Im Notfall müsse die ethische Frage «Mensch oder Tier?» zugunsten des Menschen entschieden werden, schrieb die NZZ am 24. November 2009. Dachte ich ich auch. Doch während dem Lesen kamen erste Zweifel auf: Wenn jemand über den Zaun klettert, den Graben überspringt und eine Mauer überwindet, um in ein Bärengehege zu gelangen und der Bär sich dann natürlich verhält, indem er sein Revier verteidigt, soll dann «Mensch vor Tier» absolut gelten und gegebenenfalls der Bär geschossen werden? Im Falle eines Unfalls wäre die Antwort für mich klar, aber in den im Laufe der letzten Zeit vorgekommenen Fällen (Mutter rennt mit Kinderwagen im Nationalpark einem Bären nach, jemand klettert in Berlin ins Bärengehege, desgleichen in Langenberg «um dem Bären hoi zu sagen» und kürzlich in Bern)? Da habe ich keine Antwort mehr.
Die NZZ weist hingegen richtigerweise auf die Rolle der meistgelesenen (und gehörten und geschauten) Medien hin: Sowohl der Bär im Nationalpark, als auch der «Waisenbub» in Berlin wurden oft als quasi lebendiger Teddybär dargestellt, als Wesen, wie Balu im Disney-Film. Und da stellt sich die ethische Frage nicht mehr nur «Mensch oder Tier», sondern viel mehr auch der Informationsvermittlung. Wieweit tragen die Massenmedien im Kampf um Auflagezahlen, Unterhaltung und Infotainment vor allem bei der urbanen Bevölkerung zu einem hier grobfahrlässig falschen Bärenbild bei?
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