Samstag, 23. Juli 2011

Spam über Banken eindämmen

Das ist ein neuer Ansatz: Weil weltweit 95% aller finanziellen Transaktionen von Spam über nur drei Banken abgewickelt werden, wollen Wissenschaftler von drei Universitäten nun den Spammern das Handwerk über die Banken legen.

Ein 15-köpfigen Forscherteams aus Berkeley, San Diego und Budapest die Geschäftspraktiken von Spammern untersucht. Die Studie besteht aus einem technischen und einem finanziellen Teil. Technische wurden URL aus knapp einer Milliarde Spam-Nachrichten aufgerufen und die Weiterleitungen analysiert.

Anschliessend wurden Produkte gekauft und mit der Hilfe einer Bank die Geldflüsse analysiert. In 95% aller Fälle landete das Geld auf einer von nur drei Banken. Die Forscher sind der Ansicht, dass Hostinganbieter und Registrare als Ansatzpunkte im Kampf gegen Spammer unattraktiv seien, weil es einfach ist von einem Hoster oder Registrar zu einem anderen zu wechseln. Der Wechsel einer Bank hingegen ist deutlich aufwendiger.

Christian Kreibich vom International Computer Science Institute in Berkeley fordert, den finanziellen Aspekt des Spam-Geschäfts explizit in Gegenmassnahmen einzukalkulieren. Angeprangerte Banken haben auf Anfragen der Neuen Zürcher Zeitung nicht reagiert. Wenn man aber weiss, dass es bereits reicht, wenn ein Einziger von 12,5 Millionen Spam-Empfängern auf ein Werbe-E-Mail reagiert, dass die Kriminellen Ende Jahr reich sind, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis die Politik sich der Sache annimmt, denn es handelt sich nur um eine neue Form von organisierter Kriminalität, die wie etwa die Mafia international operiert.

Die Einsicht ist, dass Spam nicht nur rein technisches Problem ist. Endlich zeigen nun Forscher konkret, wie technische und finanzielle Ansätze kombiniert werden können, was wichtig ist, wenn man weiss, dass auch heute noch nur schon mit den e-Mails aus dem Botnetz Storm pro Tag etwa 11'000 Franken Umsatz generiert wird.

Interview mit Christian Kreibich in der NZZ lesen

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