können? Die Autoren erkennen höchst problematische Tendenzen:
  • immer mehr Klatsch; weniger Politik, Wirtschaft und Kultur.
  • weniger Nachhaltigkeit; nur noch Episoden, Personen.
  • Auslandberichterstattung stark abgebaut.
  • Wirtschaftsinformation bleibt mangelhaft.
  • Gratiszeitungen und Internet senken das Bewusstsein für Preis der Informationsqualität.
  • Einbruch bei Werbeeinnahmen erschwert die Finanzierung redaktioneller Leistung.
Schlimmer noch: Die Bedeutung derjenigen Medientitel, die wenig zur Informationsqualität beitragen, wird weiter wachsen; der recherchierende, einordnende Journalismus gerät weiter unter Druck.

Da sich die Presse sich vermehrt an den Unterhaltungsbedürfnissen der Konsumenten orientiert, «statt an Informationsbedürfnissen der Staatsbürger» ist nach Ansicht von Imhof das Funktionieren der Demokratie in der Schweiz gefährdet. Mit seinen Forschungsdaten will er nun die Diskussion über Aufgabe und Qualität der Medien fördern.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung