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Dienstag, 11. Juli 2017

HyperCards Urenkel kommt

(Rheinwerk-Verlag)
In Deutschland scheint LiveCode bekannt zu werden. Dies schrieb vor einigen Wochen zumindest Hauke Fehr. Fehr muss es wissen, denn er programmiert seit rund dreissig Jahren mit verschiedenen Programmiersprachen. Dabei verwendet er LiveCode etwa für Sprachlernprogramme oder Auftragsverwaltungen für KMU.  Als Linguist und Hochschuldozent hat er ein besonderes Gespür fürs Lernen und Lehren.

Im englsichsprachigen Raum ist LiveCode schon viel bekannter, sowohl bei professionellen Programmierern, jedoch auch bei Schülern und Lehrern. Als Urenkel des unvergesslichen HyperCard wird LiveCode in amerikanischen oder schottischen Schulen Primar- und Sekundarschulen im Informatikunterricht eingesetzt. Doch LiveCode ist weit mehr als für Spiel- und Lernzwecke geeignet. KLM entwickelte sein Ticketbuchungssystem ebenso mit LiveCode, wie die NASA Überwachungs- und Kontrollprogramme für die Landsat-7-Satelliten.

Für LiveCode sprechen mehrere Punkte: die niedrige Einstiegshürde, die Anfängerfreundlichkeit, die schnelle Lernkurve, der effiziente und zügige Arbeitsablauf, rasch funktionierende Prototypen und die Möglichkeit mit zwei, drei Mausklicken Programme für Android, iOS, Linux, MacOS und Windows gleichzeitig zu generieren. Und vergessen wir nicht die Programmierung in (fast) natürlicher (englischer) Sprache:
put "hello" into line 1 of field "client"
Dabei unterscheiden wir zwei unterschiedliche LiveCode-Lizenzen: eine kommerzielle, relative teure, die es erlaubt, die Programme auch kommerziell zu vertreiben, etwas im App- oder im PlayStore. Daneben gibt es auch die kostenlose Gemeinschaftsausgabe. Der Leistungsumfang ist genau der gleiche - nur können die erstellten Apps nur getauscht oder ebenso kostenlos verbreitet werden. Leider ist LiveCode im Moment nur Englisch erhältlich; lokalisierte deutsch- oder französischsprachige Versionen fehlen noch. Immerhin liegt nun mit Eigene Apps programmieren: Schritt für Schritt mit LiveCode zur eigenen App – für Windows, Mac, iOS und Android. von Hauke Fehr das erste Kompendium auf deutsch vor. Flüssig und verständlich geschrieben, zu einem fairen Preis. Eine Leseprobe bezeugt das.


weiter im Netz:
Hinweis: Der Autor dieses Artikels hat sich an der Kickstarterkampagne der LiveCode Community Edition beteiligt. Es bestehen nur ideelle und keinerlei finanzielle Verbindungen zu LiveCode.

Sonntag, 31. Juli 2016

Verschwinden die Bibliotheken im Internet?

In einem Interview der Zeitschrift Research Information sprach der Internetexperte David Weinberger von einem „library-sized hole“ im Internet. Er warnte davor, dass das Wissen der Bibliotheken weiter marginalisiert würde, wenn diese sich zukünftig nicht besser im Web präsentierten. Eine Lösung gegen diese Entwicklung sei Linked Data. Dies und weitere Ideen präsentierte er auf dem EMEA Regional Council Meeting 2015 in Florenz. Seine Präsentation finden Sie hier.

Das Thema Linked Data hat auch die OCLC dazu inspiriert, sich der Sache anzunehmen und ein Online-Webinar zu organisieren. In dem Webinar „Linked Data in Bibliotheken: Ist-Situation und Zukunft.“ präsentieren Ihnen zwei anerkannte Linked Data Experten Fakten und Trends zu diesem hoch aktuellen Thema.

  • Welche Relevanz hat Linked Data für Bibliotheken? 
  • Welche neuen Möglichkeiten bietet Linked Data für Ihre Institution?

Eine Aufzeichnung es Webinars steht zur Verfügung:
Linked Data in Bibliotheken: Ist-Situation und Zukunft

Montag, 27. Juni 2016

Disruption in der Schule?

Brauchen dank Tablett keinen Lehrer mehr?
Die deutsche Bertelsmann-Stiftung ist überzeugt, dass Lehrer, die wie weiland Aristoteles mit seinen Schülern im Kreise zusammensitzen und philosophieren, passé seien. Solche Schule, apostrophiert mit Negativbegriffen wie «Frontalunterricht», gilt als antiquiert, unfair, ineffizient, teuer und langweilig. Vor allem aber kann diese Art von Schule die Bildung der Massen nicht meistern. Wie die schöne neue Schule aussehen könnte, zeigt ein lesenswerter Kommentar von Claudia Wirz in der Serie «Chancen der Digitalisierung» der Neuen Zürcher Zeitung.

Dabei werden wichtige und richtige Fragen aufgeworfen wie: Reicht für die Bildung von morgen die Beziehung zu einem Computer? Und wird die Schule dadurch sogar besser? Wirz hält korrekterweise fest, dass Schule von alters her Beziehungsarbeit sei, die je nach Konstellation mal mehr, mal weniger gelänge - auch wenn man diesen Aspekt im ausführlichen Artikel durchaus noch etwas vertiefen hätte können. Ebenso wie Hinweise auf die Auswirkung digitalen Lernens auf unser Hirn, wie sie etwas Manfred Spitzer und andere sehr wohl geben. Richtig eingesetzt sind die digitalen Medien sicher ein Segen. Das humanistische Ideal einer guten Bildung für alle wird damit käumlich Realität.

Oft bleibt gerade beim digitalen Lernen bleiben das Frontale und das Autoritäre erhalten - Frontalunterricht in einer «coolen» Form quasi. Gerade der funktionale Ansatz, der mit dem neuen Lehrplan 21, der dem kompetenzorientierten Unterricht verschrieben ist, auf die Schule zukommt, besteht die Gefahr, dass die Bildung der Zweckmäßigkeit unterordnet wird. Das ist das Gegenteil humanistischer Bildung, die ein harmonisches Ganzes anstrebt, das das Emotionale einbezieht, mit dem Ziel, dem Menschen die Ermächtigung zum Selberdenken zu geben. Nur das mache den Wissensträger mündig und unabhängig, schreibt Wirz, für die Erziehung zur Selbständigkeit brauche es immer noch den analogen sozialen Verbund.


Mehr zur Wechselwirkung Digitales Leben - menschliches Hirn

Donnerstag, 26. November 2015

Technische Fallstricke im Schulunterricht

Die NZZ warnt, die Mathematik sei in Gefahr und bald hätten die Kinder lauter Sechser in der Rechenprüfung, obwohl sie nicht mehr rechnen könnten. Was treibt das über 200jährige Traditionsblatt zu dieser pessimistischen Prognose?

Mit einem kleinen Programm, das auf einem Telefon installiert werden kann, einer sogenannten App namens PhotoMath fotografieren die Schüler eine Rechenaufgabe, und die App löst sie für einen. Verstehen muss man da nichts mehr. PhotoMath offeriert immerhin noch Erklärungen zur Lösung, doch die NZZ vermutet, dass die meisten Kinder dann schon bei der nächsten Aufgabe sind.

unterstufe.ch
Mein erster Gedanke war: Es geht doch nichts über die guten alten Textaufgaben... Die sind zwar politisch nicht korrekt, da in der Rechenstunde Lesekompetenz gefragt ist, hingegen können sie sehr angewandt und aus dem Leben gegriffen sein - und PhotoMat kann sie zumindest heute noch nicht lösen.

Doch spicken wird auch in anderen Fächern einfacher. Dort braucht es zwar noch einen Klassenprimus (oder einen Cousin ausserhalb des Schulzimmers), der auf die richtigen Lösungen kommt. Mit Beep, einer anderen App, werden diese dann in Windeseile an alle versandt. Diese Erweiterung des Schülernatels ist ein simples Kommunikationssystem. Im Gegensatz zu SMS liegt das Benachrichtungssignal auf einer Frequenz von 14,800 Herz. Dies ist ein Ton, den Erwachsene nicht mehr hören können.

Erwachsene haben aber etwas mehr Taschengeld, als die Kinder und können sich einen kleinen Störsender zutun, der den Natel- und WLAN-Empfang im Umkreis von 20 Metern unterbindet. Bis es in der modernen Schule jedoch soweit kommt, sollte sich der Lehrerverband beim BAKOM für eine Gesetzesänderung einsetzen: Während der Einsatz etwa in Gefängnissen erlaubt ist, müsste ein Lehrer oder eine Schule mit einer Busse von bis zu hunderttausend Franken rechnen. Vielleicht einfacher wäre es, mit den Kindern das Ganze zu thematisieren und Dafür und Dawider sorfältig abwägen lassen.

Dienstag, 16. Juni 2015

Wie transparent ist das Wasser, auf dem Sie surfen?

source: alicoding.com
Zugegeben, der Titel ist etwas bildhaft gewählt, aber viele Menschen fischen gewissermassen im Trüben während des Surfens im Internet. Wie denn? Wenn Sie eine Website besuchen, geben Sie private Informationen über sich selbst preis; geben diese an den Webseiten-Inhaber weiter, es sei denn, Sie hätten Vorkehrungen getroffen. Ihr Ausflug ins Internet hinterlässt jedoch nicht nur Spuren auf denjenigen Seiten, die Sie besuchen, sondern auch auf Partner-Webseiten (z.B. Facebook durch Tasten "Like" oder durch Google durch kostenlose Werkzeuge zur Besucheranalyse, welche der Webseiten-Inhaber nutzt).

Der Besuch einer Seite im Internet erfolgt nie über eine direkte Verbindung. Viele Computer welche vielen verschiedenen Menschen gehören, sind daran beteiligt. Sichere Verbindungen stellen sicher, dass Ihr Besuch nicht zwischen Ihnen und dem Server zu mitgelesen werden kann. Das, was Sie wollen, suchen, besuchen, ist von großem Interesse für die Lieferanten (vor allem Lieferanten zielgerichteter Werbung). 

Hier können Sie sehen, was Ihr Computer im Internet alles über Sie weitererzählt, indem Sie in einen der folgenden virtuellen Spiegel schauen:
Der Brauser Firefox ist ein quelloffener und freier Brauser, der es Ihnen ermöglicht, Ihr Privatleben weitgehend von der Öffentlichkeit abzuschirmen. Falls Sie noch mit einem anderen Programm ins Internet gehen, sollten Sie ab heute auf Firefox wechseln. Firefox ist verfügbar für alle gängigen Computersysteme: Windows, Macintosh und Linux.

In den kommenden Beiträgen werde ich darlegen, wie Firefox mit kleinen Handgriffen noch sicherer gemacht werden kann, damit Sie nicht bei jedem Mausklick an Sicherheit und Privatsphäre denken müssen.

Sonntag, 30. November 2014

Lernsoftware in der Schule bringt wenig

Photo: RunRev/LiveCode
Als Computer neu waren, erhoffte man sich viel beim Einsatz im Unterricht. Vor allem im Bereich des Übens sollte die Maschine den Lehrer ersetzen. Was zuerst unter dem Begriff «Education» segelte, hiess schon bald «Edutainment». Was ist passiert?

Prof. Juraj Hromkovič von der ETH Zürich erklärt: «E-Learning ist nur dann sinnvoll, wenn sehr gute Lernprogramme vorhanden sind. Die sind aber sehr rar.» Das hat auch mit den Kosten zu tun. Ein wirkliches gutes Programm ist aufwendig und bedient nur einen Nischenmarkt. Ist es weniger spezifisch, geht es weniger tief und wird mit unterhaltsamen Elementen angereichert, kann es der Verlag auch auf dem lukrativen Mittwochnachmittags-Markt anbieten.

Edutainment hat nichts in er Schule zu suchen
Dabei bleibt das computerunterstützte Lernen (wie schon der programmierte Unterricht in den 1970er- und 1980er-Jahren) eine Bereicherung, aber kein Ersatz für den konventionellen Unterricht. Biologie muss in erster Linie etwas mit Pflanzen zu tun haben, und Pflanzen wachsen nun halt nicht am Bildschirm. Mehr noch: Schule bedeutet Arbeit. «Wenn man eine Stunde lang ein Spiel programmiert und danach zehn Stunden damit spielt und das Lernen nicht im Vordergrund steht, liegt man falsch.»

Viele der angebotenen Lernspiele sind für viele Kinder eine Unterforderung. Pech, dass sie als Ansporn gedacht waren. Dabei gibt es durchaus andere Möglichkeiten am Computern, das Hirn zu brauchen. Spannend für die Kinder ist es, eigene Ideen umzusetzen und dabei zu lernen. Auch für Primarschüler. Dabei müssen die Kinder in ihrem Tempo vorgehen können und die Resultate selber überprüfen. Wenn sich die Kinder freuen, weil es geklappt hat, haben sie mehr erlebt, als wenn sie Formeln auswendig gelernt haben, die sie nicht verstehen, ist Prof. Hromkovič überzeugt.

Selber denken macht schlau
Eine Programmierumgebung, welche dies während Jahren ermöglichte, war HyperCard (für Macintosh). Zwar hat Apple die Entwicklung schon vor über einem Jahrzehnt eingestellt und PC, auf denen noch OS9 läuft, werden langsam rar. Doch glücklicherweise hat die schottische Firma Runrev HyperCard weiterentwickelt und bietet es unter dem Namen LiveCode an (Linux, Win und Mac); in der Basisversion für Schulen kostenlos. Für Sekundar- und Mittelschulen liegt Unterrichtsmaterial auf der genannten Seite bereit.


Beispiel aus einer kalifornischen Primarschule:
Quelle: Interview im Tagi; u.v.a.m.

Freitag, 1. August 2014

Fürs Geld gehen die grossen Onlinewarenhäuser über Leichen

Wenn Amazon die Verlage ausgeschaltet hat, knöpft sich Amazon die Indie-Autoren vor (siehe auch erster und zweiter Beitrag). Jede Wette, dass Amazon innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre die hohen Margen für Self-Publisher drastisch kürzen wird. Beim Amazon-eigenen Hörbuchverlag Audible ist das übrigens bereits geschehen. Und wenn sich internationale Verlagskonzerne nicht gegen Amazons Vorgehen zu helfen wissen, wie soll das dann einzelnen Autoren gelingen?

Daher ist es jetzt allerhöchste Zeit für Autoren, umzudenken, das Autorensein ganz neu zu denken. Sie müssen dafür sorgen, dass ihre Bücher überall und nicht nur in einem Shop zu kaufen sind. Nur so vermeiden sie es, von Empfehlungsalgorithmen einzelner Händler abhängig zu werden. Sie müssen lernen, sich selber als Marke zu inszenieren, anstatt sich auf die immer mehr an Bedeutung verlierende Verlagsmarke zu verlassen. Nur so kann es funktionieren, dass die Autoren selber und nicht andere die Regeln bestimmen. Eine schöne Vorstellung, wenn bald nicht mehr Amazon, sondern die Autoren sagen: Yes we can.

Gastbeitrag von Jörg Dörnemann ist Geschäftsführer von Epubli, einer Plattform für Self-Publishing und Print-on-Demand mit Sitz in Berlin-Kreuzberg. Der Beitrag erschien erstmalig in der gedruckten Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung.

Mittwoch, 2. Juli 2014

Autoren sollten jetzt anfangen umzudenken

Das verlagsunabhängige Bücherschreiben wird für Autoren immer attraktiver, dank der Flexibilität, der Schnelligkeit, der Unabhängigkeit und nicht zuletzt dank den hohen Margen, die bei bis zu 70 Prozent des Nettoverkaufspreises liegen. Da kann langfristig kein Verlag mithalten (siehe letzter Beitrag). Wo Büchermachen auf Knopfdruck passiert, haben die Türsteher, die entscheiden, welches Buch die Verlagspforte durchschreiten darf und welches nicht, deutlich an Sexiness verloren.

Was aber machen die Autoren mit ihrer neuen Macht? Genau da liegt das nächste Problem: nichts bzw. viel zu wenig. Im Amazon-Hachette-Bonnier-Streit haben sich bisher einige wenige Autoren zu Wort gemeldet, die entweder ihren Verlag in Schutz nehmen oder aber - so die erfolgreichen Self-Publishing-Stars wie der amerikanische Science-Fiction-Autor Hugh Howey - voll des Amazon-Lobes sind.

Was beide übersehen: Nur wer sich primär auf sich selber verlässt, kann auf Dauer ein erfolgreicher Autor sein. Denn nur das nachhaltige Aufbauen einer Autoren-Marke wird langfristig dazu führen, seine Leser zu halten und neue zu gewinnen. Glücklich die wenigen, denen Verlage dabei in Zukunft noch helfen (können). Wer sich dabei allerdings nur auf Amazon verlässt, ist ebenfalls schlecht beraten. Denn da Amazon das Potenzial von Autoren längst erkannt hat - siehe sämtliche Self-Publishing-Optionen von Kindle Direct Publishing und KDP Select über die Kindle Singles bis Create Space - und der Händler selbst vor den grössten Verlagshäusern keinen Halt macht, liegt der nächste Schritt auf der Hand.

Im nächsten Teil zeigt Gastautor Jörg Dörnemnann auf, wie Amazon rücksichtslos die unabhängigen Autoren ausnehmen wird. 

Gastbeitrag von Jörg Dörnemann ist Geschäftsführer von Epubli, einer Plattform für Self-Publishing und Print-on-Demand mit Sitz in Berlin-Kreuzberg.

Montag, 16. Juni 2014

Verlage in der Zwickmühle Amazons

Yes we can. So ungefähr lautet Amazons Wahlspruch, den der Online-Händler derzeit besonders Hachette und Bonnier spüren lässt: Amazon verlängert willkürlich Lieferfristen, erhöht Preise und boykottiert die Vorbestellung von Büchern der beiden grossen Verlagsgruppen, um bessere Konditionen für sich selber zu erzwingen. Amazon kann sich das herausnehmen, weil seine Marktmacht bei einem Drittel im weltweiten Buchhandel und bei 50 bis 60 Prozent im E-Book-Handel liegt. Der Aufschrei allerorten ist verständlicherweise gross. Brutale Erpressung, heisst es, von Totalitarismus ist die Rede, gar von Krieg.

Die Situation ist denkbar unglücklich für die Verlage: Wenn sie sich Amazons Willen beugen, wird einmal mehr deutlich, wer das Sagen auf dem Buchmarkt hat - und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis es die nächsten Verlage trifft. Gehen Bonnier und Hachette nicht auf Amazons Forderungen ein, werden die Bücher dieser Verlage gar nicht mehr über Amazon verkauft.

Das bedeutet nicht nur den Verlust von Buchkäufern, die ihre Bücher nun einmal gern über Amazon beziehen, man denke da etwa an die Kindle-Leser, sondern womöglich auch den einiger Autoren, die nicht auf Amazon als Vertriebskanal verzichten wollen. Die langfristige Folge wäre das wirtschaftliche Aus für die Verlage. Nebenbei wird Amazon seinen Self-Publishing-Bereich verstärken und an seinen viel und schnell produzierenden verlagsunabhängigen Autoren (die ihre Bücher über Kindle Direct Publishing veröffentlichen) ordentlich verdienen.

Das genau ist Amazons Ziel: die Verlage auszuschalten. Denn - und das ist vielen nicht klar - Amazon ist nicht am Kulturgut Buch interessiert, sondern einzig an seinen eigenen Margen. Der Kommentar von Literaturagent Peter S. Fritz, der kürzlich in dieser Zeitung erschien (NZZ 3. 6. 14), schloss mit den Worten, Amazon gefährde mit seinen Forderungen «die Geschäftsgrundlage der Kulturschaffenden». Das ist völlig richtig - aber Amazon leider völlig egal. Derzeit sind Autoren, Agenten, Verleger und Buchhändler ganz beieinander in ihren (berechtigten) Klagen über den grossen Bösen. Allerdings lässt sie das offenbar etwas Wesentliches übersehen, nämlich dass der aktuelle Konflikt Ausdruck einer fundamentalen Kräfteverschiebung ist.

Tatsächlich werden durch die Digitalisierung und die Möglichkeiten, die sie bietet, Verlage immer unwichtiger. Durch Self-Publishing, Plattformen, auf denen freie Lektoren, Illustratoren, Layouter ihre Dienste anbieten, und durch die sozialen Netzwerke, auf denen man in direkten Kontakt mit den Lesern treten kann, rücken Autoren immer mehr ins Zentrum der Macht. Mehr dazu im Juli.

Im nächsten Teil zeigt Gastautor Jörg Dörnemnann auf, wie Amazon rücksichtslos die unabhängigen Autoren ausnehmen wird. 

Gastbeitrag von Jörg Dörnemann ist Geschäftsführer von Epubli, einer Plattform für Self-Publishing und Print-on-Demand mit Sitz in Berlin-Kreuzberg.

Montag, 12. Mai 2014

Wirtschaftsthesaurus im Netz

Die ZBW Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft stellt ab sofort den Standard-Thesaurus Wirtschaft (STW) in der aktuellen Version 8.04 in Deutsch und Englisch online im Web (http://zbw.eu/stw) bereit. Es ist möglich, nach Deskriptoren und Zugangsvokabular zu suchen oder im Systematikbaum zu blättern. Per direktem Link gelangt man von dort in die ZBW-Datenbank ECONIS (http://www.econis.eu).

Der Thesaurus ist zur Nutzung im Semantic Web aufbereitet: Jeder Deskriptor ist mit einem persistenten Identifier versehen, für dessen langfristige Stabilität die ZBW garantiert. Die Thesaurus-Beziehungen sind als Daten (RDFa) in die Webseiten eingebettet. Über einen STW-Webservice (http://zbw.eu/beta/stw-ws) können z.B. Synonyme für eine Erweiterung von Suchen automatisiert abgefragt werden.

Der Standard-Thesaurus Wirtschaft steht für die allgemeine nicht-kommerzielle Nutzung unter einer Creative-Commons-Lizenz auch als Download bereit. Die Ausgangsversion des STW wurde in den 90er Jahren unter Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft von der ZBW gemeinsam mit dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung (München), dem damaligen Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv und der Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information (GBI, München) entwickelt.

Quelle: ZBW

Samstag, 7. September 2013

Archiviert, aufbewahrt und verschwunden

Museen zeigen die schönsten Werke der wichtigsten Künstler und lagern ein X-Faches davon im Keller. Und dort bleibt manches einfach verschollen, da es nur auf einer dem Kurator zugänglichen Karteikarte verzeichnet ist.

So hat das heutige Kunsthaus Zürich 1830 eine Statue angeschafft, die seither ihren Platz im Lager noch nie verlassen hat. Dabei gäbe es heute technische Möglichkeiten, all' diese  Preziosen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Einerseits in einem Schaulager, wie etwa das Museum Rietberg; andererseits in einem Katalog, der über das Internet zugänglich ist.

Die Schweiz scheint diesbezüglich noch ein Entwicklungsland zu sein, während britische Museen wie Tate Britain oder das Viktoria- und Albert-Museum u.v.a.m. hier schon viel weiter sind. Im Moment verfügen die Schweizer Kunstmuseen zwar über die grössten und wichtigsten Sammlungen Schweizer Künstler; im Internet sind es jedoch andere Institute, welche die Nase vorne haben.

Die Neue Zürcher Zeitung lieferte eine Bestandesaufnahme und gute Analyse zum Thema: http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/kunst_architektur/im-museumsverlies-verschollen-1.18143027

Sonntag, 11. August 2013

Instant Messaging: Wie gross ist das Risiko?

Oh, ein Fenster öffnet sich.
Instant Messaging ist eine einfache und unkomplizierte Möglichkeit für die Kommunikation in Echtzeit, doch wie gross ist das Risiko beim Chatten? 

Die meisten Instant Messaging-Tools, wie MSN Messenger, Yahoo Messenger und Google Talk, können zur gemeinsamen Verwendung von Dateien, Übermittlung von Präsentationen und zum Abhalten von Audio- und Videokonferenzen verwendet werden. Ist aber immer gewährleistet, dass es sich bei dem Gesprächspartner um einen Freund, Verwandten oder Kollegen handelt?


John Robinson, Mitarbeiter eines bekannten Softwareunternehmens, machte eine unerfreuliche Erfahrungen: John las das Profil eines Freundes im MSN Instant Messenger, als sich ein Nachrichtenfenster seines Freundes öffnete. «Unglaublich, aber ich habe hier ein Foto von Dir gefunden. Ha Ha Ha», lautete die Nachricht. John klickte auf den in der Nachricht angegebenen Link. Er gelangte auf eine Seite und stimmte zu, die «erforderlichen Dateien zum Betrachten der Fotos» herunterzuladen.

«Ich bin normalerweise viel vorsichtiger», erläutert John verlegen, «aber die Seite machte einen rechtmässigen Eindruck und die Nachricht war direkt an mich gerichtet. Deshalb installierte ich die Software»
Die Seite enthielt keine Fotos von John, sondern das trojanische Pferd Buddypicture.net. Dieses installierte Malware und Spyware auf seinen Computer und legte im Messenger-Profil von John einen Link an, der andere dazu zu verleitet, denselben Fehler wie John zu machen. Für John nahm die Geschichte glücklicherweise ein gutes Ende. Die auf seinem Computer installierte aktuelle Antivirensoftware erkannte das Problem und löschte die Dateien.

Auch wenn Instant Messaging die Flexibilität erhöht und die Bürokommunikation beschleunigt, ist es mit zusätzlichen Risiken für die Sicherheit verbunden. Durch Instant Messaging werden möglicherweise geschützte Unternehmensinformationen anderen offen gelegt. Dadurch kann der Ruf der Firma geschädigt werden. Es können Viren, Malware (bösartige Software – ein Programm oder eine Datei, die einen Computerbenutzer schädigen) und andere schädigende Dateien verbreitet werden, die die Daten und Integrität der Computersysteme gefährden können.

Das Ziel ist es nicht, dass Instant Messaging-Systeme nicht mehr verwenden werden, vielmehr wollen wir an die Risiken erinnern, die mit der Verwendung von Instant Messaging-Systemen am Arbeitsplatz verbunden sind. Falls Sie Instant Messaging auf Ihrem Computer zu Hause verwenden, beachten Sie bitte, dass Sie auch den folgenden Risiken ausgesetzt sind:

  • Niedrigere Sicherheitseinstellungen des Browsers: Während der Installation kann Instant Messaging-Software die Sicherheitseinstellungen des Browsers verändern, sodass Ihr Computer einem höheren Risiko ausgesetzt ist.
  • Lesbarkeit für Angreifer: Instant Messaging-Sitzungen beruhen auf einfachem, nicht verschlüsseltem Text, der über das Internet versendet wird. Daher kann jeder Angreifer mit angemessenen Kenntnissen Ihren Text mitlesen.
  • Störung Ihrer Privatsphäre: Konzeptionell wird Instant Messaging-Software kontinuierlich als Hintergrundprogramm auf Ihrem Computer ausgeführt. Die Präsenz Ihres Computers wird online gemeldet, selbst wenn Sie das Programm geschlossen haben. (Sie müssen das Programm beenden und sich nicht nur abmelden, wenn Sie es stoppen möchten.) Zudem speichert die Instant Messaging-Software möglicherweise den Inhalt Ihrer Instant Messaging-Sitzung in einer Protokolldatei, die von anderen gelesen werden kann.
  • Hijacking und Auftreten als eine andere Person: Instant Messaging-Konten sind anfällig für Hijacking und Spoofing (Spoofing ist das Auftreten als eine andere Person oder ein anderes Gerät), sodass sie einem Angreifer ermöglichen, in Gesprächen mit anderen seine Identität zu verdecken und als eine andere Person aufzutreten.
  • Bösartige Codes: Instant Messaging erstellt einen offenen Kommunikationskanal zu Ihrem Computer, der von bösartigem Code, wie Würmern, Viren und trojanischen Pferden genutzt werden kann.
  • Unberechtigter Zugang: Instant Messaging-Benutzer haben während einer Sitzung möglicherweise Zugriff auf die Festplatten und Dateien der anderen Benutzer, sodass der Computer potenziellen Hackern offen steht.
  • Niedrige Kennwortsicherheit: Instant Messaging-Software speichert üblicherweise Kennwörter in einer Weise, durch die ein besonders hohes Risiko in Bezug auf Hacker besteht.
  • Kein Virenschutz: Instant Messaging-Sitzungen sind üblicherweise nicht durch Ihre Antivirensoftware geschützt, sodass von Viren infizierte Dateien frei übertragen werden können.
Falls Sie Instant Messaging am Arbeitsplatz benötigen, verwenden Sie bitte nur die vom Arbeitgeber bereitgestellten Dienste für die Kommunikation mit Kollegen. Ihr Geschäftsbereich verfügt möglicherweise über genehmigte Instant Messaging-Tools, die eine sichere Kommunikation im Netz des Unternehmens ermöglichen. Fragen Sie Ihren IT-Vertreter vor Ort nach den verfügbaren Diensten und achten Sie auf die einzuhaltenden Einschränkungen, Regeln und Bedingungen.
Quelle: «Zürich» Versicherung

Samstag, 20. Juli 2013

Mit Lehrplan 21 in die Sackgasse?

Juraj Hromkovic, ETH-Professor, Experte für theoretische Informatik und Ausbildder von Informatiklehrern ist überzeugt: «Jedes Kind muss programmieren lernen!» Denn programmieren soll den Schulkindern helfen, Probleme selbstständig zu lösen.

«Unseren Alltag wird durch die neuen Medien so grundsätzlich zu verändert, dass auch allgemeine Bildungsziele einer Wandlung unterliegen», schreibt der neue Lehrplan 21, der während diesem Sommer in der Vernehmlassung ist. Unter ICT und Medien versteht der Lehrplan des 21. Jahrhunderts ein Durcheinander von Edutainment, Cybermobbing, Wetterkarten, Manipulation, Medien als vierte Gewalt im Staat, Computer und Datenstruktur. Das ist gelinde gesagt unseriös.

Dies sieht auch Juraj Hromkovic so: «Informatik muss den gleichen Stellenwert haben wie andere Fächer, idealerweise als eigenes Schulfach.» Dabei spricht der ETH-Professor nicht aus dem Elfenbeinturm, sondern aus eigener Erfahrung. Zusammen mit seinen Mitarbeitern bildet er nicht nur Fachlehrer aus, sondern hilft diesen auch beim Start direkt im Klassenzimmer; auch in der Primarschule.

Im Zentrum des Informatikunterrichts in der Primarschule sollte nach Hromkovic das Programmieren stehen. Richtig gelesen: «Jedes Kind sollte programmieren können., denn beim Programmieren werden Fähigkeiten geschult, die in keinem anderen Fach in diesem Mass erlernt werden können.» Die Schule muss die Kinder befähigen, selber einem Problem auf den Grund zu gehen, Erfahrungen zu sammeln, die zu Entdeckungen führen, und dazu zu verstehen, wie man die Technik steuert. In den Klassen, in denen  Hromkovic ab dem 4. Schuljahr die Kinder Logo programmieren lässt, sind alle begeistert. Die Kinder haben Erfolgserlebnisse, schwache wie begabte Schüler werden individuell gefördert, die Konzentrationsfähigkeit wird verbessert – und es gibt überhaupt keine Gender-Problematik. Logo hilft bei Grundsätzlichem: eine Aufgabe verstehen, selbstständig den Lösungsweg entdecken und ihn dann in einer eindeutigen Sprache so formulieren, dass auch der Computer ihn versteht und ausführen kann.

Dies sind Grundlagen. Und an Grundlagen fehlt es an der heutigen Schule. Was nützt es, in der Schule die Bedienung von Word oder PowerPoint zu erlernen, wenn die Grundlagen fehlen? Wenn bis zum Einstieg ins Berufsleben sieben neue Versionen erscheinen werden? So werden die Kindern
überhaupt nicht intellektuell gefordert. Das ist das pure Gegenteil von Nachhaltigkeit.

Dass der Informatikunterricht und damit die Grundfähigkeiten im Programmieren so wichtig sind, hat für Hromkovic gute Gründe. Die Fähigkeit, sich in einer eindeutigen Sprache auszudrücken, sei die Voraussetzung für die gesamte Wissenschaft. Das selbstständige Arbeiten und Überprüfen der Fakten sei viel wichtiger als das Übernehmen fertigen Wissens. Die Sprache des Computers zwingt einen, sich genau auszudrücken, was aber nur geht, wenn man selber verstanden hat, was man sagen will. «Wird das nicht beherrscht, entsteht eine neue Art von Analphabetentum», sagt Hromkovic.

Dabei hat der Fachmann nichts gegen Themen wie Cybermobbing. Nur haben die nichts mit Informatik zu tun, sondern mit Medienbildung. Während Informtatik etwas technisch-mathematisches ist, handelt es sich bei der Medienbildung um Geisteswissenschaft.
http://www.abz.inf.ethz.ch/
Quelle: Interview im Tagi

Dienstag, 29. Januar 2013

Vielleicht war das Opfer der Täter

Abends an der Bar,
ist nicht mehr alles klar
Eine deutsche Nachrichtenmagazin-Reporterin berichtete aufgeregt über eine Begegnung mit Brüderle, die ein Jahr zurückliegt. Dabei schrieb sie, als ob das Ereignisgleich jetzt  stattgefunden hätte, im Präsens, wie sie ein Politiker verbal belästigt habe. Der Leser ist mit dabei, jetzt, obleich es schon lange vorbei ist. Rainer Stadler fragt in der NZZ zu recht, wie «jemand eine Begegnung nach einem Jahr noch so genau wiedergeben kann» und ob die Journalistin die Aussagen damals sogleich aufgeschrieben habe, da sie immerhin zwischen Anführungszeichen gesetzt wurden und damit Genauigkeitvorgaukeln?

Erinnerungen verändern sich im Verlauf der Zeit, doch darüber schreibt die Reporterin nichts. Der Politiker hingegen schweigt. Wohl die einzige richtige Antwort auf solches Geschwätz, denn es gäbe nur ein Hickhack weiterer nicht nachprüfbarer Behauptungen. Der Medienanwalt Ralf Höcker legt mit einer fiktiven Darstellung der Konversation zwischen den beiden Kontrahenden anschaulich dar, wie die Begegnungen sich hätte abspielen können, wie je nach Sichtweise die «Wahrheit» ganz anders ist. Man kann sich fragen, weshalb, das deutsche Massenblatt dise Geschichte nach einem Jahr erst bringt, weshalb es sie überhaupt bringt, ob es dem Staat zuträglich ist, wenn die Presse Mandatsträger auf blossen Verdacht oder einseitige Aussage hin «in die Pfanne haut». Von der vielzitierten vierten Gewalt dürfte man mehr erwarten.

Freitag, 16. November 2012

Das Märchen von der führenden Weltsprache

Die Muttersprache ist die Basis jeder geistiger Tätigkeit und ermöglicht in jedem Fall eine mehrfach höhere geistige Leistung, als jede noch so gut erlernte Zweitsprache. Gerade an wissenschaftlichen Konferenzen lässt sich dies gut erleben. Dort finden die wirklich tiefen Gespräche meistens zwischen Leuten gleicher Muttersprache statt. 

Kreativität, Forschung, Entwicklung beruhen auf begrifflicher Aneignung und auf der Schöpfung eigener Begriffe. Das Aufgeben der eigenen Sprache führt unweigerlich ins Hintertreffen. Leicht sieht man dies am Wort «Computer». Jedes Kind im englischen Sprachraum weiß intuitiv, daß das Ding rechnet (weil Computer eben Rechner heißt). Der angelsächsische Denkansatz ist also: Der Computer ist ein (rechnendes) Werkzeug.

Obwohl der Rechner im deutschsprachigen Raum (1936 von Konrad Zuse) erfunden wurde, opfern wir unseren Rechner dem leeren Symbol «Computer», treffen falsche Hypothesen über dessen Charakter und erschöpfen uns dann in dummen Streitereien: «Der Computer ist kein Rechner…». Wer fremde Wörter benutzt, merkt das nicht, lebt jedoch mit begrifflichen Fragmenten…

Und ausser Informationsfachbegriffe noch etwas für den Alltag, am besten jeden Morgen einen Ausdruck merken: Lebendiges Deutsch

Sonntag, 21. Oktober 2012

Thesauri für alle Lebenslagen

Ein Thesaurus (altgriechisch θησαυρός thesaurós ,Schatz, Schatzhaus‘; lat. dann thesaurus, daher auch Tresor) bzw. Wortnetz ist in der Dokumentationswissenschaft ein kontrolliertes Vokabular, dessen Begriffe durch Relationen miteinander verbunden sind. Die Bezeichnung wird gelegentlich auch für linguistische Thesauri oder wissenschaftliche Wortschatz-Sammlungen verwendet.

Das Thesaurusportal http://thesaurusportal.blogspot.com enthält gegenwärtig 350 Thesauri aus verschiedensten Fachgebieten in 47 Sprachen.

Ziel ist es, möglichst viele frei zugängliche bzw. über wissenschaftliche Bibliotheken erreichbare Online-Thesauri an einem Ort zu versammeln.

Das Thesaurusportal soll als Unterstützung bei der Suche nach Indexierungsinstrumenten, der Entwicklung von Ontologien, der Vermittlung von Informationskompetenz uvm. dienen.

Im Thesaurusportal (eigentlich einem Blog) kann entweder mittels Freitextsuche oder anhand der Schlagworte (Labels) im verborgenen Menü auf der rechten Seite oben (dunkelgrauer Balken) recherchiert werden. Auf der linken Seite kann man die Thesauri «durchscrollen», was bei der schier unendlichen Anzahl nicht mehr besonders handlich ist.

Quelle: Dr. Andreas Ledl, Universitätsbibliothek Basel

Montag, 10. September 2012

Wahlkampf im Internet ist ein steiniger Weg

Yes, we can – aber was können wir?
In einer interessanten Analyse über den Einsatz sozialer Medien im St. Galler Wahlkampf analysiert Prof. Zimmermann den mehr als lauen virtuellen Wahlkampf. Fehlanzeige ist sein ernüchterndes Ergebnis.  

Ganz so verwunderlich ist dies «Fehlanzeige» jedoch nicht. Wahlkampf mit virtuellen Werkzeugen: Blogs, Gezwitscher, Internetseiten, e-Mail, etc. ist einerseits eine neue Sache und Politik war in der Schweiz konkordanzbedingt schon immer eher träge.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie es mancherorts läuft und das ist nicht immer wie es sollte und leider oft an der Zielgruppe vorbei. Das ist das erste Problem: Parteien bauen Internetseiten, die dann nicht einmal fertig eingerichtet, geschweige denn gepflegt werden, da das Verständnis und die Resourcen fehlen, Kandidaten zwtischern unbedarft und belanglos in der Weltgeschichte herum… Aber für wen? «Die Wähler»? Wen wollen sie eigentlich ansprechen? Wer ist die Zielgruppe?

Motivation ist oft genug der amerikanische Präsident, dem es angeblich nur dank den sozialen Medien gelungen war, sein Amt zu ergattern. Aber aufgepasst: Herr O. nutzte diese vor allem in seinem riesigen Land als Kommunikationsmittel zwischen reellen Gruppen vor Ort, welche reelle Veranstaltungen organisierten. Standaktionen, Hausbesuche, Grillfeste, …

In einer Schweizer Stadt ist der Wahlkampfstab einer Partei und die Anzahl Unterstützungsgruppen eines Kandidaten meist so übersichtlich klein, dass man sie nicht bebloggen und anzwitschern muss. Selbst die Wähler! Als Wahlkampfleiter gelang es mir einst, mit rund 12% Wähleranteil einen Viertel aller Mandate für eine Partei zu erringen. Besuche auf der Wahl-Internetseite: weniger als wir Vorstandsmitglieder hatten; auf den Kandidatenprofilen zum Teil 0. Abonnenten des e-Mail-Wahl-Rundbriefes neben dem zwangsbelieferten Vorstand: einer. Lief etwas krumm? Nicht unbedingt.

Jene Stadt hat ca. 15 000 Einwohner. 50% Ausländer fallen weg. Vom Rest wählen 65% nie, denn die Wahlbeteiligung schwankt zwischen 23 und 35%. Bleiben nach Abzug der Kinder rund 2000 effektive Wähler. Davon sind 75% links (GP, SP) bis noch linker (POCH/AL, KP, ML). Für die bürgerlichen Parteien CVP, FDP, SVP, früher LdU und heute GLP bleiben noch rund 500. Da kennt man sich zu einem guten Teil persönlich. An einer eher lahmen Standaktion (samstägliches Spiessrutenlaufen der Migroskunden entlang der Stände von Grün-SP-CVP-FDP-EVP-SVP-AL), waren sich die Präsidenten von FDP, CVP und SP einmal einig: Eigentlich würde ein Gemeinsamstand genügen, auf welchem die Flugblätter aller auflägen. Hauptaufgabe sei es, gemeinsam die Nichtwähler zu aktivieren; umgesetzt wurde dies jedoch nie.

Und umgesetzt wird dies auch im Netz nicht, denn apolitsche Leute interessieren sich einen alten Hut für Politiker und Politik. Bleiben die Wechselwähler. Aber die hole ich nicht mit einem kurz vor den Wahlen aufgesetzten Blog. und selbst was in den Dörfern und Städten langfristig aufgebaut wird – wenn dann einer in Bern krumm hustet, dann wechseln die Wechselwähler rasch, in der Angst, ein Gewitter in Bern bringe ein Boot auf dem Zürichsee ins Schwanken.

PS. Mit dem Finger auf Wunde Punkte zeigen ist einfach, es besser machen schwieriger. Diese Ortspartei versucht es mit Themenseiten. Ist das gelungener, überzeugender? Kommentare bitte direkt hier schreiben:

Freitag, 6. Januar 2012

Sicherheit: Das schwächste Glied in der Kette?

Angeblich hauen Profis auf Personen ein, Amateure führen Hackangriffe auf Computer aus. Lesen Sie zu diesem Thema den neusten Artikel unserer IT Risk Sensibilisierungkampagne.

«Es ist viel einfacher, eine Person dazu zu verleiten, ein Kennwort für ein Computernetzwerk oder eine Anwendung preiszugeben, als sich durch einen Hackangriff Zugang zu verschaffen». Diese Aussage stammt von Kevin Mitnick, ein bekannter ehemaliger Computerkrimineller, der den Begriff „Social Engineering” populär gemacht hat.

„Social Engineering” ist ein Begriff den Hackern verwenden, um Techniken für den Zugang zu Computersystemen zu beschreiben, die sich auf menschliche Schwächen und nicht auf Softwaretools stützen. Damit wollen sie Personen auszutricksen, sodass sie Kennwörter und sonstige Informationen preisgeben, die ein Hacker zur Schädigung der Sicherheit eines Computersystems einsetzen kann. „Social Engineering” kann wie folgt beschrieben werden: „die Kunst und Wissenschaft, Menschen dazu zu bringen, fremde Wünsche zu erfüllen.“

In einem Artikel in der Washington Post erklärte Mitnick, er habe in mehr als der Hälfte seiner erfolgreichen Netzwerkangriffe „Social Engineering“ eingesetzt, um Informationen über ein Netzwerk - und in einigen Fällen sogar Zugang zu dem Netzwerk - zu erhalten.

In seinem lesenswerten Buch The Art of Deception geht er noch weiter und erklärt Folgendes:

„… die Menschen möchten von Natur aus hilfsbereit sein und können daher leicht überlistet werden.“
„Sie setzen ein gewisses Mass an Vertrauen voraus, um Konflikte zu vermeiden.“
„Es dreht sich alles um den Zugang zu Informationen, die von den Personen für harmlos erachtet werden, es aber nicht sind.“
„Sie können ein Vermögen für den Kauf von Technologie und Dienstleistungen ausgeben …und Ihre Netzwerkinfrastruktur kann dennoch weiterhin herkömmlichen Manipulationen ausgesetzt sein.“
„Das schwächste Glied in der Sicherheitskette ist der Mensch…“

Wie können Angriffe durchgeführt werden?

Am häufigsten werden Angriffe dieser Art telefonisch durchgeführt. Ein Hacker ruft an und imitiert jemanden. Häufig tritt er als eine Autoritätsperson auf und bringt die Person allmählich dazu, so viele Informationen wie möglich preiszugeben. Beispielsweise sind Telefonanrufe, bei denen der Hacker sich als ein Mitarbeiter des Helpdesks oder des Desktop-Supports ausgibt, und die Kennwörter der Benutzer abfragt. Ein effizienter und einfacher Weg, um Computerbenutzer zur Preisgabe von Informationen zu verleiten.

Eine weitere Möglichkeit von „Social Engineers“ kann sein, dass er sich als Netzwerkadministrator ausgibt, um die notwendigen Daten zu erhalten. Der Hacker versendet eine E-Mail-Nachricht über das Netzwerk und behauptet, er benötige den Namen und das Kennwort des Benutzers, um ein technisches Problem zu beheben. In anderen Fällen erhalten Sie möglicherweise eine E-Mail-Nachricht mit einem Link zu einer Website, der noch mit einem Wettbewerb lockt. Auf dieser Website werden Sie aufgefordert, ein Formular auszufüllen, das die Namen von Kollegen und Vorgesetzten, Telefonnummern und sonstige sensible Informationen umfasst. Diese Fakten können insgesamt dem Hacker dabei helfen, sein „Social Engineering“-Netz auszubauen und schliesslich Ihr Computernetzwerk zu schädigen.

Wie kann ich mich und meine Firma vor einem „Social Engineering”-Angriff schützen?

Geben Sie niemals Ihr Kennwort bekannt (sofern Sie nicht dazu befugt sind). Alle berechtigten Netzwerkbenutzer verfügen über ihre eigenen Konten und ein Administrator, der eine Aufgabe auszuführen hat, kann diese über sein eigenes Konto ausführen. Einem Administrator muss Ihr Kennwort nicht bekannt sein. Für das Zurücksetzen eines Kennwortes oder das Entsperren eines Kontos ist kein Kennwort erforderlich.

Im Folgenden finden Sie weitere Tipps, um „Social Engineering”-Angriffe zu vermeiden:

  • Überprüfen Sie die Identität aller Anrufer.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Besucher das lokale Registrierungsverfahren für Besucher durchlaufen und stets die korrekte Besucheridentifizierung angezeigt wird.
  • Geben Sie niemals vertrauliche Geschäftsinformationen preis. Seien Sie vorsichtig, wenn ein Anrufer Sie nach Angaben von andere Mitarbeitern fragt, u. a. Namen und Positionen.
  • Ignorieren Sie es, wenn Sie ein Anrufer oder unbekannter Besucher dazu auffordert, etwas in Ihren Computer einzugeben, sofern Sie nicht davon überzeugt sind, dass die Person dazu berechtigt ist.
  • Achten Sie auf Personen, die Ihnen bei der Eingabe Ihres Kennwortes über die Schulter schauen.
  • Geben Sie nicht die Einwahlnummer für Ihr Computernetzwerk oder ein System bekannt, sofern es sich nicht um berechtigte Benutzer handelt.
  • Beantworten Sie niemals die Fragen von externen Telefonumfragen.

Was ist zu tun, wenn Sie Ihrer Einschätzung nach einem Angriff ausgesetzt sind?

Falls Sie einen Anruf erhalten, bei dem es sich nach Ihrer Einschätzung um einen „Social Engineering“-Angriff handelt, sollten Sie wie folgt vorgehen:

  • Schreiben Sie die Nummer auf, wenn diese auf Ihrem Telefon angezeigt wird.
  • Machen Sie ausführliche Notizen über das Gespräch, einschliesslich Datum und Uhrzeit.
  • Fragen Sie nach dem Namen und der Nummer des Anrufers.
  • Nehmen Sie umgehend Kontakt mit Ihrem IT-Sicherheitsteam vor Ort auf und befolgen Sie die lokalen Verfahren für den Vorfall.
  • Warnen Sie Ihre Kollegen.

Samstag, 10. September 2011

Verkündigung des Evangliums
mit den Mitteln des dritten Millenariums

Publikationen über die sogenannten neuen Medien gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. Doch manchmal braucht es doch noch eines mehr. Mit "Gehet hin und bloggt" erschien kürzlich ein Büchlein, das sich an eine spezielle Sondergruppe wendet: kirchliche Würdenträger.

Ja, kirchliche Würdenträger, das ist kein Verschreiber. In der Tat hat der Papst, der seit einiger Zeit in allen Winkeln des Internets unterwegs ist und die neuen Medien auf vielseitige Weise nutzt, seinen aus Seelsorgern, Priestern und Ordensleuten bestehenden Aussendienst zur Mithilfe aufgerufen. Um die ins Internet abwandernden Menschen weiterhin zu erreichen und um einen Fels in der Brandung freikirchlicher Angebote zu stellen, sollen sie bloggen, bis sich die Kirchtürme biegen.

Soweit der knackig formulierte Waschzettel des Kompendiums. Aber wie sieht das dann konkret aus, ohne dass einem die Haare zu Berge stehen? Mit viel Einfühlungsvermögen werden Leute, die ihre Fachkenntnis in der Theologie und nicht in der PC-Anwendung haben, dort abgeholt, wo sie stehen. Schritt für Schritt werden sie in die Welt des Internets eingeführt. Gestandene Priester und altgediente Ordensleute sollen in der heutigen Zeit nicht nur das Geheimnis der Realpräsenz Christi kennen und mit dem Thuribulum umgehen, sondern sich einigermassen sicher in der virtuellen Welt bewegen können.

In einfacher und anschaulicher Sprache stellt das Büchlein dar, um was es geht – und wie es geht. Wer ein e-Mail lesen kann, wird mit diesem Ratgeber innert weniger Tage zu einem versierten Blogger und Verkündiger des Evangeliums im Internet. Und wenn ihre Schwiegermutter mit dem Internet auf Kriegsfuss steht, sich jedoch nicht durch sprachlichen Weihrauch und Beispiele aus der Welt der Kirchtürme beirren lässt, dann wäre das eventuell auch etwas für sie.

Nach all' diesen Lobeshymnen sei gestanden, dass der Autor dieses Artikels mit dem Herausgeber des Büchleins identisch ist. Die Rückmeldungen der letzten Monate lässt aber durchaus darauf schliessen, dass es mir gelungen ist, sachlich fundiert und kompetent zu schreiben in einer Sprache, welche die doch etwas aussergewöhnliche Zielgruppe, die zu einem grossen Teil aus blutigen Laien besteht, gut versteht und sich angesprochen fühlt.

Gehet hin und bloggt : Kompendium für Priester und Ordensleute zur Verkündigung des Evangliums mit den Mitteln des dritten Millenariums. Zürich, 2011: Émosson. Virtuelle Buchhandlung mit grosszügiger Vorschau.


Montag, 22. November 2010

Waisen der Informatik – Kinder lieben das Internet, die Eltern schauen lieber weg

Die Gefahren für Kinder im Internet werden in der Schweiz derzeit heftig diskutiert. Eine neue europäische Studie nährt die Vermutung, dass das Problem der sexuellen Übergriffe in Chatrooms nicht so gross ist, wie es in der derzeitigen Debatte erscheint, während andere Gefahren, die den Kindern mehr zu schaffen machen – Cybermobbing –, leicht übersehen werden. Eine weitere interessante Erkenntnis dieser Studie ist, dass viele Eltern nicht wissen, was ihre Kinder im Internet erleben.

Stefan Betschon schrieb Ende Oktober in der Neuen Zürcher Zeitung: Elternabend in einer Stadtzürcher Primarschule. Eine besorgte Mutter will wissen, wie es andere Eltern mit dem Internet halten. Sie habe ihrem Sohn Facebook verboten, er behaupte aber, dass alle anderen Kinder dieses soziale Netzwerk nutzten. Mein Sohn hat mir dasselbe erzählt, und alle seine Kameraden, die ich persönlich kenne, sind mit dem Internet aus eigener Anschauung bestens vertraut. Wie viele Fünftklässler denn Facebook nutzen dürften, will die Mutter wissen. Fragende Blicke, niemand erhebt die Hand. Einige der Eltern haben vielleicht tatsächlich keine Ahnung, was ihre Kinder im Internet treiben, andere sind unsicher, ob es denn politisch korrekt sei, den Kindern das Internet zu erlauben.

Wie Kinder vor den Gefahren des Internets geschützt werden können, ist eine Frage, über die in der Schweiz derzeit vielerorts debattiert wird. In der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens herrschte am Freitag vergangener Woche quer durch alle Parteien seltene Einigkeit: Chatten im Internet sei für Kinder «brandgefährlich»; weil die Bundespolitik versagt habe, seien den kantonalen Polizeistellen die Hände gebunden, und sie könnten die Kinder nicht mehr vor Pädophilen schützen. (Ganzen Kommentar lesen)

Die erwähnte breit angelegte Studie der EU gibt Auskunft über die Art und Weise, wie die Kinder das Internet nutzen. 12 Prozent der Kinder haben im Cyberspace auch negative Erfahrungen gemacht. Doch auch wenn ihnen der Anblick von Laptop, Internet-Router und Handy so vertraut ist wie derjenige von Playmobil und Lego, fällt ihnen das Hineinwachsen ins digitale Leben trotzdem nicht leicht. Eltern und Lehrer sind keine Digital Natives und haben es deshalb besonders schwer, den Kindern die nötige Begleitung zukommen zu lassen.

Schlimmer noch: Viele Eltern wissen nicht, was den Kindern im Internet widerfährt: 41 Prozent der Eltern, deren Kinder angaben, Sexbildchen gesehen zu haben, glauben, dass ihr Kind solches noch nie zu Gesicht bekommen habe; mehr als die Hälfte der Eltern, deren Kinder Sex-Nachrichten zugeschickt erhielten, geben an, dass ihr Kind davon verschont geblieben sei.

Die Autoren wollen in einer weiteren Publikation darlegen, wie den heranwachsenden Digital Natives am besten zu helfen sei. Doch ereits jetzt fordern sie, dass die Vorbereitung der Kinder fürs digitale Leben eher früher als später beginnen soll. Das ist eine grosse Herausforderung für Schule und Elternhaus - wobei auch den Eltern die nötigen Handreichungen gegeben werden müssen.

Mehr zur Studie: Kinder und die Schattenseiten des Internets
Bilder: Imago; Philognosie