Donnerstag, 2. September 2010

Vierte Gewalt gefährdet Demokratie

Weit verbreitet ist die Befürchtung, es gehe puncto Qualität der journalistischen Angebote vor allem bergab. Diese Ansicht teilt auch der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof. Am 13. Auhust 2010 hat er ein umfassendes Datenmaterial der Öffentlichkeit vorgestellt, das einen Überblick über die Schweizer Medienlandschaft verschafft und die düsteren Perspektiven wissenschaftlich bekräftigt.

Im Kern geht es den Forschern um eine politische, inhaltliche Frage: Unterrichten die Schweizer Medien die Bevölkerung so, dass die Bürger wohlinformiert an den demokratischen Prozessen teilnehmen können? Die Autoren erkennen höchst problematische Tendenzen:
  • immer mehr Klatsch; weniger Politik, Wirtschaft und Kultur.
  • weniger Nachhaltigkeit; nur noch Episoden, Personen.
  • Auslandberichterstattung stark abgebaut.
  • Wirtschaftsinformation bleibt mangelhaft.
  • Gratiszeitungen und Internet senken das Bewusstsein für Preis der Informationsqualität.
  • Einbruch bei Werbeeinnahmen erschwert die Finanzierung redaktioneller Leistung.
Schlimmer noch: Die Bedeutung derjenigen Medientitel, die wenig zur Informationsqualität beitragen, wird weiter wachsen; der recherchierende, einordnende Journalismus gerät weiter unter Druck.

Da sich die Presse sich vermehrt an den Unterhaltungsbedürfnissen der Konsumenten orientiert, «statt an Informationsbedürfnissen der Staatsbürger» ist nach Ansicht von Imhof das Funktionieren der Demokratie in der Schweiz gefährdet. Mit seinen Forschungsdaten will er nun die Diskussion über Aufgabe und Qualität der Medien fördern.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

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